Freiheit, Zeit für sich, Zeit als Paar, Ausschlafen, Kino und so weiter. Doch die Antwort ist komplexer – und eine politische.

Denn Risikofaktoren für das Elternglück sind nicht die Kinder selbst, sondern die Hilfe und Hürden von Staat und Gesellschaft. Eine Gruppe aus Forscher*innen der Universität Texas hat das Glücksempfinden von Eltern und Kinderlosen in 22 Industrienationen verglichen. Sie fanden heraus: Es gibt eine Glückslücke ("parenting happiness gap") zwischen Eltern und Kinderlosen – und ihre Größe variiert je nach Land, in dem sie leben.

Was manche arbeitenden Eltern vielleicht ahnen, bestätigen die Soziolog*innen: "Was sich am eindeutigsten negativ auf die Zufriedenheit in der Elternschaft auswirkt, ist die Anwesenheit oder Abwesenheit sozialer Leistungen, die es Eltern erlauben Arbeits- und Familienleben miteinander zu vereinen", schrieb Forscherin Jennifer Glass in ihrem Bericht.

Die elterliche Glückslücke

Im Ländervergleich zeigt sich, wie stark sich familienpolitische Maßnahmen auf die Zufriedenheit der Eltern auswirkt. Laut Studie klafft die größte Glückslücke zwischen Eltern und Kinderlosen in den USA mit -16 Prozent. Dort gibt es kaum Unterstützung vom Staat. In Deutschland ist die Lücke vergleichsweise gering, wenn auch mit Tendenz ins Negative (-0,6 Prozent).

Studien aus Deutschland deuten darauf hin, dass auch Deutsche mit Kindern unzufriedener sind als ohne. In dieser Studie aus dem Jahr 2015 wurden Eltern zwei Jahre vor und zwei nach der Geburt über ihr Glücksempfinden befragt. Das Ergebnis: Auf einer Skala von 0 bis 10 gaben die frischgebackenen Eltern im Durchschnitt 1,4 weniger Zufriedenheitspunkte an. Das ist vergleichsweise mehr Glückseinbuße als nach einer Scheidung, Arbeitslosigkeit oder sogar dem Tod eines Partners.

Manche Eltern bereuen sogar, Kinder bekommen zu haben. Das zeigt eine Studie von YouGov Omnibus von 2016: Hätten sie die Wahl, würden 20 Prozent der Mütter und Väter in Deutschland nicht noch einmal Eltern werden – auch wenn sie ihre Kinder lieben. Selbst 15 Prozent der Eltern von "Wunschkindern" denken so. Und das obwohl in den letzten drei Jahren so viele Kinder geboren wurden, wie seit 15 Jahren nicht mehr.

Eltern müssen langfristig unterstützt werden

In Portugal, Ungarn, Spanien und – wenig überraschend – den skandinavischen Ländern Norwegen, Schweden, Finnland ist die Glückslücke zwischen Eltern und Kinderlosen am geringsten. Was machen sie besser?

Zwei Faktoren erhöhen die Chance auf Elternglück: Familienfreundliche Politik mit Maßnahmen wie bezahlte Urlaubs- und Krankheitstage, bezahlte Elternzeit und Lohnhöhe generell. Und die Struktur der Gesellschaft. Das heißt: Wie viel Unterstützung Eltern von Verwandten, Freunden, aus der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz bekommen.

Ob es familienfreundliche Politik gibt oder nicht, ist zwar nicht zwingend die Ursache, hat aber durchaus Einfluss auf das Elternglück. Und natürlich macht ein Kind weder automatisch glücklich noch unglücklich. Wissenschaftler*innen, wie auch Glass, betonen, dass Eltern nicht grundsätzlich unglücklich seien, viele empfinden ihre Kinder als große Bereicherung für das eigene Leben. Jedoch fühlten sich viele gestresst bis überfordert – und das kann auf Dauer die Zufriedenheit einschränken.

Damit Eltern eine Chance auf ein zufriedenes Leben mit Nachwuchs haben, muss die Politik dafür sorgen. Und das langfristig, denn nur so würde die Zufriedenheit der Familien anhalten. Und davon profitiert die ganze Gesellschaft. Denn wie die Studie zum "Parenting Happiness Gap" auch zeigt: In Ländern, in denen Eltern zufriedener sind, sind es auch kinderlose Paare. 

Bist du glückliche oder unglückliche Mutter/Vater oder kinderlos – und hast etwas zu diesem Thema zu sagen? Schreib mir gern konstruktive Kritik oder Anmerkungen per Mail.