Der jahrelange Kampf für die Cannabis-Legalisierung in Uruguay hat sich gelohnt: Ab heute heißt es dort wirklich Marihuana libre.

Das Gras ist nun komplett frei, es wird zum einen staatlich angebaut und in Apotheken verkauft – 10 Gramm pro Person pro Woche –, zum anderen dürfen die 3,3 Millionen Menschen sich auch selbst jeweils sechs Pflanzen hochziehen oder können per Mitgliedschaft in einem Club rund 480 Gramm im Jahr bekommen. Der Staat selbst baut in der Hauptstadt Montevideo zwei verschiedene Sorten an.

Das Gesetz ist weltweit einzigartig. Uruguay ist das erste Land der Welt, das Cannabis staatlich kontrolliert, produziert und verkauft.

Das Gramm kostet rund einen Euro – ja, richtig gelesen: einen

Die Praxis unterscheidet sich etwa von der in den Niederlanden, dort wird der Verkauf in den Coffeeshops lediglich toleriert, das Gras stammt aus dem illegalen Handel. Derzeit wird dort diskutiert, ob der Anbau großflächig erlaubt und staatlich kontrolliert werden soll. In den US-Staaten, in denen Gras bisher gekauft werden kann, entstand jeweils ein privater Markt, Produzierende und Verkaufende müssen sich um eine staatliche Lizenz bewerben. In Kanada sollen Erwachsene ab Sommer kommenden Jahres legal konsumieren dürfen.

Das uruguayische Gesetz wurde schon vor vier Jahren während der Präsidentschaft des früheren linken Guerillakämpfers José Mujica – man nennt ihn auch El Pepe – beschlossen. Im Dezember 2013 wurde der Konsum bereits entkriminalisiert. Vorher gab es lange Proteste der kiffenden Bevölkerung. Rund 55.200 Uruguayer*innen rauchen laut Cannabis-Kontrollinstitut täglich Gras, etwa die dreifache Zahl zieht alle paar Wochen an einer Tüte. Damit liegt das Land prozentual gesehen etwa gleichauf mit Deutschland, wo rund 2,8 Millionen Menschen kiffen.

Seitdem die Menschen in Uruguay kiffen dürfen, ist der Konsum nicht angestiegen – ein gängiger Kritikpunkt bei einer Legalisierung, der damit entkräftet sein dürfte.

Wegen Problemen bei der Umsetzung des Gesetzes verzögerte sich der Verkaufsstart in Uruguay mehrfach. Die Vorbehalte der Apotheken waren lange groß, sie weigerten sich anfangs, mitzumachen, weil sie befürchteten, Kundschaft zu verlieren.

Uruguay verspricht sich durch den verstaatlichten Verkauf, den illegalen Handel zu zerschlagen. Das Land legt dafür ordentlich vor: Cannabis kostet in der Apotheke umgerechnet nur etwa einen Euro pro Gramm. Damit ist es viel – also viel, viel, viel – günstiger als bei Dealer*innen. Dort bekommt man qualitativ eher minderwertiges Gras für sieben bis zehn Euro. "Wir müssen ihnen das Geschäft entreißen. Wir müssen der Mafia das Geschäft kaputt machen", sagte der damalige Präsident Mujica, als er für sein Vorhaben warb. Das ist nun gelungen: Jetzt bestimmen nicht mehr Drogenbosse den Preis sondern der Staat.

Wie der Schwarzmarkt reagieren wird, ist noch nicht vollends abzusehen. Zumindest gibt es Kritik vonseiten der politischen Opposition, dass sie sich dann eben auf härtere Drogen spezialisieren werde und in der Folge auch die Zahl der Konsument*innen ansteigen werde.

Kiff-Touris, ihr braucht gar nicht erst den Flug buchen

Wer in Uruguay kiffen möchte, muss sich dafür registrieren lassen. Bisher wird davon ausgegangen, dass sich rund 15.000 Konsument*innen registriert haben. Ein Kifftourismus soll allerdings nicht entstehen: nur Uruguayer*innen oder Ausländer*innen, die schon seit mindestens einem Jahr im südamerikanischen Land leben, dürfen sich aufnehmen lassen. Tourist*innen dürfen kein Gras kaufen.

Der Konsum ist außerdem am Arbeitsplatz, auf öffentlichen Plätzen und hinterm Steuer verboten. Ob das Konzept Schule macht, ist nicht abzusehen. Womöglich werden sich die Augen progressiver Länder nun auf Uruguay richten und erste Statistiken und Zahlen abgewartet, bevor mitgezogen wird.

In Deutschland dürfen bis jetzt lediglich Schmerzpatient*innen legal Cannabis konsumieren, die Krankenkasse hat das zu bezahlen. Bis es aber zu solch einem Gesetz wie in Uruguay kommt – darauf werden wir wohl noch eine ganze Weile warten müssen.