Die Bilder sind beeindruckend und erschreckend zugleich: Tausende Kinder und Jugendliche blockieren die großen Verkehrsstraßen in Dhaka. Sie verstopfen die Straßen und Plätze, halten Plakate mit Protestsprüchen wie "Wir wollen Gerechtigkeit!" in die Luft, skandieren laut, es wird sogar davon berichtet, dass sie zum Teil Autos und Busse am Weiterfahren hindern. So stoppten sie nach Angaben der Boulevard-Zeitung The Daily Star beispielsweise ein Auto, in dem der stellvertretende Polizei Generalinspekteur Habib saß und stellten fest, dass das Auto keine Zulassung und der Fahrer keinen Führerschein hatte.

Dass der Straßenverkehr im südasiatischen Bangladesch alles andere als sicher ist, ist kein Geheimnis: Das Auswärtige Amt stuft den Verkehr aufgrund des "schlechten Zustandes" der Straßen und Fahrzeugen und wegen des "riskanten Fahrverhaltens" als gefährlich ein, die britische Tageszeitung The Guardian beruft sich auf eine private Forschungsgruppe und berichtet von 4.200 Verkehrstoten allein im Jahr 2017. Erst am vergangenen Sonntag ereignete sich in der Hauptstadt Dhaka wieder ein tragischer Verkehrsunfall: Die 17-jährige Dia Khanam Mim und der 18-jährige Rajib Uddin Rajib wurden von ein Bus erfasst und getötet, neun weitere Schüler*innen, die ebenfalls auf den Bus warteten, wurden verletzt. The Daily Starberichtet, dass das Busunternehmen lediglich zu einer Geldstrafe von umgerechnet knapp 6.000 Euro verurteilt wurde, zu zahlen an die Familien der Opfer.

Wir wollen keine Fahrzeuge ohne Zulassung auf den Straßen." – Mohammad Sifat

Diese Zustände wollen die Kinder und Jugendlichen nicht weiter hinnehmen und demonstrieren deshalb nun schon seit fünf Tagen für Gerechtigkeit und mehr Sicherheit auf Bangladeschs Straßen. In einem Beitrag der BBC erklärt einer der Demonstrierenden, der Schüler Mohammad Sifat: "Wir wollen, dass die Behörden sicher eingreifen. Wir wollen keine Fahrzeuge ohne Zulassung auf den Straßen. Unfähige Personen sollen keinen Führerschein bekommen und wir wollen nicht, dass minderjährige Personen öffentliche Verkehrsmittel fahren."

In dem Beitrag ist auch zu sehen, wie die Polizei Dhakas zum Teil gewaltsam gegen die Demonstrierenden vorgeht, doch diese lassen sich nicht unterkriegen. Auch der Forderung des Generalsekretärs der Regierungspartei Awami-Liga, die Proteste zu beenden und wieder zur Schule zu gehen, kommen die Schüler*innen bisher nicht nach – zu wichtig scheint ihnen ihr Anliegen. Offenbar treffen sie damit auch in der Bevölkerung auf Zustimmung: "Ich unterstütze diese Bewegung und hoffe wirklich, dass die Korruption aus diesem System verschwindet", zitiert The Guardian einen Passanten. Außerdem berichtet die Tageszeitung, dass der Innenminister Asaduzzaman Khan bereits an einer Kampagne arbeite, die zur Sicherheit im Straßenverkehr beitragen soll: "Menschen leiden und das wollen wir nicht", erklärt er.

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