Ja, okay – nach all dem Eingesperrtsein, dem ganzen Lockdown-Homeoffice-Homeschooling-Stress hast du dir ein paar Tage Urlaub verdient. Einfach weg, raus, was anderes sehen. Doch so verständlich, berechtigt und nachvollziehbar der Wunsch nach diesem "Hauptsache, woanders" auch ist: Die Corona-Pandemie ist nicht vorbei.

Zwar hat das Auswärtige Amt die Reisewarnung für EU-Staaten inzwischen aufgehoben und die meisten Länder lassen Tourist*innen wieder einreisen. Auch die Fluggesellschaften weiten ihren Betrieb aus und auf den spanischen Balearen gab es unlängst einen Urlaubstest mit über 10.000 Reisenden aus Deutschland. Doch es ist eben längst nicht alles wie vorher; die Lage bleibt instabil.

"Grundsätzlich kann von der Buchung einer Reise auch in der gegenwärtigen Situation weder abgeraten werden, noch euphorisch dazu animiert werden", sagt Reiserechtsexpertin Eva Klaar von der Verbraucherzentrale Berlin zu ze.tt. "Wichtig ist, dass vorab Informationen eingeholt werden, unter welchen Bedingungen die Reise möglich und durchführbar ist. Dann sollte man sich die Frage stellen: Möchte ich unter diesen Bedingungen reisen oder besser noch abwarten?" Eine Entscheidung, die jede*r für sich selbst treffen müsse.

Einges hat sich geändert, alles Mögliche könnte passieren – deshalb gibt es hier ein paar Dinge, die du in deine Entscheidungsfindung einbeziehen und beim Reisen beachten solltest.

Wo darfst du hin?

Das Auswärtige Amt warnt vor nicht unbedingt nötigen Tourist*innen-Trips ins Ausland. Ausgenommen sind die meisten Länder der EU und die Schengen-Staaten Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz. Vor allem in den USA und Brasilien ist Corona noch immer ein Riesenproblem. Und die Türkei als beliebtes Urlaubs-, aber Nicht-EU-Land fällt auch noch flach, genauso Tunesien, Thailand oder Ägypten.

Das gilt alles erst mal bis Ende August, laut Außenministerium könnten sich da allerdings noch Ausnahmeregelungen und Änderungen ergeben. Vor der Buchung daher unbedingt die Seite des Auswärtigen Amts ansteuern und prüfen, wie der aktuelle Stand ist.

Europa ist also okay, der Rest der Welt eher nicht so. Damit ist doch eigentlich alles klar, oder? Nicht unbedingt. Denn auch die Einreisebedingungen im angepeilten Urlaubsland spielen eine entscheidende Rolle.

Es gibt Länder, in denen nach Ankunft pauschal Quarantäne angesagt ist – so wie beim Nicht-mehr-EU-Mitglied Großbritannien. Nach der Einreise werden erst mal 14 Tage Selbstisolation fällig. Und aus dem schönsten Schottlandurlaub wird nichts, wenn du ihn komplett im Hotelzimmer verbringen musst. Obwohl die britische Regierung soeben angekündigt hat, ab Anfang Juli ein Ampelsystem für Herkunftsländer einzuführen.

In Kroatien beispielsweise gibt es zwar keine Quarantäne, bei der Einreise müssen aber Daten wie Telefonnummer, Mailadresse und die Aufenthaltsorte der vergangenen zwei Wochen angegeben werden. In vielen EU-Ländern werden zudem weiterhin Grenzkontrollen durchgeführt.

Und dann ist da noch Schweden. "Überschreitet ein Land die Neuinfiziertenzahl im Verhältnis zur Bevölkerung von weniger als 50 Fällen pro 100.000 Einwohner kumulativ in den letzten sieben Tagen, bleibt die Reisewarnung bestehen oder wird wieder ausgesprochen. Dies gilt aktuell für Schweden", schreibt das Auswärtige Amt. Das liegt daran, dass Schweden das mit den Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen wesentlich lockerer umgesetzt und deshalb jetzt noch immer viele Fälle hat. Also nicht nach Småland oder Stockholm.

Wie läuft das mit dem Fliegen?

Die Fluggesellschaften fahren Anfang Juli ihr Angebot wieder hoch, vor allem in Richtung beliebter Urlaubsregionen im Süden, wie Spanien. Doch wenn du in diesem Sommerurlaub irgendwo hinfliegen möchtest, solltest du dich auch hier auf ein paar Umstellungen einstellen.

Dazu gehören Masken (über der Nase getragen!) ebenso wie Handdesinfektionsmittel, natürlich in entsprechend kleinen, flugtauglichen Flaschen. Es gibt auch an Flughäfen bereitgestellte Desinfektion.

