Sie haben ausführlich über den Kalten Krieg diskutiert, Goodbye, Lenin! geguckt und irgendwann brachte auch mal eine Lehrerin Spreewaldgurken mit. Viel wissen Nach-Mauerfall-Geborene nicht über die deutsche Teilung. ze.tt hat sechs Zeitzeug*innen besucht, die von Ost- nach Westberlin flüchteten. Ihre Geschichten sollen jungen Menschen in unserem Podcast zeigen, was es hieß, "rüberzumachen".

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Mit 18 Jahren hat Hartmut Richter keinen Bock mehr auf die DDR. Zunächst beschließt er im Frühjahr 1966 über die tschechoslowakische Grenze zu fliehen. Noch im Zug dorthin wird er gefasst und bekommt eine Bewährungsstrafe für geplante Republikflucht. Vom Abitur wird er ausgeschlossen.

Einige Wochen später versucht er es noch einmal. Diesmal schwimmt er nachts durch den Teltowkanal. Nur eine Plastiktüte hat er bei sich und die Klamotten, die er trägt. Fast wird er erwischt, als er im Wasser die Wachmänner bemerkt: "Wär ich an die Drähte, die zwischen die Brücke gespannt waren, gekommen, hätten sie mich erschossen!" Ihm gelingt die Flucht, und völlig durchnässt rettet er sich in das Auto einer Westberlinerin: "Als ich wusste, ich hab's geschafft, bin ich ohnmächtig geworden."

In den darauffolgenden Jahren verhilft er 33 weiteren Menschen aus der DDR zur Flucht. Bei seinem letzten Einsatz als Fluchthelfer 1975, als er seine Schwester in den Westen holen will, wird er verhaftet und zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt: "Als der Hund auf den Kofferraum sprang, hattense mich!"

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ze.tt erzählt Geschichten über Ostdeutschland – abseits von Stasi und Neonazis. Mehr dazu findest du auf unserer Themenseite.