In der Sahelzone, dem Gebiet südlich der Saharawüste, lebt ein Großteil der Menschen außerhalb der großen Städte von der Landwirtschaft, die Anbauflächen sind jedoch zu etwa 40 Prozent unbrauchbar, weil sie zu sehr beansprucht oder von der heißen Sonne verbrannt wurden.

Um der Wüste Einhalt zu gebieten, beschloss die Afrikanische Union 2007 ein Riesenprojekt: die Große Grüne Mauer der Sahara und Sahel Initiative (kurz GGWSSI), die die Gegend wieder begrünen sollte. Sie wollte einen rund 8.000 Kilometer langen und 15 Kilometer breiten Baumkorridor von der West- bis zur Ostküste Afrikas pflanzen. Am Ende sollte sich die grüne Mauer über elf Millionen Hektar ausdehnen und ein riesiger Wald vom Senegal bis Dschibuti entstehen. Das Leben von Millionen von Menschen sollte sich dadurch verbessern. Die Grüne Mauer sollte sowohl die natürlichen Ressourcen erhalten und Dürre verhindern, als auch das Einkommen der lokalen Bevölkerung verbessern. Als Vorbild diente die Grüne Mauer in China, das größte jemals unternommene Aufforstungsprojekt. Dort soll die Grüne Mauer als Schutz dienen und Wüstenstürme abhalten.

Ein durchgehender Grünstreifen ist nicht effizient

Bald musste die Afrikanische Union jedoch feststellen, dass ein Baumwall die fortschreitende Wüstenbildung nicht stoppen würde. Das Konzept, das auf den britischen Forstwissenschaftler Richard St. Barbe Baker zurückgeht, sollte das Farmland verbessern, indem die Bäume Nährstoffe an den Boden abgeben. 2012 stellen französische Wüstenexpert*innen vom Comité Scientifique Francais de la Désertification jedoch grobe Fehleinschätzungen des ursprünglichen Plans fest. Es sei falsch, die Wüste als Krankheit zu betrachten, die eingedämmt werden müsse.

Nicht der Sand sei schuld an der Wüstenbildung, es läge vielmehr am geringen Niederschlag, der hohen Bevölkerungsdichte und der unausgewogenen Landwirtschaft. In diesem trockenen Gebiet könnten auch Bäume nicht viel ändern, sie hätten nur eine Überlebenschance von 20 Prozent. Außerdem könne der Plan nur funktionieren, wenn er an die Begebenheiten vor Ort angepasst und die Bevölkerung stärker einbezogen würde.

"Die grüne Mauer hätte durch zahlreiche Gegenden führen sollen, in denen Landwirtschaft stark entwickelt und in vollem Gange ist", erklärte Peter Fabricius, ein Analyst der südafrikanischen Denkfabrik Institute for Security Studies gegenüber Technology ReviewEin durchgehender Grünstreifen wäre also ökologisch und sozial ineffizient. Bestes Beispiel, wie es anders funktioniert: Ganz ohne die Initiative hatten Landwirt*innen in Niger über eine Zeit von 20 Jahren braches Land wiederhergestellt und dort Bäume kultiviert. Deren regenerativen Anbau hat die Grüne Mauer Initiative mittlerweile adaptiert.

Aus der Mauer wird ein Mosaik

Mit der Zeit hat sich die ursprüngliche Idee vom Baumwall gewandelt. Die Initiative unterstützt verstärkt dezentrale Projekte, die Mauer entwickelt sich zu einem Mosaik. Lokalen Gemeinden wird bei einem nachhaltigen Management und der Nutzung von Wäldern, Weideland und anderen natürlichen Ressourcen in Trockengebieten geholfen. Mittlerweile sind 21 afrikanische Staaten an der Initiative beteiligt. Klimaexpert*innen, wie etwa Hans-Josef Fell, sehen das Großprojekt als eine der wichtigsten globalen Aktivitäten zum Klimaschutz an. Es schaffe große Kohlenstoffsenken, zudem gäbe es den Menschen vor Ort wieder neue Lebensmöglichkeiten, erklärt er im Interview mit der Deutschen Welle.

Wie GGWSSI-Projektkoordinator Tangem Technology Review erklärt, sind mittlerweile 15 Prozent der ursprünglich geplanten Bäume gepflanzt, etwa im Senegal und in Burkina Faso. Die meisten davon seien vor allem einheimische Arten wie Akaziengewächse, die keine Bewässerung brauchen. Sie sind auch wirtschaftlich von Vorteil, denn das Gummi arabicum der Bäume kann für Lebensmittelzusatzstoffe und in Marmeladen verwendet werden. Einige Tierarten wie Antilopen und Hasen seien auch schon zurückgekehrt.