Mauer weg, Mercedes in Mitte noch da. Jo Furchs Fotocollagen zeigen: Berlin hat sich in den vergangenen Jahrzehnten teils dramatisch und manchmal gar nicht verändert.
Vor 30 bis 40 Jahren: Fotograf zeigt mit Damals-heute-Fotos, wie sich Berlin verändert hat
Es ist das Jahr 1987. Die beiden Engel Damiel und Cassiel spazieren durch das geteilte Berlin. Unsichtbar streifen sie über den damaligen Potsdamer Platz in Mitte, den Anhalter Bahnhof in Kreuzberg oder über die Langenscheidtbrücke in Schöneberg und lauschen den Gesprächen der Berliner*innen. Der Himmel über Berlin von Wim Wenders ist nicht nur ein viel beachtetes Stück Filmgeschichte, er zeigt auch ein Berlin in einer Zeit, in der seine Einwohner*innen an einer alles trennenden Mauer entlang wohnen, spielen, leben – eben auch ein Stück Geschichte, die ernste Realität war.
Der Himmel über Berlin ist auch Jo Furchs Lieblingsfilm. Der 38 Jahre alte Softwareentwickler lebt in Berlin und hegt eine große Liebe für die Hauptstadt. Wenn er durch Berlin schlendert, erkennt er immer wieder Orte aus dem Film. Zum Beispiel die Szene auf der Lohmühlenbrücke, die den Westberliner Bezirk Neukölln und Treptow in Ostberlin verbindet – vor der Wende blockierte die Mauer den Übergang. Wim Wenders saß bereits als Schüler auf der Brücke und skizzierte „eine der markantesten Stellen der Stadt“, wie er im Audiokommentar zum Film erzählt. In diesem schickt er seine beiden Hauptdarsteller Bruno Ganz und Otto Sander dorthin. Die Engel unterhalten sich darüber, dass sie in ihrer jahrtausendlangen Existenz bereits alles kommen und gehen gesehen haben. Und 2018, 31 Jahre später, besucht Jo Furch dieselbe Stelle, um ein Foto zu schießen und herauszufinden, wie sehr sich das Berliner Stadtbild verändert hat.
Auf der Suche nach Hinweisen der Vergangenheit
Für Jo Furch sollte dieses Foto der Startschuss für Then & Now werden: Ein Projekt, für das er alte Fotos in der Gegenwart nachstellt. „Ich habe große Freude daran gefunden, nach alten Fotos oder Filmszenen zu suchen, die Orte zuzuordnen und dann vor Ort die bestmögliche Version davon nachzufotografieren“, sagt Furch. Nach anfänglich viel positivem Feedback aus dem Freundeskreis und dessen Anraten, die Fotos doch zu veröffentlichen, wurde aus dem privaten Hobby schnell ein andauerndes Projekt auf Facebook.
Seitdem ist der 38-Jährige ständig auf der Suche nach historischen Aufnahmen von der Hauptstadt. Fündig wird er meist in Bildersammlungen von Museen, Wikipedia oder direkt auf den Webseiten von Fotograf*innen. Die meisten Fotos zur Vorlage erhält Furch von Chris John Dewitt, ein auf Trinidad geborener, berlinophiler Fotograf, der in den 80ern sowohl West- als auch Ostberlin ablichtete und die Fotos auf Tumblr veröffentlichte.
„Die meisten Orte auf den Aufnahmen von damals erkenne ich sofort wieder. Wenn nicht, suche ich nach Hinweisen“, sagt Furch. Dann inspiziert er Straßenschilder, die Namen von Läden oder architektonische Besonderheiten, sucht mithilfe von Google Earth und Street View, oder bittet um Hinweise in Facebook-Gruppen. „Mit so viel Hilfe konnte ich schon Aufnahmen zuordnen, auf denen nur ein halbes Haus und ein Baum zu sehen war“, erzählt er. Ist der Ort erst mal gefunden, fährt Furch mit dem alten Foto in der Tasche hin und positioniert sich mit seiner Kamera möglichst genauso wie der*die Fotograf*in Jahrzehnte vor ihm.
