Seit mehr als drei Monaten geht Greta Thunberg freitags nicht zur Schule. Stattdessen sitzt die 15-Jährige auf den Stufen vor dem schwedischen Parlamentsgebäude in Stockholm und protestiert: für einen radikalen Wandel in der Klimapolitik. An ihrem ersten Tag dort, wenige Wochen vor den schwedischen Parlamentswahlen, verteilte sie Handzettel mit einer klaren Botschaft:

Wir Kinder tun oft nicht das, was ihr uns sagt. Wir tun das, was ihr tut. Und weil ihr Erwachsenen auf meine Zukunft scheißt, tue ich das auch. Mein Name ist Greta, und ich bin in der neunten Klasse. Und ich bestreike die Schule für das Klima bis zum Tag der Wahl.
Greta Thunberg

Ihren Protest setzte sie auch nach den Wahlen fort. Mittlerweile ist Greta zu einem Gesicht des globalen Kampfes gegen den Klimawandel geworden. Andere Schüler*innen folgen ihrem Vorbild. In Australien zogen vergangene Woche Tausende vor das Parlament in der Hauptstadt Canberra, sehr zum Zorn des australischen Präsidenten Scott Morrison. Und Gretas Aktion wirkt bis in die höchsten Ebenen: An diesem Montag trifft sie den UN-Generalsekretär António Guterres, pünktlich zum Start der 24. UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz.

Ausgerechnet in Polen könnte man sagen – wo Kohlekraft im Herbst und Winter auch zum Heizen genutzt wird und knapp 80 Prozent der Stromproduktion aus der Kohleverbrennung gewonnen wird. Genau hier soll in den kommenden zwei Wochen über die Reduzierung von CO2 beraten werden. Die Lage ist ernst: Laut des aktuellen Reports des UN-Umweltprogramms von Ende November müssen die Anstrengungen verdreifacht werden, um die globale Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten zu halten.

Die USA und Brasilien haben sich vom Pariser Klimaabkommen abgewendet

Auf dieses Ziel hatte sich die Weltgemeinschaft beim vorherigen Klimagipfel in Paris 2015 geeinigt. Die Beschlüsse gelten als historisch, nun müssen klare Regeln für die Umsetzung folgen. Einer der größten Verursacher von Treibhausgasen hat sich jedoch aus dem Abkommen von Paris zurückgezogen: die USA. US-Präsident Donald Trump bekräftigte diese Entscheidung beim G20-Gipfel in Buenos Aires am Wochenende. Die übrigen Staaten betonten jedoch, dass das Abkommen unumkehrbar sei. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) mahnte, sich nicht davon beirren zu lassen, wenn sich große Staaten wie die USA oder Brasilien wegduckten. "Die Vernunft wird sich nicht dauerhaft aufhalten lassen." Doch gerade Brasilien, wo im Januar Jair Bolsonaro das Amt des Präsidenten übernimmt und einen Klimaleugner als Umweltminister einsetzen wird, galt beim Klimaschutz als wichtiger Vermittler zwischen Industrie- und Schwellenländern.

Zum Beginn des Gipfels hat die Weltbank 200 Milliarden Dollar für Entwicklungsländer zugesagt – eine Verdopplung der bisherigen Klimahilfen, die von 2021 bis 2025 ausgezahlt werden sollen. Unterstützung wollen die Industrienationen außerdem über die Grünen Klimafonds (GCF) bereitstellen. Ab 2020 sollen darüber 100 Millionen Dollar jährlich mobilisiert werden. Wie die Summe zusammenkommen soll, ist noch nicht ganz klar.

Deutschland wird seine Klimaziele absehbar verfehlen

In Kattowitz werden die Staaten auch offenlegen, was sie seit dem Pariser Klimagipfel erreicht haben. Es ist kein Geheimnis, dass Deutschland seine Klimaziele absehbar verfehlen wird. Eine Kohlekommission gibt es zwar, doch die hat ihre Ergebnisse vertagt. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wird gar nicht an der Klimakonferenz teilnehmen. Sie empfängt stattdessen am Montag Oberbürgermeister zur Dieselgipfel in Berlin. Die EU hat derweil eine Langzeitstrategie entwickelt und plant eine klimaneutrale Union, bis 2050.

Greta Thunberg fordert, dass wohlhabende Länder wie Schweden ihre Emissionen um 15 Prozent reduzieren. So steht es auch im Pariser Klimaabkommen. Nach Kattowitz ist selbstverständlich nicht mit dem Flugzeug gereist. Ihr Vater hat sie mit dem Elektroauto nach Polen gefahren.