Das französische Parlament hat ein Handyverbot an Schulen in Frankreich beschlossen. Die Regelung umfasst ein Verbot aller internetfähigen Geräte an Schulen für Schüler*innen bis 15 Jahren. Befürworter*innen argumentieren, dass durch diese Maßnahme die Aufmerksamkeit der Schüler*innen und das Schulklima verbessert werden soll.

In der Schulrealität ist ein Handyverbot nicht durchzusetzen

Als Schülerin kann ich dazu nur sagen: Diese Vorstellung ist veraltet.

Die Unterstufe meiner Schule in Österreich wird von 10- bis 14-Jährigen besucht. Auch für sie gilt offiziell ein striktes Handyverbot. In der Realität haben die Schüler*innen aber mehr oder weniger ausgeklügelte Taktiken entwickelt, die Regeln zu brechen. Eine davon ist das Zweithandy: Da wird dann morgens einfach ein Gerät mit Notfallkontakten beim Lehrpersonal abgegeben und ein anderes Smartphone, mit Minecraft und anderen Spielen, wird behalten. Ein etwas weniger aufwendiger Kniff: Der*die Schüler*in sagt dem*r Lehrer*in, dass das Smartphone zu Hause ist. In Wirklichkeit ist es griffbereit im Spind.

Das bestehende Verbot in meiner Schule könnte besser durchgesetzt werden, wenn Lehrer*innen stärker kontrollierten und auf die Einhaltung der Regeln pochen würden. Die aktuelle Schulrealität lässt für solche Wachdienste aber keine Zeit: In meiner Schule dauert eine Unterrichtsstunde nur 50 Minuten. Das ist kaum lang genug, um den geplanten Stoff durchzubringen. Soll die Lehrkraft dann noch die ersten zehn Minuten der Unterrichtsstunde immer damit verbringen, Matthias zu verdeutlichen, er soll sein Handy in der Tasche lassen?

In Frankreich soll es Sonderregelungen geben, die den Einsatz von internetfähigen Geräten erlauben, wenn es dem Unterricht dient. Man muss kein*e Bildungsforscher*in sein, um zu sehen, dass spätestens diese Ausnahme von gewieften Jugendlichen dazu genutzt werden wird, ihr Smartphone für Instagram-Storys statt für Algebra zu verwenden.

Das Handyerbot verfolgt ein falsches Ziel

Überhaupt scheint das französische Gesetz ein Versuch zu sein, die Uhr zurückzudrehen. In eine vermeintlich bessere Zeit, als Schüler*innen noch ohne Ablenkungen gelernt haben. In Wirklichkeit hat es immer Dinge gegeben, die die Aufmerksamkeit von Jugendlichen weg von der Schule gezogen haben. Dazu zählen etwa der erste große Liebeskummer, aber auch Trends wie Jojos oder einfach das Erwachsenwerden an sich.

Ein Verbot von Smartphones ist aber nicht nur nostalgisch-naiv. Es ist auch kurzsichtig: Unsere Lebensrealität umfasst Smartphones, Tablets und andere Geräte. So zu tun, als hätten wir damit keine Berührungspunkte, bis wir 15 sind, nimmt uns die Chance, einen verantwortungsvollen Umgang in der Schule zu lernen. Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer meint, dieses Gesetz brächte Frankreich nun vollständig "ins 21. Jahrhundert". In Wahrheit scheint das Land zwanzig Jahre in die Vergangenheit zurückgereist zu sein.

Statt Verboten ein offener Umgang mit Technologie

Statt Technologie-Verboten würde ich mir eine Umgebung wünschen, in der offen über unsere Schul- und Lebensrealität gesprochen wird. Dann würde auch Erwachsenen klar, dass sich unter Schüler*innen, je älter sie werden, von allein Verhaltensregeln herauskristallisieren. So käme heute in der Oberstufe keine*r meiner Freund*innen auf die Idee, während einer Unterhaltung auf dem Smartphone zu spielen.

Mein Wunsch: Hört den Schüler*innen zu, statt über ihren Kopf hinweg Verbote zu erlassen, die euer Bedürfnis nach der angeblich guten, alten Zeit stillen.