Gemeinsames, Ähnlichkeiten und Veränderungen
Im direkten Fotovergleich wird schließlich ersichtlich, wie sehr sich die Stadt verändert hat: Ganze Häuser wurden aufgestockt oder – wie das Grand Hotel Esplanade am Potsdamer Platz – hunderte Meter weit versetzt. Einstige Freiflächen sind heute zugebaut, Brücken ab- und Balkone angebaut. Wieder andere Orte wie die Leipziger Straße, der Spittelmarkt, die Gegend um die Warschauer Straße oder der Ernst-Reuter-Platz sind heute nicht mehr wiederzuerkennen. Erst, wenn man sieht, wie aus dem früheren Eierkühlhaus in Friedrichshain die Universal Music Studios wurden, wie sich ein altes Kino in eine Zara-Filiale verwandelte oder eine Drag-Bar einem Bioladen weichen musste, dämmert es langsam, wie gravierend die Unterschiede zu damals eigentlich sind.
Doch auch das Gegenteil ist beeindruckend. Manchmal finden sich Gemeinsam- oder Ähnlichkeiten, die nach mehreren Jahrzehnten immer noch bestehen: Risse in den Straßen, Straßenschilder, die sich keinen Millimeter bewegt haben, oder Verschmutzungen auf den Säulen des alten Museums, die schon da waren, als Hitler dort sprach. Die Stadt habe sich laut Furch in vielen Teilen visuell wieder daran angenähert, wie sie vor 100 Jahren ausgesehen hat: „Das finde ich persönlich am interessantesten.“
An vielen Gebäuden werde die Entstuckung rückgängig gemacht, die Kriegsschäden seien vielerorts behoben und historische Gebäude, wie das Stadtschloss, würden wieder neu aufgebaut. „In Kreuzberg oder Prenzlauer Berg gibt es zusammenhängende Gründerzeit-Ensembles, die unverändert als Filmkulisse für einen historischen Film herhalten könnten“, sagt er. Seine liebsten Aufnahmen seien, wenn sich nur das Alltagsleben der Bewohner*innen geändert hat, die Architektur aber gleichgeblieben ist. Wenn also vor demselben unveränderten Gebäude moderne Autos stehen, Menschen in anderer Kleidung vorbeigehen und neue Läden ansässig sind.
Eine Brücke zur Vergangenheit bauen
Jo Furch möchte mit seinem Projekt die Realität vergangener Zeiten für all jene vorstellbar machen, die diese Zeiten vergessen oder nicht erlebt haben. „Wir können uns nur schwer vorstellen, dass Menschen an der Berliner Mauer oder im Dritten Reich gelebt haben“, sagt er. „Wir können uns heute ja kaum noch vorstellen, dass es noch vor wenigen Jahren normal war, im Zug, Flugzeug oder Bürgeramt zu rauchen.“ Indem er die alten Fotos in Kontrast zur heutigen Realität setzt, würde eine mentale Brücke entstehen, die die Menschen und deren Alltag näher an uns heranrückt. Denn wenn wir auf Fotos Kinder im Schatten der Mauer auf einer Straße spielen sehen, die wir heute jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit benutzen, oder durch zwei Säulen hindurchgehen, wo schon Hitler stand, dann mache das unsere Vergangenheit greifbar. Und nur, wer die Vergangenheit begreift, kann sich auch ehrlich mit ihr auseinandersetzen.
Außerdem auf ze.tt: 30 Jahre später – Fotograf zeigt mit Damals-heute-Fotos, wie sich Menschen verändern
Die beiden Punks Sally Mills und Tracey Green tragen immer noch ähnliche Kleidung wie auf dem Foto aus dem Jahr 1982. Nachdem Sally mit ihrem ersten Ehemann nach Denver in Colorado zog, hielten die beiden Freundinnen zwar sporadisch Kontakt. Als sie sich für das Reunion-Foto wiedertrafen, hatten sie sich trotzdem 20 Jahre lang nicht gesehen.
Sally war zweimal verheiratet, ist aber aktuell Single. „Ich kleide mich noch immer wie damals, meine Tattoo-Sammlung ist, seitdem ich 16 war, stetig gewachsen. Die Arbeiten an den Beinen kamen alle Mitte bis Ende der 1990er Jahre dazu“, sagt sie. Tracey arbeitete in ihren Zwanzigern als Podiumstänzerin und reiste in ganz Europa umher. Später kam sie nach Peterborough zurück, um als Malerin zu arbeiten. Ihre Pastellwerke wurden in der lokalen Kunstgalerie ausgestellt. „Ich wechselte früher ständig meine Frisur, deswegen erkannten mich einige auf dem Foto gar nicht. Es war super, Sally nach so langer Zeit wiederzusehen“, sagt Tracey.
