Endlich Feierabend! Jetzt nur schnell nach Hause, Hose aus und ab aufs Sofa, gepflegt rumgammeln und den Tag vergessen … Nee, eher nicht. Wenn nach der Arbeit die Couch ruft, solltest du dir die Ohren zuhalten. Und zwar fest. Denn das, was du nach Feierabend (nicht) tust, hat direkten Einfluss auf deine Leistung am nächsten Arbeitstag. Anders gesagt: Wer träge ist, weil er*sie träge ist, wird dadurch nur noch träger. Und umgekehrt.

Runter vom Sofa

Forscher*innen der australischen Curtin University haben Daten von 183 Angestellten untersucht und sich dafür angeschaut, was die Proband*innen nach Feierabend tun und wie sich das auf den Job auswirkt. Ergebnis: Diejenigen, die nach der Arbeit noch irgendeiner Aktivität nachgegangen sind, haben besser geschlafen, waren motivierter, engagierter und leistungsfähiger.

"Aktivitäten lösen eine Kettenreaktion aus, beeinflussen unseren Schlaf und wie wir uns am nächsten Morgen fühlen, wenn wir wieder zur Arbeit gehen", sagt die beteiligte Verhaltenspsychologin und Professorin Sharon Parker. Und das wirke sich direkt auf die Proaktivität aus – was laut Professorin Parker zu besseren Ergebnissen im Job und zu größerem Erfolg führe.

Proaktivität bedeutet im Kontext der Studie das Mit- und Vorausdenken im Job – also nicht nur Arbeitsaufträge entgegennehmen und stumpf abarbeiten, sondern den Kopf benutzen, innovative Vorschläge machen, Probleme von selbst erkennen, angehen und lösen.

Stricken gegen Stress?

Die gesteigerte Proaktivität und dadurch bessere Leistung im Job liegt demnach vor allem daran, dass Tätigkeiten nach der Arbeit dabei helfen, Stress abzubauen und den Kopf frei zu kriegen. Nicht an den Job denken, nicht an den Zoff mit Vorgesetzten, Kund*innen oder Kolleg*innen. Keine Deadlines, kein Druck. Auch nicht im Hinterkopf. Dazu ist aber ein gewisser mentaler oder körperlicher Einsatz nötig und nicht nur passives Hindämmern vor Netflix und Co.

Außerdem führt Aktivität im Feierabend zu einem erhöhten Gefühl der Selbstwirksamkeit. Und das ist entscheidend, wie Professorin Parker erklärt: "Die Erfahrung, etwas zu lernen und der Eindruck eigener Kompetenz sind wahrscheinlich der Grund für die gesteigerte Motivation und Schaffenskraft am nächsten Tag." So in etwa nach dem Motto: Hey, ich habe einen Schal gestrickt, ich kann alles!

Kein Streit nach der Arbeit

Allerdings hilft das tollste Hobby nicht allzu viel, wenn privat die Hölle los ist. Die Teilnehmer*innen der Studie, die sich nach der Arbeit mit Familienkonflikten rumschlagen mussten oder sich zu Hause weiter mit Job-Aufgaben beschäftigten, zeigten eine niedrigere Proaktivität. Und das trifft ja nun mal auf nicht wenige Menschen zu.

Doch auch zu viel Entspannung wirkte sich laut der Studie nicht positiv aus. Wer zu hart relaxte und sich innerlich komplett von allem verabschiedete, war zwar insgesamt gelassener, aber eben auch wirklich zu hart relaxt; es fehlten dann Energie und Selbstvertrauen, um im Job gute Ideen zu entwickeln.

Kochen zählt, Bierchen nicht

Für Vorgesetzte können die Ergebnisse der Forschung bedeuten, mehr Rücksicht auf die schwankende Tagesform von Mitarbeitenden zu nehmen, sagt Professorin Parker: "Wenn sie angemessenere Erwartungen an die Proaktivität ihrer Angestellten haben, können sie besser auf veränderte Proaktivität reagieren." Denn letztlich sind Angestellte auch nur Menschen, keine Maschinen.

Das Gute: Bei den Aktivitäten nach der Arbeit muss es sich gar nicht unbedingt um eine Stunde Herzinfarkt-induzierendes X-treme Booty Blast Power Pump Triple Death im Fitnessstudio oder die halsbrecherische Mountainbike-Tour handeln – schon was Feines zu kochen oder einen Schmöker zu verschlingen, sorgt laut der Untersuchung für eine gesteigerte Proaktivität am nächsten Tag. Tja, nur das in drölfzig Pfeffis mündende Feierabendbierchen, das funktioniert leider nicht.

Außerdem auf ze.tt: Nackte Menschen bei der Arbeit