Raucherpausen während der Arbeitszeit sind gegenüber den nichtrauchenden Kolleg*innen unfair. Der Geschäftsführer einer Firma in Tokio hat sich nun eine Lösung dafür ausgedacht. Dass Rauchen gesundheitsschädlich ist, wissen Nichtraucher*innen genauso wie Raucher*innen. Letztere tun es trotzdem. Weil es ihnen schmeckt, weil sie gesundheitliche Schäden in Kauf nehmen, weil sie suchtbedingt nicht aufhören können, aber vielleicht eigentlich wollen. In Deutschland rauchen ungefähr 20 Millionen Menschen über 18 Jahren, etwa ein Viertel davon stark, das sind mindestens 20 Zigaretten täglich.

Eine Zigarette zu rauchen dauert je nach Lungenvolumen, Zeitstress und Inhalierwucht durchschnittlich fünf bis sieben Minuten. Und je nachdem, wie viele Zigaretten eine Person täglich raucht und wie kulant der*die Vorgesetzte mit ihrem Suchtverhalten umgeht, kann es den Arbeitstag ein Stück weit verkürzen.

Raucher*innen arbeiten also täglich ein bisschen weniger als Nichtraucher*innen. Das ist unfair. Auf das Jahr gerechnet sind das ungefähr sechs ganze Arbeitstage weniger, findet zumindest der Geschäftsführer der Marketingfirma Piala Inc. in Tokio. Er hat beschlossen, seinen nichtrauchenden Mitarbeiter*innen so viele Tage im Jahr zusätzlich bezahlten Urlaub zu geben.

Mehr Urlaub für faire Verhältnisse

Mit dieser Änderung reagierte er auf Beschwerden aus der Belegschaft. Die Raucherpausen hätten außergewöhnlich lange gedauert, da sich das Büro mit 120 Angestellten im 29. Stockwerk befindet. Um zu rauchen, mussten die Betroffenen jedes Mal ins Erdgeschoss fahren, wodurch sie eine ansonsten kurze Pause zu einer mindestens 15-minütigen Unterbrechung ausdehnten.

Der Geschäftsführer habe eine anonyme Nachricht aus der unternehmensinternen Feedback-Box gezogen, auf der das Problem beschrieben stand. "Einer unser nichtrauchenden Mitarbeiter hat Anfang des Jahres eine Nachricht in die Vorschlagsbox gesteckt, dass Raucherpausen Probleme verursachen würden", sagte Unternehmenssprecher Hirotaka Matsushima zu The Telegraph. "Also geben wir Nichtrauchern etwas Extra-Zeit, um das zu kompensieren."

Anreize schaffen, gesünder zu leben

Weltweit sterben laut eines Berichts der UN-Gesundheitsorganisation (Pdf) etwa sieben Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Als der Bericht im Juli dieses Jahres vorgestellt wurde, machte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus diese Zahl mit einem Beispiel deutlicher: "Das ist so, als ob man die gesamte Bevölkerung von Bulgarien oder Paraguay jedes Jahr auslöschen würde."

Die neue Regelung bei Piala Inc. gilt seit zwei Monaten. Damit sollen nicht nur ungleiche Arbeitszeiten angepasst, sondern auch Raucher*innen dazu bewegt werden, ihre Sucht aufzugeben. Wenn schon gesundheitliche Folgen nicht Grund genug sind, dann ist es vielleicht die Aussicht auf mehr Freizeit.