© Chris Porsz
Die ehemaligen Teddy Boys Alan Medler (links) und Peter Yates waren ein wenig peinlich berührt, als sie ihr Foto nachstellten. Sie genierten sich wegen ihres lichten Haars. Im Jahr 1980 fotografierte sie Chris Porsz, während sie mit vollem Haar und herausgeputzter Aufmachung beim Queensgate Shopping Centre in Peterborough entlangspazierten. Die beiden Männer blieben Freunde, bis Alan im März 2012 verstarb. Er hinterlässt seine Ehefrau und drei Kinder. Im Originalfoto ist Tonys Bruder im Hintergrund zu sehen.
© Chris Porsz
Zaroob war drei Jahre alt, als Fotograf Chris Porsz sah, wie er durch das Tor seines Zuhauses schaute. Heute hat Zaroob drei Kinder und arbeitet in einem Restaurant.
© Chris Porsz
Als Andy Jackson, Richard Hillson, Devinder Singh, Tony James und Aaron Meadows ungefähr 15 Jahre alt waren, rannten sie in ihrer Mittagspause immer zur Pommesbude nebenan und danach zum Plattenladen, um dort Videospiele zu spielen. Ein Jahr später wurde die reine Jungenschule geschlossen und umgesiedelt.
Andy ging nach der Schule zur Armee und war dort Transportfahrer. Seitdem er die Armee 1987 verlassen hat, arbeitet er beim nationalen Postdienst. Er ist seit 21 Jahren verheiratet und hat eine Tochter. „Ich erinnere mich daran, gerne das Arcade-Spiel Phoenix gespielt zu haben. Da musste man Vögeln beim Schlüpfen aus ihren Eiern helfen.“ Richard ist heute Elektriker in Peterborough, verheiratet und hat zwei Jungs. Er sagt: „In unserem Schuljahrgang gab es nur etwa 70 Personen, wir waren alle ziemlich eng miteinander. Das waren glückliche Zeiten.“ Tony James arbeitet heute als Steinhauer und hat zwei Kinder. Aaron arbeitet bei Ikea, ist verheiratet und hat drei Jungs. Devinder zog 1986 nach Yorkshire, ist ebenfalls verheiratet und hat zwei Söhne. Er arbeitet bei einer Wohnungsbaugesellschaft. Die fünf Freunde haben nun ein Klassentreffen für die ganze Schule organisiert und wollen in Zukunft in Kontakt bleiben.
© Chris Porsz
Die beiden Freunde Darren Bates und Jo Berridge saßen früher oft gemeinsam auf einer Bank in der Bridge Street in Peterborough und lasen Musik-Magazine. Jo erinnert sich: „Ich war etwa elf Jahre alt, wir waren Schulfreunde, und es sieht so als, als wäre das ein typischer Samstag gewesen. Wir standen total auf Musik. Daher gingen wir oft in Plattenläden und lasen viele Musik-Zeitschriften, wie etwa den ‚NME‘, ‚Sounds‘ oder ‚Melody Maker‘.“
In seinen Teenager-Jahren spielte Jo als DJ in den lokalen Pubs und Clubs, danach arbeitete er 30 Jahre lang für die Co-op Bank. Er hat nie aufgehört, Platten zu sammeln. Darren ist heute Manager bei einem Autohändler in Peterborough. Die beiden verloren den Kontakt, nachdem sie mit der Schule fertig waren. Als sie sich für das Reunion-Foto trafen, hatten sie sich 25 Jahre lang nicht gesehen. Sie wollen den Kontakt halten.
© Chris Porsz
Die Brüder Toqueer (5 Jahre, links) und Tanveer Ali (7 Jahre) spielten früher oft auf den Straßen in der Nähe ihres Zuhauses in Peterborough. Warum da einmal ein Berg alter Fernseher gelagert war, wissen sie nicht mehr. Heute sind beide Brüder verheiratet. Toqueer lebt noch immer in derselben Straße, arbeitet als Wartungstechniker und hat drei Töchter. Tanveer leitet ein TÜV-Zentrum und hat fünf Kinder.
© Chris Porsz
Trevor Halliday war 27 Jahre lang Polizeihelfer in Peterborough. Heute ist er pensioniert und liebt es, Sportfernsehen zu schauen. „Ich denke, auf dem Foto war ich gerade dabei, einen Strafzettel für jemanden ohne Parkschein auszustellen“, sagt er. Sein Kollege Brian Cross arbeitete ebenso 25 Jahre lang als Polizeihelfer, bis er vor fünf Jahren den Job verließ und nun freiberuflich als Redakteur und Autor arbeitet. Er ist geschieden und lebt weiterhin in derselben Stadt.
