Hach, die ersten Dates mit einer neuen Liebe! Die Zeit der Hoffnung und des Bauchkribbelns, der unendlichen Möglichkeiten und rosigen Zukunft. Sonnenuntergänge, Schmetterlinge, alles. Du hast die besten Absichten. Aber leider dauert diese Phase nicht ewig. Und dann? Dann sind sie alle wieder da, die alten Fehler und Muster: Die Verlustangst und die Eifersucht, die Bindungsschwierigkeiten, die Untreue, die Unsicherheit, das Drama.

Denn wer sich nach einer beendeten Beziehung nicht ausreichend mit den dunklen, staubigen und vielleicht ein bisschen gruseligen Ecken in der eigenen Seele befasst, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in der nächsten Beziehung exakt die gleichen Fehler wieder machen. Das jedenfalls besagt eine Studie.

Neue Beziehung, neues Glück?

Matthew Johnson von der University of Alberta hat in einer Langzeitstudie über acht Jahre mit 554 Teilnehmenden in Deutschland ziemlich gut erkennen können, dass sich Beziehungsdynamiken von einer Beziehung zur nächsten nicht ändern.

Dazu wurden die Teilnehmenden an vier verschiedenen Zeitpunkten befragt: Ein Jahr vor dem Ende einer Beziehung und im letzten Jahr; zu Beginn einer neuen Beziehung und ein Jahr danach. Johnson hat sich dabei unter anderem angeschaut, wie zufrieden die Leute mit ihren Beziehungen waren, wie oft sie Sex hatten und Wertschätzung für den*die andere*n zum Ausdruck brachten und wie sehr sie sich öffnen konnten.

Ergebnis: Im Grunde blieb in der neuen Beziehung alles so wie in der alten. Mit Ausnahme von Sex und Zuneigungsbekundungen, die ein bisschen mehr wurden. Aber so insgesamt … Tja. Von wegen eine neue Liebe ist wie ein neues Leben.

Du bleibst du selbst – in guten und schlechten Punkten

Studienautor Matthew Johnson erklärt das so: "Wenn eine Beziehung zu Ende geht, verschlimmert sich die Situation am Ende, und wenn wir dann eine neue beginnen, ist anfangs alles wundervoll."

Erstens könnte der Kontrast natürlich nicht größer sein. Und zweitens hast du deine*n neue*n Partner*in noch nicht in profanes Alltagsgedöns wie Müll runtertragen, Wäsche machen und Auto in die Werkstatt bringen eingebunden. Das halten selbst die hartnäckigsten Schmetterlinge auf Dauer nicht aus.

Der Unterschied zwischen der alten und neuen Beziehung legte sich in der Studie bald – und dann war die Situation in etwa so wie in der vorherigen Beziehung, bevor sie den Bach runtergegangen war.

"Die Forschung zeigt, dass man in die gleichen Muster zurückfällt. Selbst, wenn es etwas anders ist, ist es nicht automatisch besser", fasst Johnson zusammen. Grundsätzlich gesprochen seien wir demnach in unserem Beziehungsverhalten stabil.

Das Gute daran sei, dass Menschen sich damit treu blieben, sagt der Wissenschaftler: "Wir bringen unsere eigenen Erfahrungen in Beziehungen ein; wir versuchen nicht komplett zu ändern, wer wir sind."

Das klitzekleine Problem dabei ist allerdings: Wenn du dich nicht ausreichend mit dir selbst auseinandersetzt, endest du im immer gleichen fürchterlich miesen Theaterstück – bloß mit anderen Darsteller*innen.

Trauma, Ängste, der gleiche Mist in Grün

Wie so oft haben die Gründe dafür ihre Wurzeln in der Kindheit. "Häufig machen wir die gleichen Fehler, weil der Partner etwas in uns berührt, das aus unserer Kindheit stammt", erklärt die Beziehungsexpertin Nina Deißler. "Wir versuchen im Grunde ein Problem zu lösen, das uns bereits damals überfordert hat."

Es ist verzwickt: Uralte Verletzungen, verschüttetes Trauma, unbearbeitete Kränkungen und Ängste beeinflussen erstens, wen du dir für die Liebe aussuchst und zweitens, wie die Beziehung dann konkret verläuft. Da das die meisten Leute aus ihrer eigenen Perspektive heraus nicht ohne Weiteres erkennen können, wiederholen sie den gleichen Mist in Grün. "Das hat vor allen Dingen damit zu tun, dass wir versuchen, die Probleme mit Mitteln zu lösen, die eben bereits in der Kindheit schon nicht funktioniert haben", sagt Nina Deißler.

Und genau deshalb bist du der wichtigste Mensch in deiner Beziehung.

Alte Dämonen vertreiben

Erst, wenn du dich selbst gut genug kennst, all deine Schwächen und Trigger, wenn du vergangene Beziehungen sachlich und aufrichtig analysierst und verstehst, was da unter der Oberfläche abgelaufen ist, dann kannst du Erwartungen managen, Dämonen vertreiben oder im Zaum halten – und so letztlich bessere, glücklichere, dauerhafte Beziehungen führen.

"Es ist sehr wichtig, wer man ist", sagt auch Matthew Johnson. "Und persönliche Probleme anzugehen, kann einen sehr großen Einfluss auf das Gelingen oder Scheitern einer Beziehung haben."

Allerdings funktioniert das in erster Linie durch Reflexion und Arbeit an dir selbst, gegebenenfalls mit professioneller Unterstützung durch Therapie oder Coaching. "Ich merke immer wieder, dass Betroffene selbst so dicht davor stehen, dass sie es gar nicht erkennen können", sagt auch Nina Deißler. "Es hilft, wenn man sich die Situation mit Abstand von außen anschaut und dann erkennt, worum es wirklich geht. Was will ich da wirklich erreichen oder was ist eben die Gemeinsamkeit zwischen den verschiedenen Situationen?" Wenn du dich selbst verstehst und akzeptierst, dann klappt’s irgendwann auch mit der Beziehung.

Oder anders gesagt: Nur, weil da eine neue Person neben dir auf der alten, abgeranzten Couch sitzt und ein bisschen anders riecht und aussieht als die davor, ist es immer noch deine alte, abgeranzte Couch und keine Deluxe-Wohnlandschaft. Also saug sie ab, schüttel die Kissen auf und such dir dann jemanden, der*die sie richtig gemütlich findet.