Nicht jeder Scherz ist für alle gleich lustig. Das hat Walmart Kanada in der vergangenen Woche am eigenen Leib erfahren. Der US-Einzelhandelskonzern hatte einen Pulli eines Drittanbieters im Sortiment, dessen Motiv für einige Menschen mehr als fragwürdig war. Der blaue Pullover zeigt den großäugigen Weihnachtsmann, vor ihm drei weiße Lines, in seiner rechten Hand ein Ziehröhrchen. Darunter der Schriftzug "Let It Snow".

In der dazugehörigen Produktbeschreibung steht: "Wir alle wissen, wie Schnee funktioniert. Er ist weiß, pulvrig und der beste Schnee kommt direkt aus Südamerika. Das sind schlechte Nachrichten für den guten alten St. Nick, der weit weg am Nordpol lebt. Daher genießt Santa den Moment, in dem er etwas hochwertigen, kolumbianischen Schnee in die Hände bekommt."

"Kolumbien muss respektiert werden"

Im Drogenjargon ist Schnee eine Umschreibung für Kokain. Nachdem Twitter-User*innen auf den Pullover aufmerksam geworden waren und den Fehltritt kommentierten, stellte Walmart den Verkauf des Pullovers und anderer missverständlicher Produkte derselben Firma ein. Mittlerweile hat das Unternehmen eine Entschuldigung veröffentlicht: "Diese Pullover, die von einem Drittanbieter auf Walmart.ca verkauft werden, repräsentieren nicht die Werte von Walmart und haben keinen Platz auf unserer Webseite. Wir entschuldigen uns für jede unbeabsichtigte Beleidigung, die dies verursacht haben könnte". Auch auf der Webseite des Herstellers Fun wird der Verkauf des Pullis als discontinued angezeigt.

Allerdings ging diese Maßnahme einigen nicht weit genug. Die kolumbianische National Agency for the Legal Defense of the State drohte am Dienstag, Walmart zu verklagen. Das Land Kolumbien müsse für den verursachten Schaden entschädigt werden. Laut der kolumbianischen Tageszeitung El Tiempo bereite die Agency gerade die Unterlagen für eine Klage und ein Gerichtsverfahren vor. Camilo Gómez Alzate, Direktor der Agentur, begründet das damit, dass der Walmart-Pullover eine Beleidigung für das Land sei. "Es verursacht Schaden an den legalen Produkten Kolumbiens und schadet dem Ruf des Landes", sagt Alzate. Daran würde auch eine Entschuldigung nichts ändern.

Camilo Gómez Alzate, der im Jahr 2014 auch als Vizepräsidentschaftskandidat an der Seite von Marta Lucía Ramírez Blanco kandidierte, sagt weiter: "Kolumbien muss respektiert werden". Er fordert deswegen von Walmart, kolumbianische Produkte zu fördern und dabei das Zehnfache des Betrags auszugeben, der für die Werbung für die kokainbezogenen Produkte aufgewandt wurde. Diese Mittel sollen im Anschluss an Stiftungen gespendet werden, die Familien von Angehörigen der Polizei und des Militärs unterstützen, die bei der Bekämpfung des Drogenhandels getötet oder verletzt wurden.