Eigentlich sieht das, was gerade auf dem Gletscher Presena in den italienischen Alpen vor sich geht, ganz schön aus. Auf etwa 2.600 Metern Höhe glitzert der Schnee dort rosafarben, wie Himalayasalz. Bekannt ist das Phänomen auch unter den Namen Wassermelonen- oder Blutschnee. So magisch das klingen mag, die Verfärbung weist laut Forscher*innen auf den voranschreitenden Klimawandel hin.

Verantwortlich für die Schneefärbung ist wohl eine Algenart namens Ancylonema nordenskioeldii, wie Biagio Di Mauro vom italienischen Nationalen Wissenschaftsrat der Nachrichtenagentur AFP mitteilte. Beobachtet wurde dieses Ereignis in der Vergangenheit bereits in Grönland und dem Yosemite-Nationalpark in den USA. In der Lombardei, wo sich der Gletscher befindet, sei dieses Phänomen bisher aber neu.

Wassermelonenschnee dank Algenbefall

Laut Biagio Di Mauro sei die Alge nicht gefährlich. "Sie ist ein natürliches Phänomen, das im Frühjahr und Sommer in den mittleren Breiten, aber auch an den Polen auftritt", sagte er gegenüber AFP. Anhand des rosa Schnees wolle der Forscher untersuchen, welche Auswirkungen andere, nichtmenschliche Phänomene auf die globale Erderwärmung haben. Denn die Algen könnten trotz allem die Gletscherschmelze beschleunigen.

"Alles, was den Schnee verdunkelt, bringt ihn zum Schmelzen, weil es die Absorption der Strahlung beschleunigt", sagte Di Magio. Unter normalen Umständen reflektiert Schnee einen Großteil der Lichteinstrahlung zurück in die Atmosphäre. Ist der Schnee jedoch nicht mehr weiß, nimmt auch der Anteil des reflektierten Lichts ab. Folglich erwärmt sich der Schnee und schmilzt schneller.

Für die Algen ist das gut, denn sie werden so mit Wasser versorgt und wachsen schneller, sagt Di Mauro. Fürs Klima könnte dies allerdings große Folgen haben. Denn wenn die die Fläche an Eis und Schnee global sinkt, wird auch mehr Sonnenenergie aufgenommen, sprich: Die Erde erwärmt sich. Die Gletscher der Alpen sind bereits stark vom Klimawandel betroffen, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie von Forscher*innen der Universität Erlangen-Nürnberg zeigt. Laut ihr verloren die Alpengletscher seit der Jahrtausendwende bis 2014 etwa ein Sechstel (17 Prozent) ihres Eisvolumens, wie Die Welt berichtete.