Kommende Woche erscheint ein weiteres Enthüllungsbuch über US-Präsident Donald Trump. Der Journalist Bob Woodward hat es verfasst, in den USA ist er eine Legende des Investigativjournalismus: In den 1970er-Jahren deckte Woodward gemeinsam mit Carl Bernstein den Watergate-Skandal auf. Ihre Recherche zwang den damaligen Präsidenten Richard Nixon zum Rücktritt.

Für sein Buch Rage hat Woodward 18 Mal persönlich mit Donald Trump Interviews geführt. Zudem hat er zahlreiche dem Präsidenten nahestehende Personen aus der US-Regierung befragt. Herausgekommen ist ein Buch, das dem Image Trumps wohl erheblich schaden und den Wahlausgang entscheidend beeinflussen könnte.

US-Medien wie die Washington Post veröffentlichten bereits erste Auszüge – und jetzt erzürnt ein Interviewmitschnitt mit Äußerungen Donald Trumps zum Coronavirus viele US-Amerikaner*innen. Zahlreiche Nutzer*innen auf Twitter kritisieren unter dem Hashtag #TrumpLiedPeopleDied das Corona-Krisenmanagement des Präsidenten.

Trump wusste, wie gefährlich das Coronavirus ist

Woodward hat sämtliche seiner Gespräche mit dem Präsidenten aufgenommen, so auch ein Gespräch vom 7. Februar. Darin bewertete Trump das Coronavirus als "deadly stuff", als tödliche Sache. "Es ist sogar tödlicher als eine schwere Grippe", sagte er. Joe Biden, der Präsident*innenschaftskandidat der Demokrat*innen, hat die Aussagen Trumps bereits in einem Zusammenschnitt für seinen Wahlkampf genutzt.

Im Februar ist Trump also bereits bewusst gewesen, dass das Coronavirus hoch ansteckend ist und sich über Atemwege überträgt, wie die Gespräche mit Woodward bezeugen. In der Öffentlichkeit hatte Trump jedoch so getan, als bestünde keine Gefahr. Am 5. März erklärte der Präsident in einem Fox-Interview sogar, eine Covid-19-Erkrankung verlaufe mild und man könne auch mit dem Virus zur Arbeit gehen.

Trump weigerte sich, bei Terminen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, erst Ende Juli änderte er seine Meinung. Zwischenzeitlich irritierte er mit kruden Vorschlägen, dass auch mal geprüft werden könne, ob es nicht hilfreich sei, Desinfektionsmittel zu trinken, später wollte er diese Aussage als Sarkasmus verstanden wissen.

"Ich wollte das immer herunterspielen", sagte Trump in einem weiteren Interview mit Woodward im März, "ich spiele es immer noch herunter, weil ich keine Panik erzeugen will." Diese Aussage wiederholte Trump auch in einer Pressekonferenz als Reaktion auf die Veröffentlichung der Woodward-Gespräche. Doch in den sozialen Netzwerken ist unter den Hashtags #TrumpTapes und #TrumpLiedPeopleDied für viele klar: Trump hat einen furchtbaren Job gemacht. In den USA sind inzwischen 190.000 Menschen an einer Covid-19-Erkrankung gestorben, das Land verzeichnet prozentual auf die Bevölkerung gerechnet die meisten Infektionen weltweit. Manche User*innen auf Twitter hoffen, dass die Veröffentlichung von Woodward den aktuellen Präsidenten aus dem Amt befördern wird.

Joe Biden schrieb auf Twitter: "Wenn Donald Trump nur zwei Wochen früher gehandelt hätte, hätten allein im März und April 54.000 Menschenleben gerettet werden können." Trumps Krisenmanagement sei eine "nicht zu rechtfertigende Pflichtverletzung".

Donald Trump gibt sich auf Twitter indes unbeeindruckt. Er schrieb, es handele sich bei den Geschichten um eine weitere von vielen "Fake Stories" – und Bob Woodwards Buch sei langweilig.

mh