Das Thema Rente kann als Frau gar nicht früh genug auf den Tisch kommen. Immer noch ist in einigen Fällen die finanzielle Absicherung im Ruhestand an die Zahlkraft des Partners gekoppelt anstatt an eine eigene, unabhängige Vorsorge. Grundsätzlich spricht natürlich nichts gegen diese finanzielle Unterstützung in einer Paarbeziehung. Allerdings wurde 2015 zumindest auch jede dritte Ehe in Deutschland geschieden, wobei Frauen finanziell häufig schlechter wegkommen als Männer. Doch nicht nur deshalb sollten Frauen sich frühzeitig Gedanken über ihre Altersvorsorge machen.

Voraussetzungen für Frauen

Im Jahr 2017 lag die sogenannte Gender Pension Gap nach Angaben der Hans-Böckler-Stiftung bei 53 Prozent – Frauen haben also nur halb so viel Rentenanspruch wie Männer. Ursache dafür sind vor allem institutionelle sowie gesellschaftliche Ungleichheiten, also unter anderem die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Denn Frauen verdienen im Durchschnitt weniger. Darüber hinaus arbeiten mehr Frauen in Teilzeit als Männer: Im vergangenen Jahr waren mehr als die Hälfte der 7,8 Millionen Minijobber*innen weiblich.

Gleichzeitig übernehmen Frauen vergleichsweise immer noch häufiger sogenannte Care-Arbeit und verzichten somit für die Kindererziehung oder Pflege von Familienangehörigen eine Zeitlang auf eine Vollzeitstelle oder fallen ganz aus. All diese Aspekte führen dazu, dass jene Frauen wenig oder gar nicht in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. So schrumpft die im Alter ausgezahlte Rente schnell auf einen kleinen Betrag zusammen.

Das zeigt auch das aktuelle Rentenniveau, wie Reinhold Thiede, Leiter der Forschungsabteilung der Deutschen Rentenversicherung Bund erklärt. "In den alten Bundesländern kommen Rentnerinnen nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag im Schnitt auf eine Rente von 929 Euro, Rentner dagegen auf 1298 Euro", sagt er. In den neuen Ländern lägen die entsprechenden Werte bei 948 Euro für Frauen und 1168 Euro für Männer. Berücksichtigt werden für diese Zahlen nur Rentner*innen, die mindestens 35 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt haben.

Was tun?

Wie viel im Ruhestand monatlich zur Verfügung stehen sollte, hängt von der jeweiligen Lebenssituation und dem gewünschten Standard einer einzelnen Person ab. Die 31-jährige Stefanie Söhnchen, die als Führungskraft im digitalen Marketing arbeitet, sagt: "Ich glaube nicht, dass die allgemeine Einschätzung korrekt ist, man brauche im Alter nur zwei Drittel vom aktuellen Nettogehalt. Ich will auch reisen und das Leben genießen." Sie möchte in der Rente genauso viel Geld zur Verfügung haben wie jetzt. Eine Riester-Rente schloss sie direkt nach ihrem Studium ab. Richtig mit dem Thema beschäftigt habe sie sich aber erst nach folgendem Erlebnis: "Auf einer Konferenz hat ein Bankvorstand zu mir gesagt: 'Na, ihr bekommt ja sowieso keine Rente mehr.' Das hat mich so verwundert, dass ich zum ersten Mal geschaut habe, was ich tun kann", sagt Söhnchen.

Eine, die sich schon ausgiebig mit dem Thema beschäftigt hat, ist Anke Pauli, Gründerin des Onlineportals Geldfreundinnen, auf dem sich Frauen unter anderem zur Altersvorsorge austauschen und untereinander Kontakte knüpfen können. Sie sagt: "Meine gesetzliche Rente wird tatsächlich nur wenige hundert Euro betragen. Als ich mit 40 meine letzte Arbeitsstelle gekündigt habe, habe ich nicht mehr in die Rentenkasse eingezahlt." Die Diplom-Übersetzerin war nie in ihrer eigentlichen Branche tätig, dafür aber in verschiedensten Bereichen. Zusätzlich zur gesetzlichen Rente verfügt sie "über eine kleine private Rentenversicherung", die sie mit 24 Jahren abgeschlossen hat. Ansonsten setzt die 43-Jährige zusätzlich auf Aktien und ETFs (Exchanged Traded Funds oder börsengehandelte Fonds) zur Altersvorsorge.

