Auf Instagram sind wir alle Selbstdarsteller*innen. Bereits 2013 (und damals waren noch Polaroid-Filter angesagt) erkannte der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich, dass es bei den Fotos, die wir in dem sozialen Netzwerk hochladen, weder um die "Vergegenwärtigung von Gewesenem noch um die Beglaubigung einer Wahrheit" geht. Die Fotografie hätte sich von einem Medium der Dokumentation und Erinnerung zu einem Medium der Kommunikation verwandelt, stellte Ullrich fest. Der*die Smartphonenutzer*in habe bei einer Aufnahme bereits die Personen im Kopf, die das Foto am Ende empfangen.

Soll heißen: Mit jedem Bild, das auf Instagram oder einer anderen sozialen Plattform landet, kommunizieren wir, was wir gerade machen oder wie es uns gerade geht. Dabei haben sich mit der Zeit feste visuelle Codes etabliert, Hashtags bestärken eine Erwartungshaltung. Von #urbanjungle bis #fromwhereieat glauben wir zu wissen, was uns auf dem Bild gezeigt werden soll.

Egal wer wo postet, die Bildsprache ähnelt sich stark. Wie sehr, zeigt beispielsweise das sarkastische Video von Oliver KMIA, der Beiträge unter dem Hashtag #instatravel zusammengeschnitten hat. Reisepassbilder und nackte Beine am Strand wiederholen sich. Obwohl die Tourist*innen aus aller Welt kommen, sprechen sie eine universelle Bildsprache.

Emojis als universelle Sprache

Gleichzeitig bedienen wir uns noch eines anderen weltweit verständlichen, digitalen Kommunikationsmittels: der Emojis. Sie helfen uns, Online-Unterhaltungen dem mündlichen Dialog anzunähern, Begeisterung, Missgunst, Empörung auszudrücken oder einfach nur einen Satz um ein hübsches Bildchen zu ergänzen. Auf Instagram kommen sie außerdem oft in Bildunterschriften zum Einsatz, reflektieren die Bildsprache und dienen als Hashtag dazu, optisch ähnliche Fotos zu finden. Beispiel: ein Kaktus-Emoji unter einem Kaktus-Foto.

Mit unserer Fotostrecke Emoji-Land wollen wir zwei Sachen offensichtlich machen: Zum einen, wie eine einheitliche, globale Bildsprache entstanden ist, der man sich als User*in kaum entziehen kann. Zum anderen versteckt sich in jedem unserer Bilder eine zweite Botschaft, ein Emoji, das aber aufgrund der nahtlosen Eingliederung in die Gesamtästhetik zunächst völlig übersehen wird. Durch diese Verflechtung spitzen wir das Verwischen von Realem und Digitalem in unserem Leben zu.

Die Bilder sollen zeigen, dass wir uns in sozialen Netzwerken immer mehr anpassen, uniformieren.

Die Instagram-Fotografie hat sich längst in einer eigenen Bildsprache verloren, die genauso universell verstanden wird wie Emojis. Die Bilder sollen zeigen, dass wir uns in dem sozialen Netzwerk immer mehr anpassen, uniformieren – ebenso, wie Emojis durch ihre limitierte Anzahl nur eine marginale Aussagekraft besitzen.

Wir kommunizieren immer mehr mit Bildern

Die Tatsache, dass es bei Instagram schon lange nicht mehr um reine Momentaufnahmen, ums Knipsen geht, verleitete auch den Kunsthistoriker Ullrich zu der Annahme, dass sich grafische und fotografische Ästhetiken immer weiter vermischen. Er vermutete, dass immer stärker darauf abgezielt würde, den Bildern eine bestimmte Gefühlsqualität zu verleihen und sie zu gut verständlichen Symbolen zu machen.

Die Kommunikation mit Bildern, so prognostizierte er, würde für viele Menschen zu einem selbstverständlichen Teil des täglichen Soziallebens: "Wo man im Moment noch rein grafische Smileys und Emoticons einerseits und Fotos andererseits verschickt, werden sich diese beiden Extremformen vielfältig einander annähern."