Bei der Wahl erhielt sie 383 von 724 Stimmen. Im EU-Parlament gibt es insgesamt 747 Parlamentarier*innen, 23 von ihnen hatten sich enthalten.

Die ersten Glückwünsche für von der Leyen kamen vom ehemaligen portugiesischen EU-Kommissionspräsidenten (2004-2014) José Manuel Barroso. Er gratulierte kurz nach der Abstimmung per Twitter und schrieb, er denke, dass von der Leyen die Qualität und politische Kompetenz besitze, um das Amt erfolgreich durchzuführen:

Angela Merkel trat nach der Wahl vor die Presse: "Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit", sagte sie. Mit Ursula von der Leyen gebe es zum ersten Mal eine Frau an der Spitze der Kommission. Sie verliere zwar eine langjährige Ministerin, gewinne aber eine neue Partnerin in Brüssel.

Nach mehr als 50 Jahren sei auch endlich wieder eine Deutsche "an der Spitze der europäischen Exekutive", so Merkel. Von 1958 bis 1967 war der CDU-Politiker Walter Hallstein Kommissionspräsident der EU-Vorgängerorganisation Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gewesen.

Der "Schatten der Hinterzimmerpolitik"

Dass Ursula von der Leyen – wenn überhaupt – jedoch nur auf einen knappen Sieg hoffen durfte, hatte sich bereits vor der Wahl abgezeichnet: So hatten etwa deutsche SPD- und Grünen-Politiker*innen zuvor angekündigt, gegen von der Leyen zu stimmen.Die SPD-Abgeordnete Delara Burkhardt, die erst nach der EU-Wahl Ende Mai ins Europäische Parlament gezogen war, kritisierte die Nominierung von der Leyens in einem

Interview als "Hinterzimmer-Personalie". Dass die deutsche Verteidigungspolitikerin Anfang Juli überraschend nominiert worden war, ohne zuvor als Europa-Politikerin oder auch im Wahlkampf aufgetreten zu sein, hatte tatsächlich viele Kommentator*innen aus dem In- und Ausland irritiert.

Auch nach der gestrigen Wahl von der Leyens ist die Meinung uneinheitlich: Viele Kommentator*innen sehen in dem Ergebnis der Abstimmung einen akzeptablen Kompromiss, gleichzeitig aber auch schwere Zeiten auf die designierte Kommissionspräsidentin zukommen.

Denn vor der Wahl hatte sie weitreichende Versprechungen in Richtung Sozialdemokrat*innen und Grünen ausgesprochen – sei es in der europäischen Sozial- oder der Umweltpolitik. Gleichzeitig konnte sie die Wahl jedoch nur mit der Unterstützung rechtspopulistischer bis -extremer und europaskeptischer Fraktionen gewinnen.

Die belgische Zeitung De Standaard kommentierte am

Mittwoch, die Entscheidung der Parlamentarier*innen für Ursula von der Leyen sei nicht "von Herzen" gekommen und "der Schatten der Hinterzimmerpolitik, die dem vorausging", werde noch lange über ihrer Präsidentschaft liegen: "Das gebotene Spektakel wird nur wenige Europäer davon überzeugt

haben, dass die Führer der EU ihre Botschaft gehört und verstanden

haben."

Ein "Rückschlag für von der Leyen"