Noch im September parkten in der Tiefgarage des Berliner Hotels "Präsident" Autos – jetzt treffen sich dort immer mittwochs und sonntags für zwei Stunden rund 50 Kinder und lernen Skaten. Sie stammen vor allem aus Afghanistan und Syrien und sind mit ihren Familien nach Deutschland geflohen.

Nach der Pleite des Hotels baute die gemeinnützige GmbH "Alabatros" das Hotel um: In den 182 Zimmern wohnen jetzt etwa 600 Menschen, davon sind rund 160 Kinder und Jugendliche. In ihrer Freizeit können sie Malkurse besuchen, Fußball spielen – oder eben Skaten.

Viele Worte sind nicht nötig

Angeleitet werden sie von Mitgliedern des 1. Berliner Skateboardvereins, die den Kids beibringen, sich auf dem Board zu halten, anzuschucken und Slalom zu fahren. Einer von ihnen ist Matthias Hasenmaier, 31, Lehrer und selbst seit 20 Jahren Skater. "Man hört immer viel über die Lage der Geflohenen, aber es ist schwer, einen Anknüpfungspunkt zu finden", sagt er. Der Kurs bietet ihm die Chance zu helfen und macht ihm zugleich Spaß.

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Dass er auch den Kindern und Jugendlichen gefällt, sieht man ihnen an: Sie düsen auf Boards kreuz und quer durch die Garage, lachen viel und schauen eifrig zu, wenn einer der Trainer etwas vormacht. Viele Worte sind dafür nicht nötig. Denn auch wenn die Kinder im Alter von 8  bis 16 Jahren zur Schule gehen, ist ihr Wortschatz ist noch nicht sehr groß. Viele können ihr Alter sagen und wo sie herkommen. Und das Wort "Skateboard" kennen natürlich alle.

"Das kommt extrem gut an – egal ob bei Jungs oder Mädels", sagt der stellvertretende Heimleiter Daniel Demele. "Sie haben eben nicht so viel neben Schule und der Unterkunft", sagt Hasenmaier. Da biete das Skaten eine willkommene Abwechslung – und außerdem Kontakt zu Menschen vor Ort. 

Material stammt aus Spenden

Die Idee für das Projekt hatte Hans-Jürgen Kuhn, 62, Schatzmeister des 1. Berliner Skateboardvereins, Grünen-Politiker und selbst immer noch aktiv auf dem Board. "Die Tiefgarage ist super geeignet, weil man unabhängig vom Wetter ist", sagt er.

Gemeinsam mit zwei Frauen und drei Männern hat er einige kleine Rampen gebaut und leitet die Kurse. Bemerkenswert: Die Gruppe besteht fast zur Hälfte aus Männer und Frauen – eher ungewöhnlich in einer männlich dominierten Sportart. Dieses Verhältnis findet man auch bei den Kindern und Jugendlichen. Die Boards, auf denen sie durch die Tiefgarage fahren, stammen vor allem aus Spenden – außerdem unterstützt der Landessportbund das Projekt.

Wenn es wärmer wird, will die Gruppe auch die Skateparks und Spots in der Nähe auskundschaften. "Das Ziel", sagt Hasenmaier, "sind eigene Boards für alle, damit sie die Stadt auf eigene Faust und mit der Familie erkunden können."

Auf der Seite des Berliner Skateboardvereins gibt es mehr Infos zum Projekt und Hinweise, wie ihr spenden könnt.