© Chris Porsz
Tim Goodman war gerade zwölf Jahre alt, als er auf der Bridge Street im Jahr 1980 mit einem Polizisten sprach. „Ich bin mir nicht mehr sicher, was der Polizist zu mir gesagt hat. Aber ich nehme an, er verwarnte mich, weil ich auf dem Gehsteig gefahren bin“, sagt Tim.
Tim ging mit 16 von der Schule, ist heute verheiratet, Geschäftsmann und hat sechs Kinder. Der Polizist David Harvey war zum Zeitpunkt des Originalfotos Wachtmeister auf Probe und arbeitete sich über die Jahre hoch zum Polizeipräsidenten von Cambridgeshire. Nach 30 Jahren im Job ging er 2009 in Rente. Inzwischen beendete er ein Studium der Frühgeschichte und Archäologie.
© Chris Porsz
Auf dem Foto aus dem Jahr 1980 warteten die beiden Schwestern Anna und Emma Hankins (11 und 13 Jahre) gerade auf ihre Mutter. Sie war beim Einkaufen.
Heute sind die beiden verheiratet und haben eigene Familien. Sie leben weiterhin in Peterborough und sehen sich regelmäßig. Anna arbeitet in einer Apotheke, Emma für einen TV-Shoppingkanal. „Es war richtig schwer, nach so langer Zeit Kaugummiblasen zu machen. Es hat etliche Versuche gebraucht“, sagt Anna.
© Chris Porsz
Die beiden Geschwister Rose und Stuart Budnik waren in einem Kinderwagen vor der Bücherei und Touristeninformation in Peterborough geparkt, als Porsz sie 1982 fotografierte. Ihre Mutter konnte den Kinderwagen nicht über die Treppen am Eingang hieven. Heute hat Rose selbst drei Töchter und Stuart arbeitet als Polizist, er hat einen Sohn. Sie leben beide immer noch in Peterborough und treffen sich bei Gelegenheit.
© Chris Porsz
Ali Shauqat lebte genauso wie seine drei Freunde in der Gladstone Street in Peterborough, wo sie auch regelmäßig spielten und mit ihren Fahrrädern umherfuhren. Die Jungs blieben in Kontakt. Nasar Ali besitzt heute einen Lebensmittelshop, ist verheiratet und hat Kinder. Ali Shauqat hat drei Kinder und arbeitet als Friseur. Er schneidet immer noch regelmäßig die Haare seines Freundes Mohammed Riza. Mohammed Shahnawaz ist Lehrer und nach Jordanien gezogen. Deshalb sprang sein Zwillingsbruder Muhammed Shazad für ihn im Reunion-Foto ein. „Es war eine typische Kindheit der Achtzigerjahre“, sagt Ali. „Wir spielten viel draußen und fuhren mit unseren Fahrrädern durch die Gegend und besuchten uns gegenseitig.“
© Chris Porsz
Steve Osborn war in den achtziger Jahren als Metal Mickey bekannt. Bei mehreren Motorradunfällen brach er sich öfter beide Beine und muss daher mit Metallplatten und -schrauben in den Beinen leben. „Selbst als mein Bein eingegipst war, bin ich weiter Motorrad gefahren“, sagt er. Steve braucht heute Gehstöcke, um sich fortzubewegen. Er lebt in Spalding in Lincolnshire und ist verheiratet. Er hatte vier Kinder, einer seine Söhne ist 2012 verstorben. Steve spielt in mehreren Bands Gitarre und konnte mehr als 20.000 Britische Pfund für die National Association of Bikers with a Disability sammeln.
© Chris Porsz
Les Featherstone war gerade stellvertretender Chefgärtner bei der Peterborough Cathedral, als das Foto von ihm geschossen wurde. Er arbeitet nach wie vor dort, mittlerweile wurde er zum Chefgärtner befördert. „Ich bin seit 30 Jahren hier. Der Job hat sich nicht viel verändert, aber mit der neuen Technik geht das Grasschneiden schneller“, sagt er. Seine Frau arbeitet im Shop der Kathedrale. Sie beide leben in der Nähe von Bourne in Lincolnshire.