Die Sicherheitskontrolle wird ebenfalls länger dauern; das bedeutet, es ist mehr Zeit dafür einzuplanen und du musst noch früher los als sonst. Selbstredend ist an Flughäfen der Mindestabstand einzuhalten – auch, wenn sich, wie überall, die Menschen nicht immer alle daran halten. Und Geschäfte und Restaurants sind an Flughäfen gegebenenfalls noch nicht in vollem Umfang wieder geöffnet.

Auch an Bord ist einiges anders. Bei der Lufthansa zum Beispiel ist derzeit nur ein Handgepäckstück erlaubt. Und es ist ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen, sowohl vom Bordpersonal als auch von den Passagier*innen. Plastikvisiere zählen übrigens laut der Airline nicht, "da sie nur die direkt nach vorne ausgestoßenen Tröpfchen abfangen und zur Seite den Atem ausströmen lassen."

Guter Punkt. Kaum irgendwo sitzen Menschen so lange so dicht nebeneinander wie im Flugzeug. Wie soll das mit dem Mindestabstand zusammenpassen? "Wir bemühen uns, die Sitzplätze bei geringer Auslastung möglichst weiträumig über die Kabine verteilt zuzuweisen", heißt es bei der Lufthansa. Gleichzeitig beruft sich die Airline aber auch auf ihre Belüftungsanlagen, die Bakterien und Viren filtern und – in Kombination mit allzeit getragenen Masken – angeblich ganz okayen Infektionsschutz bieten sollen.

Was passiert, wenn im Urlaubsort Corona ausbricht?

Vorab: Umfassende Rückholaktionen seitens der Bundesregierung wie noch im März wird es nicht mehr geben, du reist also auf eigenes Risiko.

Wie genau Maßnahmen zur Einschränkung der Pandemie vor Ort aussehen, hängt maßgeblich davon ab, wo du bist und wer die Reise organisiert hat. Die Verbraucher*innenzentrale rät dazu, bei Pauschalreisen vorher mit dem*der Reiseveranstalter*in Kontakt aufzunehmen und den Pandemiefall abzuklären: "Aus Beweisgründen sollte das schriftlich, gern per Mail erfolgen, um eine nachweisbare Antwort zu erhalten", sagt Eva Klaar. Dazu gehören Aspekte wie potenzielle Quarantäneregelungen im Hotel vor Ort, Rücktransport, Stornobedingungen und so weiter.

Bei einer reinen Flugbuchung ist es laut der Reiserechtsexpertin ratsam, sich vor Flugantritt nach Kulanz- und Umbuchungsregelungen zu erkundigen – ebenfalls schriftlich.

Es ist außerdem sehr sinnvoll, sich das Kleingedruckte bei der Reiserücktrittsversicherung durchzulesen. Im Normalfall greifen solche Versicherungen, wenn nach der Buchung ein*e Versicherte*r krank wird und das von einem*einer Mediziner*in bestätigt wird. Bei einigen Versicherungen jedoch sind Pandemien – wie zum Beispiel aktuell Corona – ausgeschlossen. Das gilt aber nur, wenn das schon vorher drin stand und nicht erst nachträglich hinzugefügt wurde.

Ähnlich ist das bei Auslandskrankenversicherungen. Normalerweise übernimmt sie alle Kosten, wenn du unterwegs krank wirst. Aber bei einigen sind durch Pandemien verursachte Krankheiten und Behandlungskosten von vornherein nicht abgedeckt. Deshalb: lesen.

Das mit der Rückreise ist übrigens auch nicht ohne. Die Bundespolizei behält sich vor, bei auftauchenden Symptomen die Gesundheitsbehörde hinzuziehen, und schreibt in einer Meldung: "Außerdem kann die Einreise verweigert werden, wenn Sie Krankheitssymptome aufweisen."

All das beim Reisen beachten – puh!

Keine Frage: Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, die sich permanent verändern und uns noch lange begleiten wird. "Wie die Entwicklung weitergehen wird, wissen wir alle nicht. Das hängt von der weiteren Entwicklung der Infektionszahlen ab", sagt Reiserechtsexpertin Eva Klaar von der Verbraucher*innenzentrale. Hier sind ein paar fallorientierte Infos für verschiedene Situationen, die bei der Reiseplanung hilfreich sein können.

Falls es dir zu kompliziert und anstrengend sein sollte, all diese Dinge und Details beim Reisen beachten zu müssen – immerhin war das mit den Kontaktbeschränkungen ja schon zermürbend genug –, du aber trotzdem unbedingt etwas anderes sehen willst als die eigene Tapete: Es geht alternativ auch Urlaub in Deutschland. Zelten soll ganz schön sein.