In einem muffigen Sichtmäppchen sind Farbskizzen von Antoine de Saint-Exupérys Der kleine Prinz entdeckt worden. Sie geben Aufschluss über die Entstehungsgeschichte des Werkes.

Die Geschichte des kleinen Prinzen gilt bis heute als eines der beliebtesten je veröffentlichten Werke. Auch mehr als 70 Jahre nach seinem Erscheinen gibt es Neues darüber zu berichten. Im schweizerischen Winterthur sind Skizzen entdeckt worden. Sie geben nun Aufschluss über die Entstehung des vom französischen Autor Saint-Exupéry selbst illustrierten Buches.

"Die Skizzen sind in einem erstaunlich guten Zustand", erklärte die Kunsthistorikerin Elisabeth Grossmann der Schweizer Lokalzeitung Landbote. Es sei allerdings höchste Zeit gewesen, sie in säurefreiem Papier abzulegen, um sie langfristig zu bewahrenEntdeckt hatte Grossmann die Skizzen gemeinsam mit Konservator*innen und Historiker*innen der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) in einem Altbau in Winterthur. Die Mitarbeiter*innen der Stiftung sind für den Nachlass des Winterthurer Kunstsammlers Bruno Stefanini verantwortlich. Dieser hatte die SKKG im Jahr 1980 selbst gegründet.

Bei einer Auktion im Jahr 1986 in Bevaix im Schweizer Kanton Neuenburg ersteigerte Stefanini die nun gefundenen Skizzen. Da der Verkäufer mittlerweile verstorben ist, lässt sich die genaue Herkunft der Zeichnungen nicht mehr bestimmen. Auch sind die dünnen Luftpostpapiere, auf die Saint-Exupéry mit Tusche und Aquarellfarben gezeichnet hatte, nicht datiert. Das genaue Alter der Zeichnungen kann daher nur geschätzt werden. Als Anhaltspunkt gilt die zeitgleiche Veröffentlichung von Le petit prince und The Little Prince in Frankreich und in den USA am 6. April 1943. Die Zeichnungen müssen vorher als Studie entstanden und demnach mindestens 76 Jahre alt sein.

Eine der Skizzen zeigt die berühmte Schlange, die einen Elefanten verschluckt hat, aber in den Augen Erwachsener aussieht wie ein Hut. Auf einer anderen ist die Begegnung des Prinzen mit dem Fuchs zu erkennen, der ihn lehrt, dass die Zeit, die wir miteinander verbringen, die ist, die uns einander so kostbar macht. Außerdem lag den Skizzen ein persönlicher Liebesbrief Saint-Exupérys an seine Frau bei.

Die bislang bekannten Entwürfe, die zur Illustration des Petit Prince verwendet wurden, befinden sich in der Morgan Library in New York City. "Wir werden nun mit der Morgan Library in Kontakt treten und sie über unseren Fund informieren", sagt Grossmann gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Derzeit ist offen, ob und wann die Skizzen der Öffentlichkeit gezeigt werden.