Achtung, Spoiler! Diese Kritik beinhaltet ein paar kleine Spoiler.

Geralt von Riva (Henry Cavill) führt ein tristes Leben. Zwar altert der magische Mutant langsamer als andere Wesen und lebt länger. Er ist aber nicht imstande, Gefühle zu empfinden. Weder Schmerz noch Freude. Und kaum jemand will etwas mit ihm zu tun haben. Nur wenn mal wieder eine übermächtige Kreatur beseitigt werden muss, dulden die Menschen den Hexer in ihrer Nähe. Gegen Geld erledigt Geralt mit Zauberkräften oder der Klinge die Drecksarbeit und zieht auf seinem Pferd Plötze weiter. Mit grimmiger Miene, brummend, gleichgültig.

Eine dermaßen eisige Hauptfigur zu beobachten, ist auf Dauer nicht gerade spannend. Selbst dann nicht, wenn sie wie Geralt permanent zynische Sprüche klopft. Zum Glück steht von Anfang an fest, dass sich Geralts Stimmung im Verlauf von Netflix neuer Fantasyserie The Witcher wandeln wird. Denn The Witcher bedient sich der Figuren aus den Hexer-Romanen und Kurzgeschichten des polnischen Autors Andrzej Sapkowski – und in denen lernt der Hexer viele Wesen kennen, die seinem Leben einen neuen Sinn geben und seine Gleichgültigkeit zerstreuen.

Allerdings nimmt diese Entwicklung in der acht Folgen umfassenden ersten Staffel nur gemächlich Fahrt auf. Und so wäre The Witcher arg langweilig, gäbe es da nicht noch die weibliche Hauptfigur Yennefer von Vengerberg (Anya Chalotra).

Yennefer ist der wahre Star von The Witcher

Die Magierin Yennefer, auch das ist aus den Büchern sowie der populären Videospielreihe bekannt, wird sich in Geralt verlieben, eine zeitlang mit ihm zusammen sein. Später ziehen sie gemeinsam Ciri (Freya Allan) wie eine Adoptivtochter auf und verteidigen sie gegen das Böse. Doch ehe sich Geralt und Yennefer in der Netflix-Adaption begegnen, nehmen sich die Macher*innen viel Zeit, Yennefers Charakter aufzubauen.

Statt ihre Geschichte wie in den Büchern und Spielen als Rückblenden nachzuerzählen, erleben die Zuschauer*innen sie in der Serie unmittelbar mit. Mehrere Episoden zeigen, wie Yennefer als Mädchen von ihrem Vater wie Vieh behandelt wird. Wie sie an die Akademie für Zauberinnen Aretusa kommt. Und wie sie dort wiederum von ihrer Ausbilderin Tissaia de Vries (MyAnna Buring) gegängelt wird.

Yennefers Werdegang ist ein Auf und Ab mit mehreren Spannungsverhältnissen. Sie verliebt sich in den Magier Istredd (Royce Pierreson), der sie für seine Karriere hintergeht. Zwischen Yennefer und ihrer Ausbilderin Tissaia herrscht eine Atmosphäre, in der unklar bleibt, ob das gegenseitige Verständnis größer ist als die Abneigung. Yennefers Streben nach Macht wird begleitet von viel Drama, von Freude, von Leid – von all dem, was dem brummenden Hexer fehlt.

Netflix hat bereits vor dem Start der ersten Witcher-Staffel eine zweite angekündigt. Es wird spannend zu sehen, wie Yennefer das Leben des eisigen Geralt noch mehr belebt.

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