Diese Woche trafen sich US-Präsident Donald Trump und der Machthaber Nordkoreas Kim Jong-un in Singapur für einen sogenannten historischen Gipfel. Gemeinsam unterschrieben sie ein Papier: Kim verspricht eine atomare Abrüstung, Trump verspricht im Gegenzug Sicherheitsgarantien. Eine Annäherung, die vor wenigen Monaten wohl nur wenige für möglich gehalten hätten. Im August vergangenen Jahres wollte Trump Nordkorea noch mit "fire and fury" begegnen, im Januar 2018 schwärmte er vom riesigen roten Atomknopf auf seinem Schreibtisch. Aus Drohungen wurde nun lächelndes Händeschütteln, plötzlich ist die Rede von guten Beziehungen und einem Auftakt für den Frieden.

Wie genau es zu dieser recht schnellen Annäherung kam, ist nicht so hundertprozentig nachvollziehbar. Bekannt ist aber, dass bei diesem Treffen ein Video gezeigt wurde, vom Weißen Haus selbst produziert, wahrscheinlich um Überzeugungsarbeit zu leisten. Darin ist von zwei alternativen Wegen für Nordkoreas Zukunft die Rede. Der eine Weg führe zurück in ein Land mit Kriegen und Armut, Schwarz-weiß-Sequenzen zeigen leere Supermarktregale, heruntergekommene Wohnviertel, Kampfjets und Raketen. Der andere führe nach vorne in eine neue Welt voller Freundschaft und Respekt. Farbbilder zeigen nun dynamische Städte, lachende Kinder, Fabriken und die neuesten technologischen Entwicklungen.

Die Botschaft, die Trump damit senden möchte, ist klar: Die USA sind das beste Land der Erde. Und nur mit seiner Hilfe kann Nordkorea mindestens genau so gut zu werden. Wenn sich Machthaber Kim-Jong-un nur darauf einlassen würde. "Wird er die Hand des Friedens schütteln? Wird er sich dafür entscheiden, sein Land nach vorne zu bringen? Wird er der Held seiner Leute sein? Und einen Wohlstand genießen, wie er ihn noch nie gesehen hat?", fragt der Sprecher im Trailer mit basslastiger Stimme, während weiße Pferde über Sandstrände galoppieren, die neuesten Drohnen Pakete liefern und Kinder Autoscooter fahren.

Produziert habe das epische dreieinhalb minütige Video die Firma Destiny Pictures, so steht es zumindest im Video. Inhaber Mark Castaldo in Los Angeles sagte allerdings: "Wir hatten mit diesem Film nichts zu tun. Propaganda, all diese Sachen, das ist nichts, was wir machen würden." Warum neben goldenen Sonnenaufgängen, Skylines und Hochgeschwindigkeitszügen auch die nordkoreanische Flagge zwischen den Pyramiden Ägyptens, dem Taj Mahal und dem Deutschen Reichstag flattert, ist auch nicht so ganz klar.

Das Video wurde Reporter*innen am Dienstag in einem Auditorium gezeigt, die nicht so ganz glauben können, was sie da sehen. War das ernst gemeint? Ein Korrespondent der AFP-Agentur twitterte: "Sie spielen ein Propagandavideo vor Trumps Presseauftritt. Was passiert hier gerade?" Als Trump auf die Bühne kam, um von seinem Treffen mit Kim zu berichten, sagt er zu den Reporter*innen: "Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen. Ich dachte, es wäre gut. Ich dachte, es wäre interessant genug, zu zeigen … Und ich denke, er hat es geliebt." Spätestens jetzt wurde klar, dass es sich bei dem Film um keine Satire handelt.