Wer sich einen neuen Parka oder eine neue Mütze kauft, sollte aufpassen. Gerade günstige Kleidung enthält manchmal echten Pelz – obwohl das Etikett Kunstpelz verspricht.

Echter Pelz ist out. Nur 13 Prozent der Deutschen finden den Verkauf von Pelzprodukten modern und zeitgemäß, hat eine repräsentative Umfrage von Vier Pfoten im Jahr 2014 ergeben. Kein Wunder: Viele kennen Fotos von Waschbären oder Füchsen, die einen mit großen Knopfaugen ansehen, während sie in Gitterkäfigen eingepfercht leben, nie Tageslicht sehen und schließlich lebendig gehäutet werden.

Das haben auch die Modelabels erkannt. Immer mehr große Marken erklären, keine Echtpelze mehr zu verkaufen, darunter Armani, Tommy Hilfiger oder Hugo Boss. Erst Mitte Oktober hat auch das Luxusmodehaus Gucci angekündigt, in Zukunft auf Pelz zu verzichten. Restbestände sollen zugunsten des Tierschutzes versteigert werden. Davor wurden sogar Kängurufelle verarbeitet, Nerzmäntel kosteten bis zu 30.000 Euro.

Marderhund ist billiger als Kunstpelz

Dennoch müssen Verbraucher*innen aufpassen, dass ihnen beim Shoppen von Mänteln, Mützen oder Accessoires keine echten Pelze untergejubelt werden. "Immer wieder tauchen Echtpelze auf, die nicht als solche gekennzeichnet sind", sagt Kai Nebel, Textilexperte von der Hochschule Reutlingen. Meist stammt das Fell von chinesischen Marderhunden. "Die müssen in der Produktion nicht veredelt oder gefärbt werden. Die kosten fast nichts", erklärt er.

Das echte Fell eines Marderhundes, der in China unter grausamen Bedingungen gezüchtet wird, ist also häufig günstiger als ein Webpelz aus synthetischen Fasern.

Eigentlich müsste solche Kleidung gekennzeichnet werden. Die EU-Textilkennzeichnungsverordnung (1007/2011) schreibt seit 2012 vor, dass Textilien mit Leder-, Pelz- oder Hornbesatz den Hinweis "enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs" tragen müssen. Für Handtaschen, Schuhe oder Accessoires gilt diese Regelung nicht.

Der Preis spielt keine Rolle

Doch auch Kleidung wird oft nicht entsprechend gekennzeichnet. Ende September hat die weltweite Tierschutzallianz Fur Free Alliance einen Bericht im EU-Parlament vorgestellt, wonach 68 Prozent der getesteten Produkte nicht ordnungsgemäß beschriftet sind. Auch andere Organisationen wie Peta, Vier Pfoten oder der Tierschutzbund machen ähnliche Beobachtungen.

Besonders auffällig dabei ist, dass der Preis überhaupt keine Rolle spielt. Es sind eher sogar billige Produkte, die mit Echtpelz besetzt sind, obwohl im Etikett davon nichts steht. "Ein Parka für 200 Euro kann mangelhaft deklariert sein, aber ich hatte auch schon eine Jacke für 40 Euro in der Hand, die mit einem Marderhundfell besetzt war", sagt Frank Schmidt, Experte für Mode bei Peta.

Die Behörden sind überfordert

Ein Bericht von Vier Pfoten und dem Tierschutzbund, für den 87 Kleidungsstücke getestet wurden, zeigt, dass vor allem Markt- oder Straßenstände sowie lokale Boutiquen Echtpelz als Kunstpelz verkaufen, teure Marken jedoch kaum. Auch bei Onlineshops sollten Kund*innen genau schauen, was sie aus dem Päckchen holen. Das bestätigt auch Frank Schmidt. Bei großen Ketten sei die Chance geringer, wenn auch nicht ausgeschlossen.

Erst im vergangenen Jahr hat die italienische Marke Benetton, die eigentlich auf Pelz verzichtet, aus Versehen echten Pelz verkauft. "Es ist ein globales Business mit unterschiedlichen Akteuren, Farmern, Fabriken und Zwischenhändlern. Das ist teilweise sehr intransparent", erklärt Schmidt. Trotz Warenkontrollen kann Echtpelz im Laden hängen. Eigentlich sind lokale Behörden dafür zuständig, diese Kennzeichnungspflicht zu überprüfen. Bei ständig wechselnden Kollektionen können die das jedoch gar nicht leisten. "Die Vielzahl der Billiganbieter überfordert die Behörden", sagt Susanne Kolb-Wachtel vom Deutschen Pelz Institut, einem Interessensverband der Pelzindustrie. Dass Billigpelze nicht gekennzeichnet werden, schadet auch ihrer Branche, die als luxuriös und exklusiv gelten möchte.

5 Tipps, echten von synthetischem Pelz zu unterscheiden

Verbraucher*innen, die keinen falsch deklarierten Pelz kaufen wollen, können einige Tipps befolgen, um echtes von künstlichem Fell zu unterscheiden.

  1. Unterwolle: Zieht man den Pelz auseinander, sieht man bei Echtpelz oft feine, dichte und flauschige Haare, die Unterwolle.
  2. Leder: Echter Pelz wird mit der Haut verarbeitet. Ein Blick auf das Gewebe unter dem Pelz zeigt, ob es ein gewebter Stoff oder echtes Leder ist.
  3. Wind: Echter Pelz bewegt sich schon bei leichtem Wind. Leicht dagegenpusten kann zeigen, ob es sich um echten oder synthetischen Pelz handelt.
  4. Spitzen: Kunstpelz hat meist abgeschnittene Spitzen, während Echtpelz spitz gewachsen ist.
  5. Feuer: Wenn sich beim Verbrennen kleine, harte Klümpchen bilden, ist es wahrscheinlich Kunstpelz. Außerdem riecht es künstlich, Echtpelz riecht dagegen wie menschliche Haare, wenn er verbrannt wird.

Weil Kunstpelz mittlerweile sehr echt wirkt, kann nur ein aufwändiger Labortest hundertprozentige Sicherheit bringen. Tierschutzorganisationen raten deshalb dazu, auch auf Imitate zu verzichten. Frank Schmidt findet: "Niemand braucht Mäntel, Decken oder Taschen aus Pelz."