Als Donald Trump ankündigte, die USA wolle sich mit Nordkorea zu Friedensgesprächen treffen, wurde die Welt hellhörig. Der wankelmütige Twitterpräsident, ein Friedensbotschafter? Wer hätte das gedacht? Nun kommt es allerdings doch nicht zu diesem Treffen, das für den 12. Juni in Singapur angesetzt war – Trump sagte es offiziell ab.

Es war abzusehen. Die Trump-Regierung ist diplomatisch derart erfolglos und erfahrungsarm, ernsthafte Außenpolitik ist da nicht drin. Zudem fällt es schwer, sich den US-Präsidenten bei einem Gespräch vorzustellen, bei dem es um mehr geht, als um ihn selbst.

Interessant ist daher nicht, dass Trump das Treffen mit Kim Jong-un absagte. Sondern wie.

Ein Brief wie von einem Kleinkind

Trump verfasste eigenhändig einen Brief, in dem er versucht, Nordkorea zu erklären, warum es nun doch nicht zu den geplanten Friedensgesprächen kommen könne. Das Weiße Haus veröffentlichte gestern den Schrieb: Er freue sich über die bisherigen Fortschritte der Kommunikation, schreibt Trump einleitend. Dass Nordkorea sich immer noch Treffen wolle, sei nach der "enormen Wut und offenen Feindseligkeit" einer Aussage über den US-Vize-Präsidenten Mike Pence nun aber völlig irrelevant.

Eine nordkoreanische Außenministerin hatte Pence' Bemerkung, Nordkorea könne wie Libyen enden, kürzlich als dumm und ignorant bezeichnet. Zudem äußerte sie, dass es dem Land egal sei, ob man sich in einem Meetingraum treffe, oder einen Atomkrieg gegeneinander führe.

Sicherlich: Auch Nordkoreas Regierung scheint die gängigen Regeln einer respektvollen und gewaltfreien Kommunikation noch nie gehört zu haben. Entgegen des Sprichworts, nachdem der Klügere nachgibt, entschied sich Trump für einen verbalen Gegenangriff. Wortwörtlich schrieb er:

Ihr redet über eure nuklearen Mittel, aber unsere sind so massiv und mächtig, dass ich zu Gott bete, dass sie nie benutzt werden müssen."

Das ist schon ein starkes Stück. Zur Erinnerung: Der Mann ist 71 Jahre alt und hatte insofern lange die Gelegenheit, der Pubertät zu entwachsen.

Im weiteren Verlauf des Briefs dankt Trump Nordkorea noch dafür, dass Geiseln freigelassen wurden, es sei eine wunderschöne Geste. Der Welt, und vor allem Nordkorea, sei eine großartige Gelegenheit für Frieden, Wohlstand und Reichtum entgangen. Diese verpasste Gelegenheit sei ein wirklich trauriger Moment in der Geschichte.

Zusammengefasst: Ihr seid schuld. Wir sind viel besser als ihr. Alles ist sehr traurig. Statt zwei ordentliche Sätze mit einer emotionslosen Absage zu formulieren, schwadroniert Trump 18 Zeilen lang darüber, wie unfehlbar die USA sei. Als würde ein 12-Jähriger sich beim Spielen im Wald auf die Brust trommeln. Es ist das alte Trump-Schema – auf Reiz folgt Reaktion.

Trump geht so leichtfertig mit der Reputation seines Landes um, dass es schmerzt

Nur ist das alles überhaupt nicht witzig. Wir sprechen hier nämlich nicht über die Fehde zweier Klassenkameraden, die sich gegenseitig die Wurst von der Stulle klauen. Sondern über zwei Männer, die jederzeit Langstreckenraketen in ein Land ihrer Wahl schicken könnten. Zumindest Trump hat das in seiner Amtszeit schon einmal getan.

Der Brief zeigt einmal mehr, was die USA sich mit diesem Präsidenten eingebrockt hat. Niemand vor ihm hat die Reputation des Landes derart leichtfertig mit den Füßen getreten, wie er es tut. Umso schlimmer, dass die Aufschreie nach seinen Eskapaden immer seltener werden. Solch ein Brief, etwa von seinem Vorgänger, wäre noch vor zwei Jahren als ein beispielloser Affront um die Welt gegangen. Doch Trump hat es tatsächlich geschafft, diesen Wahnsinn zur Normalität werden zu lassen.

So reagieren Menschen auf Trump mit nur einem Gesichtsausdruck

Noch niederschmetternder ist da nur die erneute Desillusionierung: Trump ging es nie um echten Austausch, echte Politik, echten Frieden. Alles, was er möchte, ist sich immer und immer wieder als der mächtigste Mann der Welt zu inszenieren. Schlimm genug, dass er das faktisch auch ist.