Lange Zeit hinterfragte kaum jemand, warum alleine Frauen für die unbezahlte Arbeit zuständig sein sollten. Die traditionelle Rollenverteilung sah den Mann als Einbringer des Haupteinkommens, während die Frau für die Kindererziehung und den Haushalt verantwortlich war. Arbeiten sollte sie höchstens nebenberuflich und natürlich nur, wenn die Hausarbeit nicht darunter litt.

Heute scheitert es vor allem an der Umsetzung

Diese Zeiten gehören zum Glück der Vergangenheit an. Die Wahlfreiheiten sind mittlerweile größer und bereits 2008 plädierten in der Studie Hausarbeit in Partnerschaften 90 Prozent der befragten Paare dafür, dass die Hausarbeit zu gleichen Teilen aufgeteilt werden sollte. Allerdings kommt die Studie zu dem Ergebnis: "Diese Vorstellungen gelangen jedoch in vielen Fällen nur eingeschränkt zur praktischen Umsetzung."

Und auch 2018, zehn Jahre nach dem Erscheinen der Studie, sieht es nicht besser aus, wie Maria Mesner, Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung, sagt: "Es gibt Schätzungen, laut denen im Durchschnitt 80 Prozent der Frauen täglich Hausarbeit verrichten und nur ein Drittel aller Männer." Diese zwei Pole nähern sich zwar an, aber nach wie vor besteht ein erheblicher Gender Bias.

Mit der Geburt des ersten Kindes kommt es zu einem Traditionalisierungseffekt."

Sabine Buchebner-Ferstl, vom Österreichischen Institut für Familienforschung an der Universität Wien, hat an der Studie Hausarbeit in Partnerschaften mitgearbeitet. Sie weist darauf hin, dass unbezahlte Arbeit nicht unabhängig von bezahlter Arbeit gesehen werden darf. "Vor dem ersten Kind ist die Erwerbsarbeit oft recht ähnlich aufgeteilt und auch die Hausarbeit egalitärer aufgeteilt. Mit der Geburt des ersten Kindes kommt es zu einem Traditionalisierungseffekt."

Nach der Geburt bleibt nach wie vor die Frau längere Zeit zu Hause und übernimmt den Haushalt. Umgekehrt ist es nicht selbstverständlich, dass der Mann die komplette Hausarbeit erledigt, wenn er in Elternzeit geht, wie beide Expertinnen bestätigen. Bügeln ist zum Beispiel so eine Tätigkeit, die in der Regel Frauen übernehmen, auch wenn sie arbeiten und der Mann mit dem Kind zu Hause ist.

Häufig entwickeln sich innerhalb der Phase, in der die Kinder klein sind, Gewohnheiten, Erfahrungen und Kompetenzen, die auch später beibehalten werden. Wenn das Kind größer ist und die Frau wieder in den Beruf einsteigt, übernimmt der Mann auch wieder mehr Hausarbeit, trotzdem ist die Verteilung der unbezahlten Arbeit nach dem ersten Kind weniger ausgewogen als zuvor – auf Kosten der Frau.

In heterosexuellen, kinderlosen Beziehungen teilen sich die Partner*innen die unbezahlte Arbeit aufgrund von Fähigkeiten und Vorlieben auf. Häufig schlägt sich in der Aufgabenverteilung nieder, was wir als Kinder von unseren Eltern beigebracht bekommen haben.

Daniela Schlögl ist 33 Jahre alt und seit mehr als drei Jahren verheiratet. Als Kind musste sie ihrer Mutter oft in der Küche helfen, im Gegensatz zu ihren beiden Brüdern. "Dabei brachte mir meine Mutter Tipps und Tricks bei, immer mit den Worten: ,Wenn du mal einen eigenen Haushalt führst, ist das wichtig zu wissen', oder ,Wenn du mal einen Mann hast, musst du wissen, wie man kocht.'"