© Chris Porsz
Der Schotte Michael Ross, gemeinhin bekannt als Nobby, lebte 15 Jahre in einem Bus-Wartehäuschen, nachdem er angeblich seine Familie bei einem Hausbrand verlor. Anrainer*innen brachten ihm Essen, an Weihnachten überschütteten sie seine Unterkunft mit Geschenken. Als er vor zwölf Jahren sein Bus-Wartehäuschen verließ und in eine betreute Wohnung zog, dachten viele, er sei gestorben. Sein neues Foto zeigt aber: Er ist am Leben und wohlauf.
© Chris Porsz
Auf dem Foto von 1980 verabschiedet sich Tony gerade von seiner Freundin Sally auf dem Bahnhof von Peterborough. Ein Jahr später heirateten sie. Tony war 22 und arbeitete als Lehrer in Essex, Sally war 21 und als lokale Regierungsbeamtin in Stafford stationiert. Sie wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass sie fotografiert wurden. Tonys Vater entdeckte das Foto mehr als 30 Jahre später in der Lokalzeitung von Peterborough, dem ‚Evening Telegraph‘. Heute leiten beide eine Schule und leben in Lichfield, Staffordshire. Sie haben einen Sohn namens Tom und eine Tochter namens Jenny.
© Chris Porsz
Auf dem Foto von 1985 stehen die beiden Punks Tina Tarr und ihr Partner Dog in der Nähe der Bibliothek von Peterborough. Tina war zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt. Das Pärchen verließ in den neunziger Jahren die Stadt, um zu reisen. Sie haben Zwillinge, sind aber nicht mehr zusammen. Tina lebt heute in Dorset, macht Produkte aus Weidenholz und gibt Web-Workshops. Dog ist Förster und Gärtner und lebt im Südwesten von Wales. „Ich erinnere mich an dieses Foto, es war eine großartige Zeit. Ich hatte über mehrere Jahre diverse Punk-Frisuren“, sagt Tina. „Es waren gute Zeiten. Damals hatte ich noch Haare“, sagt Dog.
© Chris Porsz
Die beiden Freund*innen Tracey Green und Mick hatten sich 1995 für einen witzigen Abend in der Stadt verkleidet. Mick ist heute verheiratet, hat eine Tochter und eine Stieftochter. „Ich glaube, wir verkleideten uns so ausgefallen, weil wir in Peterborough trinken gehen wollten“, erzählt er. Früher verlegte er Kunstrasen für die Cambridge Sports Services, heute arbeitet er als Tischler.
© Chris Porsz
Sandra Williams, Carmen Chin und Maureen Mayers waren in der Schulzeit befreundet, aber haben über die Jahre den Kontakt zueinander verloren. „Carmen war meine beste Freundin und wohnte in meiner Straße. Wir waren also ständig zusammen“, sagt Sandra. Sie ist heute verheiratet und hat vier Kinder, eine Stieftochter und arbeitet als Fahrbegleitung für Kinder mit Behinderung und als Angestellte in einem Café. Carmen ist ebenfalls verheiratet, hat vier Kinder und einen landwirtschaftlichen Kleinbetrieb in Lincolnshire. Maureen lebt mit ihren vier Kindern weiterhin in Peterborough. Zum Zeitpunkt des Originalfotos hatte sie einen gebrochenen Arm und versteckte ihn daher hinter ihrem Rücken. „Wir hatten sehr kaltes Wetter, und als wir Fangen spielten, rutschte ich auf dem Eis auf“, erinnert sie sich.
© Chris Porsz
Xenia Gordon sprang im Jahr 1983 vor Chris Porsz’ Kamera, als er gerade ein Foto in Peterborough schoss. Sie war 17, ein Punk mit Glatze und hatte ihr Zuhause verlassen, um sich von Job zu Job zu hangeln und in Hotels zu wohnen. „Das waren wirklich wunderschöne Zeiten, ich hatte eine Menge gute Freunde“, sagt Xenia. „Ich habe kaum Fotos von der damaligen Zeit und muss daher immer grinsen, wenn ich dieses eine Foto sehe.“
Xenia hat heute drei Kinder und zwei Enkelkinder. Sie pflegt Vollzeit ihren Ehemann.
