"Solidarität statt Ausgrenzung – für eine offene und freie Gesellschaft", so lautet das Motto von #unteilbar. Ein Team aus Privatpersonen und unterschiedlichen Organisationen arbeitet seit Monaten für die Großdemonstration, die am 13. Oktober in Berlin stattfinden soll. Mit einer der Organisator*innen haben wir gesprochen. Theresa Hartmann verantwortet die Öffentlichkeitsarbeit von #unteilbar. "Ich mache viel Engagement, so ein unsexy Wort", sagt sie lachend. Theresa arbeitet ehrenamtlich fünfzehn Stunden pro Woche als Pressesprecherin für #unteilbar. Neben ihrem Engagement studiert sie Kulturwissenschaften in Berlin.

ze.tt: Theresa, was ist #unteilbar?

Theresa Hartmann: unteilbar wurde im Sommer dieses Jahres gegründet von einigen Anwältinnen aus Berlin. Es sind ganz schnell viele aktive Menschen dazu gekommen und über den Sommer gründete sich ein Demo-Bündnis. Viele Personen und Organisationen aus Berlin kamen dazu – mittlerweile auch Leute und Organisationen aus ganz Deutschland.

Wie bist du dazu gekommen, dich bei #unteilbar zu engagieren?

Ich arbeite schon länger in unterschiedlichen feministischen Zusammenhängen in der Öffentlichkeitsarbeit. Als das Bündnis mich fragte, ob ich Lust hätte, mitzumachen, musste ich nicht lange überlegen.

Was hat dich überzeugt?

Das Zusammenbringen unterschiedlicher Kämpfe hat dafür gesorgt, dass ich sofort zugesagt habe. Ich finde es gut, dass #unteilbar sich nicht nur auf ein Thema beschränkt. Stattdessen geht es um politische Kämpfe, die an unterschiedlichen Stellen geführt werden. Bei der Seebrücke gegen die Kriminalisierung, bei den Protesten gegen das neue Polizeiaufgabengesetz in Bayern und rund um Rechtspopulismus und die Ereignisse in Chemnitz. Dem möchten wir jetzt etwas entgegen stellen. Und zwar gemeinsam. An einem Tag, an dem dieses Lager der Gesellschaft zusammen kommt und gemeinsam auf die Straße geht.

Reicht ein Tag, um wirklich etwas zu verändern?

Nein, absolut nicht. Ein Tag reicht auf keinen Fall. Gerade braucht es sehr viel Zeit, diese große Demonstration zu organisieren. Aber wir wollen danach auf jeden Fall einen Prozess in Gang bringen. Vor Ort in unterschiedlichen Städten. Die Demo ist gut, um ein Zeichen zu setzen für Solidarität und gegen Rassismus. Aber darüberhinaus muss es natürlich weitergehen.

Wer oder was ist denn eigentlich unteilbar, also der Slogan eures Bündnisses?

Unteilbar ist gerade ein sehr großer Teil der Gesellschaft, der sich nicht spalten lassen will. Ein großer Teil der Gesellschaft, der für Solidarität, Humanismus und Menschenrechte steht. Mit der Demonstration wollen wir abbilden, dass wir uns nicht spalten lassen von der Polarisierung der Gesellschaft und dem Rechtsruck, den wir mit Sorge betrachten.

Unteilbar ist also ein Teil der Gesellschaft?

Ja. Die Leute, die in Chemnitz Menschen gejagt haben, gehören ganz sicher nicht zu diesem Lager der Gesellschaft. Wir müssen eine klare Kante gegen Rassismus ziehen.

Auf eurer Webseite gibt es Informationen in Gebärdensprache. Wie inklusiv wird die Demonstration sein?

Wir versuchen alles so inklusiv wie möglich zu organisieren. In unserem Bündnis sind viele migrantische Selbstorganisationen dabei, wir haben unsere Webseite in einfache Sprache übersetzt. Wir möchten versuchen, Leute zu erreichen, die sich sonst nicht von einem weißen akademischen Aktivist*innenkreis angesprochen fühlen. Besonders freue ich mich, dass auch viele kirchliche und muslimische Vereine dabei sind. Wir haben einen großen LGBTI-Block auf unserer Demo und versuchen, so viele Menschen wie möglich dabei zu haben. Für Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, wird es auch Busse geben. #unteilbar wird nicht nur eine Demonstration sein, sondern auch ein Kulturprogramm.

Woran misst du den Erfolg von #unteilbar?

Uns geht es nicht um eine bestimmte Personenanzahl. Der Prozess, wie #unteilbar schon jetzt läuft, ist für mich ein Erfolg. Das Bündnis ist so groß und breit und wir haben jetzt schon Leute aus der Schockstarre herausgeholt. Viele Leute kommen auf uns zu und wollen mitmachen. Unser Aufruf ist ein Selbstläufer geworden.

Was wird am Samstag auf deinem Demo-Schild stehen?

Wahrscheinlich werde ich keins haben, weil ich den ganzen Tag mit anderen Dingen beschäftigt sein werde. Aber auf meinem Schild würde stehen, dass ich es falsch finde, dass viele soziale Fragen aktuell auf dem Rücken Geflüchteter ausgetragen werden. Okay, das passt nicht auf ein Schild. (lacht) Ich sehe, dass es viele Herausforderungen gibt in der Pflege, in der Gesundheitspolitik. Diese Herausforderungen werden umgangen und dafür wird die Migration ausgenutzt. Das macht mich wütend.

Wie können Leute, die vielleicht nicht an der Demonstration teilnehmen können, sich im Alltag für die Ziele von #unteilbar einsetzen?

Alle können unseren Aufruf unterzeichen. Außerdem können wir Spenden weiterhin gut gebrauchen. Abgesehen davon ist es total gut, wenn man sich überlegt, wie man das Konzept von #unteilbar bei sich selbst vor Ort umsetzen kann. Vielleicht auch eine Demonstration organisieren? Oder einen runden Tisch, an dem man darüber spricht, was man dem Rechtsruck in der eigenen Stadt oder Gemeinde entgegen stellen kann.

Mit welchem Gedanken willst du am 13. Oktober nach der Demonstration ins Bett gehen?

Egal wie viele Leute auf der Demonstration gewesen sind, werde ich mit dem Gedanken ins Bett gehen, dass es ein Erfolg war. Weil wir die Themen auf die Straße gebracht haben. Diese Demonstration wird viele Menschen abgebildet haben. Darauf freue ich mich.