Um ihren Lebensstandard im Ruhestand halten zu können, stehen für Sparerinnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. "Für Geringverdienerinnen oder Frauen, die Nachwuchs bekommen möchten oder schon haben, dürfte in vielen Fällen eine Riester-Rente aufgrund der staatlichen Förderung interessant sein", sagt Thiede von der Deutschen Rentenversicherung. Weitere staatlich geförderte Modelle sind die Rürup-Rente sowie die Betriebsrente. Sie werden durch beispielsweise staatliche Zulagen, Sonderausgabenabzüge oder Steuer- und Beitragsbefreiung vom Staat subventioniert.

Allerdings sind jeweils auch spezielle Bedingungen an diese Renten gekoppelt, wie beispielsweise die Versteuerung der Rentenbeträge im Alter. "Die konkreten Angebote sollten immer auf ihre Effizienz und Flexibilität hinterfragt werden. Sprechen Sie mit den Expertinnen in den Auskunfts- und Beratungsstellen der Rentenversicherung oder bei den Verbraucherzentralen", empfiehlt Thiede. Eine Betriebsrente kommt vor allem für jene in Frage, die lange für den*dieselbe*n Arbeitgeber*in tätig sind.

Finanzen können Spaß machen

Auch Söhnchen setzt auf ETFs, kombiniert dieses Investment jedoch mit anderen Möglichkeiten der Altersvorsorge: "Ich habe eine Immobilie, meine Riesterrente und die betriebliche Altersvorsorge begonnen. Natürlich zahle ich weiter in die gesetzliche Rente ein." Daraus ergebe sich ein Netz mit doppeltem Boden, sodass "falls es an einer Stelle wackelt", die anderen Absicherungen dies auffangen würden. "Es besteht der Glaube, dass Vermögensaufbau kompliziert und trocken sei. Dabei können Finanzen Spaß machen", sagt Pauli. Mit dem Portal Geldfreundinnen möchte sie Frauen auf dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit unterstützen.

Um den Überblick über alle möglichen Optionen und die besten individuellen Vorteile aller Sparmaßnahmen zu erhalten, musst du dich aktiv mit dem Thema Altersvorsorge auseinandersetzen. "Ich habe einen Termin bei der Rentenversicherung vereinbart, um zu wissen, wie meine persönliche Situation aussieht. Zur privaten Altersvorsorge habe ich mich anfangs überwiegend online informiert. Allerdings sollte man darauf achten, seriöse Quellen zu nutzen", sagt Pauli. Es ist also völlig in Ordnung, erst einmal kräftig recherchieren zu müssen. Was Frauen allerdings nicht tun sollten, ist den Kopf in den Sand zu stecken. "Anfangen. Sofort. Mit 25 Euro im Monat geht das schon. Es gibt unheimliche viele, sehr hilfreiche Infos und gute Frauennetzwerke, wo frau sich Tipps holen kann", sagt Söhnchen.

Lieber früher als später anfangen

"Frauen können auch mit einem kleinen Betrag anfangen zu investieren und sollten auch keine Angst davor haben, Fehler zu machen. Das Risiko, nichts zu unternehmen und im Ruhestand mit Altersarmut kämpfen zu müssen, ist so viel höher als der Verlust von 50 Euro an der Börse", sagt Pauli. Auch Thiede ist der Meinung: "Wichtig ist, irgendwann mit der Altersvorsorge tatsächlich anzufangen – und möglichst besser heute als morgen." Dafür bietet die Deutsche Rentenversicherung sowohl für Frauen als auch für Männer kostenlose Beratungstermine an.