Dein Sexleben kann sofort besser werden. Das ist kein leeres Versprechen. Im Gegenteil. Denn hier sind sich alle Experten*innen einig. Die Wissenschaft, Paar- und Sexualtherapeut*innen, Sexblogger*innen und eigentlich alle, die sich sonst noch zu dem Thema äußern. Sie alle sagen, völlig unabhängig von deinen Interessen und Neigungen, diese eine Sache dein Sexleben qualitativ voranbringen wird. Du ahnst es bestimmt auch schon, oder? Genau. Es geht ums Reden.

Das Reden im Bett wichtig ist, mag einem vielleicht wie ein alter Schuh vorkommen, aber leider spricht einiges dafür, dass es immer noch nicht häufig genug geschieht.

Funkstille im Bett

Die Psychologin Sandra Byers hat für einen Zeitraum von 30 Jahren Studien über sexuelle Kommunikation ausgewertet und ist dabei zu einem recht desolaten Ergebnis gekommen. Die Bereitschaft, selbst in festen Langzeit-Beziehungen, sich sexuell zu offenbaren ist wohl sehr niedrig. Selbst naheliegende Fragen, wie nach den sexuellen Vorlieben oder Abneigungen des oder der Partner*in, konnten die Befragten in mehreren Studien oft nicht richtig beantworten, fand Byers heraus.

Sexuelle Kommunikation scheint offenbar schon bei pragmatischen Fragen ins Stocken zu geraten. Die Psychologin Laura Widman leitete eine Studie zur sexuellen Kommunikation zwischen Jugendlichen. Dabei ging es nicht um sexuelle Vorlieben, sondern um den Austausch über Safer-Sex-Praktiken. Von den 603 befragten Jugendlichen sprachen 54 Prozent überhaupt kein Sex-Thema mit dem*der jeweiligen Partner*in an. Und dazu gehörte allein schon die Frage, ob ein Kondom benutzt wird.

Reden im Bett scheint also nicht so einfach zu sein. Woran mag das liegen? Nun, wenn sich zwei Menschen nackt im Bett begegnen, sind sie eben nicht alleine. Denn es sitzen noch viele gesellschaftlich und kulturelle Erwartungen neben ihnen auf der Bettkante. Körperbilder, Geschlechterrollen, Leistungsdruck – all das spielt eine Rolle und sorgt quasi für Störfeuer in der Kommunikation. Hinzu kommt, das Sex nichts ist, was man allein durch Leidenschaft lernt. Denn Leidenschaft sagt einem nicht, wie es am meisten Spaß macht.

Für guten Sex müssen wir uns austauschen. Auch diese Erkenntnis wurde schon in etlichen Studien nachgewiesen. Die oben erwähnte Sandra Byers hat herausgefunden, dass sexuelle Kommunikation nicht nur ganz konkret die Zufriedenheit erhöht, bei der Frage nach Techniken und Stellungen beispielsweise. Sie lässt Partner*innen auch intimer miteinander werden.

Ja, aber wie?!

Soweit die Theorie. Aber wie kann das Reden im Bett denn nun gelingen, wenn man sich einfach nicht traut? Man sollte sich zweierlei Dingen bewusst sein: Wenn sich zwei Menschen gemeinsam nackt machen, können sie Schamgefühle getrost beiseite lassen. Denn die Intention ist doch klar: Man will Sex haben. Man hat Lust darauf. Und zu dieser Lust sollte man stehen, denn sie ist Teil von uns.

Soviel zum Setting. Nun zum zweiten Schritt, der eigentlich auch nicht schwer ist. Viele Menschen, die ich befragt habe, glauben, sie würden schon genügend im Bett reden. Aber auf Nachfrage sind es dann nur Dinge wie "War das gut für dich?", "Was möchtest Du machen?" oder "Magst Du das auch?". Da musste ich leider erwidern: Das ist kein Gespräch, dass ist ein Floskelaustausch.

Über Sex zu reden, bedeutet viel konkreter zu werden. Keine offenen Fragen zu stellen. Denn meistens kommen auf oben genannte Fragen eben nur höfliche bis unspezifische Antworten zurück. Damit kann man nichts anfangen. Statt "Was möchtest Du machen?" eher "Willst Du mir zeigen, wie ich deine Klitoris berühren soll?" oder "Habe ich eben zu heftig an deiner Eichel gespielt?" Konkret nachfragen, Körperstellen ganz spezifisch benennen. So bekommt ein Paar direktes Feedback voneinander und kann lernen, was den oder die andere*n anmacht und was nicht.

So über Sex zu reden erfordert Mut. Dafür muss man sich schon einen Ruck geben. Aber wer sich diesen Ruck erstmal gegeben hat, der wird belohnt.