Aber nicht nur was Mädchen und Jungs beigebracht bekommen unterscheidet sich, sondern auch wie. Mädchen machen dabei häufig die Erfahrung, dass ihnen Werkzeuge aus der Hand genommen werden. Statt ihnen zu zeigen, wie etwas geht, wird die Arbeit für sie erledigt. Daraus entstehen unterschiedliche Fähigkeiten, was sich auf die Rollenverteilung in späteren Beziehungen auswirkt.

Die gefühlte Verantwortung des Haushalts liegt immer noch vor allem bei Frauen

Die Aufteilung nach Fähigkeiten und Vorlieben hat laut Buchebner-Ferstl außerdem einen großen Haken. Dadurch, dass beide Partner das Gefühl haben, sich die Aufgabenverteilung selbst ausgesucht zu haben, ändert sie sich selten. Dabei sind diese sogenannten Präferenzen nicht unabhängig von der Sozialisation. "Von Frauen erwartet die weiße, nördliche Welt mehr Sauberkeit als von Männern und das schreibt sich jenseits der Vernunft ein", sagt Mesner.

Außerdem tragen Frauen in der Regel die gedankliche Last, indem sie sich für den Haushalt als hauptverantwortlich sehen und auch von der Gesellschaft als verantwortlich gesehen werden. Häufig resultiert das auch daraus, wie es die eigenen Eltern vorgelebt haben und welche Stereotype die Massenmedien vermitteln.

Die ungerechte Verteilung der Aufgaben wird bereits in der Kindheit gefördert

Damit die unbezahlte Arbeit zukünftig gleichwertiger und gerechter verteilt wird, können unter anderem auf politischer, medialer und persönlicher Ebene Dinge getan werden, sagt Mesner. Kinderbetreuung spiele genauso eine Rolle wie die Darstellung von Hausarbeit in den Medien. Es gibt mittlerweile auch Bestrebungen von Seiten der geschlechtssensiblen Pädagogik Rollenklischees frühzeitig aufzubrechen, beziehungsweise gar nicht erst entstehen zu lassen.

Die Elementar- und Sozialpädagogin Daniela Pospischill hat zwei Jahre in einem Kindergarten gearbeitet und erklärt, wie man sich geschlechtssensible Pädagogik vorstellen kann: "In der Ausbildung lernt man, dass man zum Beispiel den Gruppenraum im Kindergarten so gestaltet, dass alle Bereiche für alle Kinder ansprechend sind. Es gibt zum Beispiel keine Puppen- und Bauecken mehr, die Bereiche heißen jetzt anders und sollen so eingerichtet sein, dass sich sowohl Burschen als auch Mädchen bei allem wohlfühlen."

Dennoch sind die Pädagog*innen selbst nicht vor Stereotypen gefeit, was sich auch in der Sprache niederschlägt, wie Pospischill selbstkritisch feststellt. Außerdem würden Jungs eher geschickt, um etwas Schweres zu holen, während Mädchen zum Tisch decken eingeteilt werden – unbewusst und ohne böse Absicht. Bis komplette Gleichberechtigung herrscht, wird es also noch einige Zeit dauern.

Das Thema sollte in Partnerschaften offener diskutiert und reflektiert werden

Wie aber lassen sich diese Erkentnisse in der eigenen Partnerschaft in die Tat umsetzten? Buchebner-Ferstl schlägt als ersten Schritt Selbstreflexion vor. Nur weil die unbezahlte Arbeit nicht egalitär aufgeteilt ist, heißt das nicht, dass man damit zwangsläufig unzufrieden ist. Allerdings gäbe es in den meisten Beziehungen keine grundsätzliche Diskussion über die Verteilung. Meistens ergibt sich diese einfach so. Der Selbstreflexion folgt bestenfalls die Kommunikation, die empfiehlt Buchebner-Ferstl insbesondere dann, wenn Kinder geplant sind. Von einer ausgewogenen, gerechten Verteilung der unbezahlten Arbeit profitieren am Ende beide Seiten, reden wir darüber!