Manche Menschen lieben Hunde. Aber alle Hunde lieben Menschen. Sie können gar nicht anders. Sie sind genetisch dazu gepolt, die Nähe des Menschen zu suchen und sich hypersozial zu verhalten. Sie haben sich im Laufe ihrer Domestikation auf den Menschen eingestellt, ihr Sozialverhalten angepasst und gelernt: Bin ich ein braver Junge, krieg ich Essen und Kuscheleinheiten.

Manche Menschen versuchen, diese Bindung einmal mehr zu stärken, indem sie sich einen Hund aussuchen, der ihnen ähnlich sieht. Das berühmteste Beispiel: Winston Churchill und seine Bulldogge. Vor allem in seinen späteren Jahren sah der britische Premierminister seiner Dodo beeindruckend ähnlich. Kein Zufall, sagt die Wissenschaft. Empirische Studien legen nahe, dass Menschen Hunde präferieren, die ihnen ähnlich sehen.

Käse ist das Kryptonit eines Hundes

Fotograf Gerrard Gethings wollte diese Ähnlichkeit zwischen Hund und Mensch dokumentieren. Gethings lebt in London und hat bereits selbst eine Ähnlichkeiten von sich zu seinem neunjährigen Border Terrier namens Baxter festgestellt. Baxter war es auch, der sich als erster bereit erklärt hat, als Testmotiv vor die Kamera zu treten. Zumindest wenn er genügend Kekse und Käse dafür bekam. So konnte Gethings mit seinem Hund üben, Fotos zu schießen.

Entschuldigen Sie, Sie sehen exakt wie ein Pudel aus. Kann ich Sie fotografieren?
Gerrard Gethings

Beim Spazierengehen mit Baxter fielen ihm diese Ähnlichkeiten zwischen Hunden und menschlichen Wesen noch stärker auf. Da war dieser bärtige Mann im Park, der mit seinem Zwergschnauzer Gassi ging, oder das lockige Mädchen mit ihrem Pudel. "Mir fiel das schon eine ganze Weile auf. Also beschloss ich einen Verleger zu suchen und das Projekt zu realisieren", sagt Gethings. So entstand Do you look like your dog?, eine Sammlung von 50 Porträts von Hunden und ihren menschlichen Pendants.

Die Tierliebe war schon immer da

Gethings war schon von Kindheitsbeinen an ein großer Tierfan. "Ich habe Tiere immer geliebt. Wenn ich eines gesehen habe, musste ich es anfassen. Als Kind versuchte ich, jede Kreatur, der ich begegnet bin, zu fangen", sagt er. Gethings erinnert sich, kleine Vögel oder Igel nach Hause gebracht zu haben. Er hatte Schlangen in seinem Zimmer, eine Box voller Flusskrebse im Garten, eine Kröte in einem Schieferhaufen, ein Einmachglas voller Stabheuschrecken auf dem Nachtkästchen. Er zog in der Scheune seines Freundes heimlich eine Elster groß und kitzelte ab und zu Forellen im anliegenden Bach. In der Grundschule konnte er bereits alle heimischen Vögel benennen. Nur seinen großen Traum, einen Falken zu halten, konnte er sich nicht erfüllen. Seine Mutter hat es ihm verboten.

Es war also relativ schnell klar für Gethings, dass er seine berufliche Laufbahn in der Natur bei den Tieren verbringen würde. Sein Hund Baxter öffnete ihm später die Tür zur Hundefotografie.

Do you look like your dog?

Jahre später verwirklichte der Fotograf nun sein Projekt Do you look like your dog?. Das menschliche Gegenstück zum Hund ist dabei nicht zwangsweise der*die wahre Besitzer*in. Gethings suchte erst die Hunde und später nach einem passenden Menschen dazu. Sie wurden entsprechend gestylt und gebeten, die Posen oder Gesichtsausdrücke der Hunde zu kopieren. Manche Models sprach er persönlich an, was nicht selten eine eine Menge Mut erforderte. "Habe ich im Park oder im Bus zufällig eine passende Person gesehen, musste ich mir eine möglichst diskrete Art ausdenken, wie ich 'Entschuldigen Sie, Sie sehen exakt wie ein Pudel aus. Kann ich Sie fotografieren?' sagen könnte."

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