Die Medien berichten sich verrückt vor lauter Weltuntergängen, Klimakatastrophen und Hitzekrisen. Währenddessen pflege ich als kleiner Konsument im großen Berlin ein normales Leben. Dass auf der anderen Seite der Welt Menschen im Smog leben, ganze Häuser vom Hochwasser weggeschwemmt werden oder Eisbären ertrinken, bekomme ich nicht wirklich mit.

Wir reden viel darüber, wir jammern, wir schauen uns beeindruckende, angsteinflößende Dokumentationen an. Aber etwas dagegen machen? Schwierig.

Ich habe irgendwann aufgehört, mich weiter zu informieren und mein schlechtes Gewissen mit bösen Bildern, Zahlen und Fakten zu füttern. Die einzige Perspektive – so schien es mir – war es, eine Entscheidung zu treffen. Die Entscheidung, etwas zu tun und mein schlechtes Gewissen in Motivation umzuwandeln. Ich wollte in meiner Lebenssituation so umweltfreundlich wie möglich leben. Und damit bin ich keinesfalls ein Gutmensch.

Nicht mehr zu fliegen, erschien mir als eine naheliegende Entscheidung: In einkommensstarken Ländern sind die Pro-Kopf-Emissionen durchschnittlich fast zehnmal so groß wie in Ländern des Globalen Südens. In Zahlen lässt sich das belegen: Wir sind verantwortlich für 1,4 Tonnen CO2-Äquivalente pro Kopf und Jahr. CO2-Äquivalent misst den Einfluss einer Handlung auf den Treibhauseffekt.

Bei einer Flugreise würde ich pro Kilometer 196 CO2-Äquivalente verbrauchen. Würde ich mit dem Bus fahren, wären es lediglich 30 CO2-Äquivalente. Damit sich die Klimaerwärmung in verträglichen Maßen hält, dürften wir im Schnitt nur drei Tonnen CO2 pro Jahr ausstroßen – eine davon für Mobilität. Fliegen wir in die Karibik und zurück, hätten wir unser Jahresbudget schon nahe an seine Grenzen gebracht.

Ich bin der Meinung, dass es mir so gut geht, dass ich auch mal auf etwas verzichten kann. Verzichten auf den Flug nach Australien, das Steak, die neue Hose, das Mineralwasser in Plastikflaschen.

Ich habe ein starkes Gefühl von Verantwortung, das auf meinen Schultern lastet. Und es würde nicht aufhören, solange ich nichts dagegen tue. Ich habe mich dazu entschlossen, nicht mehr zu fliegen. Ich bezeichne mich als Freeganer, rette Lebensmittel und kaufe seit zwei Jahren keine neue Kleidung.

Mir ist bewusst, dass ich in einer privilegierten Gesellschaft lebe. Ohne meinen Status, mein Umfeld und meine gesicherte Lebensqualität könnte ich mir diese Prinzipien wahrscheinlich nicht leisten. Trotzdem betrachte ich sie als das einzig Richtige, was ich tun kann.

Eine Person, die mich zu meiner Entscheidung inspiriert hat, war Niko Paech. Er ist Volkswirt und Vertreter der Postwachstumsökonomie: Paech ist der Meinung, dass eine Wirtschaft auch ohne Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bei reduzierten Konsum funktionieren kann.

Würden wir uns alle persönlich etwas zurücknehmen, weniger und bewusster konsumieren, dann würden wir der Welt etwas Gutes tun. Es gibt viele Wissenschaftler und Menschen des öffentlichen Lebens, die das behaupten. Politiker aus 195 Teilnehmerstaaten trafen sich Ende November in Paris, um über genau diese Themen zu diskutieren. Die meisten reisten mit dem Flugzeug an.

Niko Paech ist hingegen einer der wenigen Menschen, der seinen Worten entsprechend handelt. Er ist noch nie geflogen und wird es wohl auch nie tun. Er ernährt sich vegetarisch und besitzt kein Handy, kein Auto und kein Eigenheim.