© Chris Porsz
Auf dem Foto von 1983 trinkt Layla Gordon gerade ihr tägliches Milchpäckchen an der Queen’s Drive Infants School in Peterborough. Heute ist sie Hausfrau mit einem Lebenspartner und zwei Kindern. Sie wohnt immer noch in Peterborough. Als sie 33 Jahre später in denselben Klassenraum zurückkehrt, scherzt sie: „Ich mag die Milch immer noch, leider ist sie nicht mehr gratis.“
© Chris Porsz
Terry Wiles kam mit einer schweren körperlichen Behinderung zur Welt. Terrys Mutter nahm, wie viele andere Mütter in dieser Zeit, das Beruhigungsmedikament Contergan, um der Morgenübelkeit in der Schwangerschaft entgegenzuwirken. Infolgedessen wurde Terry ohne Arme, ohne Beine und mit nur einem Auge geboren. Seine Mutter verstieß ihn noch im Krankenhaus. Später adoptierten ihn Leonard und Hazel Wiles, sie zogen gemeinsam nach Neuseeland.
Terry spielte sich selbst in „Auf den Schultern eines Riesen“, einem TV-Drama über sein eigenes Leben. Judi Dench spielte seine Mutter Hazel, der Fernsehfilm gewann einen Emmy Award. Terry lebt heute mit seiner Frau Robyn und seinem Hund Mel weiterhin in Neuseeland. Fotograf Chris Porsz konnte ihn zwar nicht persönlich treffen, aber ein Reunion-Foto via Skype schießen.
© Chris Porsz
Haroon Hussain war ungefähr zehn Jahre alt und hatte sich gerade eine Spielerei aus einem der Läden in der Nähe seines Zuhauses gekauft, als das Foto entstand. „Das waren gute Zeiten“, sagt Haroon heute. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und arbeitet als Fabrikarbeiter in der Stadt.
© Chris Porsz
Die Punks Jezy Monday, Simon Attwell und Dave Baines erholten sich gerade von ihrer Partynacht in Peterborough, als Chris Porsz sie 1982 auf einer Parkbank fotografiert. „In der Nacht davor waren wir in einem Club namens Rock City in Nottingham, und ich wurde vom Türsteher zusammengeschlagen. Ich tat mir an dem Morgen daher ein wenig selbst leid“, sagt Jezy. Heute ist er Motortester bei Perkins und lebt auf einem Boot in der Nähe von Peterborough. Er hielt Kontakt mit Simon, der einen Kleingarten mit Hühnern hat. Dave sehen die beiden kaum mehr.
© Chris Porsz
Dennis Daly spielte Bassgitarre in mehreren Bands in Peterborough. In den späten achtziger Jahren zog er nach London und nahm mehrere Alben und Singles auf. Er war Mitglied bei den Bands Kitachi und Iration Steppas. Heute hat er eine Tochter, arbeitet als Fahrlehrer und macht immer noch Musik.
© Chris Porsz
Punk Badger Farcue erinnert sich noch, wie er 1985 den Pizza-Esswettbewerb in Peterborough am Cathedral Square gewann. Badger war 20 Jahre alt und baute zu dieser Zeit als Lohnarbeiter Trockenwände. „Meine Freunde ermutigten mich dazu, beim Wettbewerb mitzumachen. Jeder musste so schnell wie möglich eine 30 Zentimeter große Tomaten-Käse-Pizza verputzen. Ich habe gewonnen und schaffte es sogar auf die Titelseite der Lokalzeitung“, sagt er. Badger zog im Jahr 1991 nach Somerset, hat heute fünf Kinder und erneuert Straßenbeläge.
© Chris Porsz
Samantha Potts war 1984 fünf Jahre alt und ging gerade auf die Queen’s Drive Infant School: „Ich liebe dieses Foto, weil ich trotz meinem furchtbaren Pony so glücklich aussehe. Das Foto steht immer noch im Wohnzimmer meiner Eltern. Es war toll, mehr als 30 Jahre später zurück zur Queen’s Drive zu gehen und zu sehen, wie sehr sich die Schule verändert hat.“
© Chris Porsz
Punk Trudy Larkinson verbrachte viele Samstagnachmittage mit ihren Freund*innen John Lee und Aileen Killingworth im Queensgate Shopping Centre. „Es gab für uns Jüngere nicht viel zu tun. Also hingen wir immer im Shopping Centre herum und quatschten“, sagt sie. Auf dem Foto von 1980 war sie gerade 19 Jahre alt. In ihren Zwanzigern gab Trudy den Punk-Lifestyle auf. Heute ist sie Friseurin in Peterborough, hat zwei Kinder und liebt es zu joggen.
© Chris Porsz