Die Afrikanische Schweinepest hat sich ihren Weg von der Subsahara über Weißrussland bis nach Tschechien gebahnt. Seitdem sie dort angekommen ist, wird sie auch in Deutschland erwartet. Die Afrikanische Schweinepest ist für Menschen ungefährlich. Wenn die anzeigepflichtige Seuche aber bei einem einzigen Hausschwein festgestellt wird, ist wahrscheinlich, dass der Export von Schweinefleisch aus ganz Deutschland eingestellt wird. Schweinezüchter*innen in Deutschland fürchten die Seuche deshalb und sorgen sich um ihre Betriebe und ihre finanzielle Absicherung.

Aus Sorge, Wildschweine könnten zur Verbreitung der Seuche beitragen, fordert der Deutsche Bauernverband, den Bestand der Tiere zu reduzieren. Der Bauernverband Nordrhein-Westfalen spricht gegenüber dem WDR gar davon, den Bestand um 70 Prozent zu verringern. 600.000 Wildschweine wurden nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes in der vergangenen Jagdsaison 2016/17 erlegt. Diese Zahl wird dieses Jahr vermutlich weit übertroffen.

Denn nachdem in Nordrhein-Westfalen die Schonzeit aufgehoben wurde, sind einige Jäger*innen der Aufforderung des Bauernverbandes gefolgt: Anfang Januar erlegten 100 Jäger*innen bei Bielefeld zwanzig Wildschweine, wie RP-Online berichtet. Tierschützer*innen kritisierten die Aktion.

Ist die Jagd auf Wildschweine eine wirksame Maßnahme?

"Experten sind sich einig, dass vor allem menschliche Aktivitäten für die Ausbreitung verantwortlich sind", sagt Sebastian Kolberg, Artenschutzreferent des Naturschutzbundes Deutschland in einem Gespräch mit ze.tt. Dazu zählen der Transport von lebenden Tieren und von infizierten Nahrungsmitteln. Der Virus kann aber auch durch Tourismus verbreitet worden sein. Kolberg weist darauf hin, wie hartnäckig die Afrikanischen Schweinepest ist. Sollte sich beim Abschießen eines infizierten Wildschweines zum Beispiel Blut auf dem Waldboden verteilen, würde das Virus an dieser Stelle bis zu sieben Monate überleben können.

Die Wildschweinbestände präventiv reduzieren zu wollen, hält Kolberg vom Naturschutzbund für Aktionismus. Er bezweifelt nicht nur, dass diese Maßnahme wirksam ist, sondern auch, dass es überhaupt machbar sei, so viele Wildschweine wie gefordert zu erlegen und die Populationen dadurch nachhaltig niedrig zu halten.

Dass der Wildschweinbestand in Deutschland überhaupt so hoch ist, liegt unter anderem daran, dass vermehrt Raps und Mais in einseitigen Monokulturen angebaut wird. Durch diese energiereiche Nahrungsquelle können sich die Wildschweine stärker vermehren.