Während die vergangenen Jahre Rainbow-Bagels, Freakshakes und Gemüsenudeln mit sich brachten, prognostizieren die Kenner*innen für dieses Jahr Folgendes:

Nüchtern ist das neue Betrunken

Spätestens seit dem Buch Die neue Trinkkultur von Nicole Klauß lenken immer mehr deutsche Restaurants ihr Augenmerk auf alkoholfreie Getränkebegleitungen fernab von Sprudelwasser und Cola. In den Berliner Restaurants einsunternull oder Golvet etwa bekommen die Gäste nicht nur Wein zu ihrem Menü serviert, sondern können eine mindestens genauso hochwertige alkoholfreie Alternative wählen: selbstgemachter Kombucha, Wasserkefir-Kreationen, Shrubs auf Essigbasis. Doch auch Marken haben den Trend erkannt und so gibt es mit Seedlip mittlerweile sogar alkoholfreien Gin. Dieser Trend scheint weltweit gerade erst so richtig anzulaufen.

Next-Level-Nachhaltigkeit: Zero Waste und Upcycling

Bereits seit einigen Jahren achten immer mehr Bars und Restaurants darauf, wie sie Müll vermeiden können, indem sie Reste weiterverarbeiten. In diesem Jahr dürfte sich das verstärkt fortsetzen, wie unter anderem die US-amerikanische Speciality Food Association, aber auch das Berliner Gastro-Magazin nomyblog prognostizieren. Grund ist nicht nur das gestiegene Umweltbewusstsein der Bar- und Restaurantbetreiber*innen, sondern auch das Verhalten der Konsument*innen. So soll es bestenfalls gar keinen Müll mehr in der Gastobranche geben, da Lebensmittel ganzheitlich zum Einsatz kommen. Stichworte: Nose-to-Tail bei Fleisch, Root-to-Stem bei GemüseNose-to-Cocktail bei Drinks. Überschüssige Zitronenschalen werden zum Beispiel noch in Sirup verwandelt, Fruchtfleisch zu Chips, aus den Getreideresten, die beim Bier brauen überbleiben, entstehen Müsliriegel. Auch der Plastikstrohhalm wird dieses Jahr vermutlich immer seltener anzutreffen sein.

Nach Einhorn-Frappuccino kommt der Mermaid-Latte

Dank Instagram geht es beim Essen schon lange nicht mehr nur um Geschmack, sondern auch um Präsentation. So wird das Pulver der Blaualge Spirulina laut dem deutschen Marktforschungsunternehmen Mintel nicht nur als nächstes Superfood (soll das Altern verlangsamen, die Abwehr stärken und sogar Krebs vorbeugen) gehandelt, sondern verleiht Lebensmitteln und Getränken auch eine blaue Meerjungfrauen-Farbe.

Frühstücken boomt

Hanni Rützler ist Food-Trendexpertin und erstellt für das Zukunftsinstitut jährlich eine Trendprognose in Sachen Ernährung: den Food Report. Für 2018 identifiziert sie einen klaren Frühstücksboom, The New Breakfast. Nicht nur am Morgen, sondern bis spät in den Nachmittag hinein genießen wir mittlerweile Gerichte, die eigentlich auf den Frühstückstisch gehören. Gegenüber dem ZEITMagazin erklärt Rützler, dass sich das Angebot in Frühstücksangelegenheiten stark erweitert hat und oft fließend ins Mittagessen übergeht. Es gibt nicht mehr nur süß oder salzig, durch Food Halls und die israelische Küche mit Hummus und Co. wird frühstücken immer internationaler und legerer. In Restaurants wie dem Benedict Berlin kann man jetzt schon den ganzen Tag Frühstück essen. Das deckt sich mit einem Trend, der aus den USA gerade nach Europa überschwappt und im nächsten Jahr durchstarten könnte: das Brinner, eine Kombi aus Breakfast und Dinner.

Kein Ende von Superfoods in Sicht: sibirischer Chagapilz und grünes Bananenmehl

Wer dachte, dass nach Matcha und Guarana eigentlich kein Superfood mit unaussprechlichem Namen mehr folgen könnte: Da geht immer noch etwas. Das Marktforschungsunternehmen Mintel sieht den sibirischen Chagapilz auf dem Vormarsch, der traditionell als medizinisches Heilmittel bekannt ist, das Immunsystem stärkende Beta-Glucan, Antoxidantien und B-Vitamine enthält. In der Regel wird er zu einem feinen Pulver gemahlen und zu einem teeähnlichen Getränk gebraut. In letzter Zeit war Chaga aber auch Bestandteil von kalten Getränken, Nahrungsmittelergänzungen und medizinischen Produkten. Die Optimierung beim Essen geht noch weiter, immer mehr Menschen wollen glutenfrei essen, seit 2013 hat sich die Zahl der glutenfreien Bäckereiprodukte in den Supermärkten verdoppelt. Damit erlebt laut Mintel-Forschung grünes Bananenmehl, das aus unreifen gelben Bananen hergestellt wird, seinen Aufschwung. Es ist ballaststoffreich und passt zum immer noch anhaltenden Clean-Eating-Trend.

Feigen machen Avocados Konkurrenz

Wenn wir dem Guardian glauben, haben Feigen das größte Potenzial, der Food-Trend des Jahres zu werden und die Avocado abzulösen. Sie bringen alle Voraussetzungen mit: Sie sind ebenfalls unfassbar fotogen, lecker und ein bisschen exotisch. Außerdem schmecken sie im Salat genauso wie auf dem Brot oder im Müsli. Der Guardian vermutet hinter der Begeisterung noch einen anderen Grund: "Liegt es daran, dass sie aufgeschnitten aussehen wie der Mund des Demogorgon in Stranger Things?" Es zeigt nur einmal mehr, was auch Food-Trendexpertin Hanni Rützler erkannt hat: "Essen ist der neue Pop."