Es gibt Menschen, die geraten bei der Partner*innensuche immer wieder an die gleichen Typen. Fremdgänger*innen zum Beispiel. Oder Bindungsunfähige. Weiß der Teufel, was sonst noch alles. Je nach Vorliebe halt.

Ich persönlich gerate zurzeit immer an Mittellose. Was gar nicht so übel ist. Denn vor ein paar Jahren noch waren es vor allem Reiche mit dermaßen einem an der Klatsche, dass ich mit Recht sagen kann: Geld macht nicht glücklich. Sondern verwandelt Mini-Spleens in Ausfälle von Trump'schen Ausmaßen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wenn man über Geld nicht spricht, ...

Ob die Kerle aber nun Fabriken besaßen oder auf zehn Quadratmetern zu Hause bei Mutti wohnten, ob wir ein paar aufregende Wochen zusammen hatten oder gemeinsame Wohnungen bezogen – in manchen Fällen brachte Geld irgendwann eine gewisse, nun ja, Dynamik. Und zwar in denjenigen Beziehungen, in denen wir es – aus welchen Gründen auch immer – versäumt hatten, rechtzeitig darüber zu reden.

Da war zum Beispiel D., mit dem ich eine Fernbeziehung führte. Die Logistik machte es einfacher, wenn ich ihn besuchte als andersherum. Also zahlte ich zweimal im Monat Flüge oder Bahntickets. Und mindestens die Hälfte aller Ausgaben, die wir in unserer gemeinsamen Zeit hatten. Auf seinen Impuls, sich an meinen Reisekosten zu beteiligen, wartete ich vergeblich.

Oder R., der in einer seiner vielen Schweizer Wohnungen einen Golddukaten kackenden Esel versteckt halten musste. Da er naturgemäß andere Etablissements bevorzugte, als ich mir je würde leisten können, zahlte er alles und immer. Weil er aber alles und immer zahlte, war er auch derjenige, der alles und immer bestimmte.

Oder M., der gerade dabei ist, mir einen neuen Esstisch zu bauen. Er schuldet mir von unserem letzten Urlaub Geld. Aber soll ich wirklich auf Rückzahlung pochen, wo er mir sowieso schon diesen riesigen Gefallen tut? Andererseits wären 100 Euro für seine Arbeit eh ein Witz – und wie bescheuert wäre es eigentlich, meinen Freund zu bezahlen?

… kommt nix Gutes dabei rum

"Über Geld spricht man nicht", das habe ich schon als Kind gelernt. Später dann brachten mich meine romantischen Ideale zu der Annahme, dass sich zwischen zwei, die sich lieben, eh alles wie von Zauberhand ergeben müsse. Und heute will ich bloß nicht kleinlich wirken. Weil jede Rechnung aufzudröseln was für Langweiler*innen mit Buchhalterbrille und Bausparvertrag ist, aber auf keinen Fall was für mich.

Das Ergebnis aus all diesem "Er*sie wird es schon merken", "Das wird sich noch einpendeln" und "Irgendwann gleicht sich das eh aus" ist trotzdem meist das Gleiche: ein Haufen Groll. Ob für die eine Seite oder für die andere. Ob ausgesprochen oder nicht. Denn weder mögen wir es, uns übervorteilt zu fühlen noch das Unbehagen, jemandem etwas zu schulden.

Geld spielt immer eine Rolle

Klar gleicht sich das eine gegen das andere manchmal aus. Klar funktionieren wir mit dem*r einen Partner*in besser als mit einem*r anderen. Und doch spielt Geld in jeder noch so glücklichen Beziehung eine Rolle. Und sei es nur, weil wir uns darauf verständigen müssen, ob wir in ein karibisches Fünf-Sterne-Resort fliegen oder in Brandenburg zelten gehen. Damit wir nicht am Ende in der Karibik landen und feststellen, dass beide davon ausgingen, der*die andere würde schon zahlen.

Denn Annahmen, wie "Er ist der Mann, also muss er blechen" oder "Er*sie verdient doch eh mehr als ich" können zwar funktionieren, müssen aber nicht. Vor allem, wenn wir nicht wissen, wieviel er*sie tatsächlich verdient. Und ob er*sie in dieser Sache auch der gleichen Meinung ist wie wir.

Ich kenne Frauen, die keine Ahnung haben, wie es auf dem Konto ihres Mannes aussieht. Ich kenne Männer, die sich nicht trauen, sich von ihrer Freundin Geld zu leihen. Und Paare, die sich gegenseitig ihre neu erworbenen Klamotten oder technischen Spielereien verheimlichen. Auf dem Armutszeugnis für die Beziehung gäbe es da eine glatte Eins.

Mehr Nähe oder "Fuck off"

Die einzige Lösung ist wie immer: reden. Nicht unbedingt mit dem Ziel, die Kosten für jeden gemeinsam verzehrten Burger aufzuteilen. Gerechtigkeit kann es in Beziehungen sowieso nicht geben, weil unsere Voraussetzungen immer unterschiedliche sind. Der*die eine hat den besseren Job und damit mehr Kohle – soll er*sie sich deswegen jetzt keine schöne Zeit mit der*m Liebsten machen, wenn er*sie es sich doch leisten kann?

Und selbst wenn wir auf den Cent gleich viel verdienen, kann das bedeuten, dass der*diejenige, der*die unbedingt mit dem*der anderen nach New York muss, das auch bezahlt. Der Umgang, den wir in unserer Beziehung mit Geld pflegen, ist so individuell wie unsere Verbindung. Da gibt es kein Richtig und kein Falsch.

Aber wenn wir keinen Groll wollen, müssen die Dinge auf den Tisch. In der Beziehung mit D., der den gleichen Job wie ich machte, hätte das geheißen: "Ich habe bisher jede verdammte Reise zu dir bezahlt. Das fühlt sich ungerecht an. Wie machen wir damit weiter?". Zu R. hätte ich sagen können: "Ich weiß, du hast die Kohle. Aber nur, weil du bezahlst, heißt das nicht, dass ich okay damit bin, wenn du für mich selbst das Essen aussuchst." Das wären sicher keine angenehmen Gespräche geworden. Sondern welche, die krude Erwartungen entlarvt hätten. Oder haltlose Vorbehalte.

Vielleicht hätten sich aber auch Dinge aufgeklärt. Schließlich neigen wir dazu, uns im stillen Kämmerlein unseres Gehirns in Dinge reinzusteigern und die Tatsache auszublenden, dass es immer zwei Versionen einer Geschichte gibt. Im besten Falle wären wir uns näher gekommen, im schlechtesten wäre ein "Fuck off" angesagt gewesen. Wie es am Ende ja auch kam, nur aus anderen Gründen. Und einer von ihnen war, dass sich verdammt viel Groll in mir angesammelt hatte.

Und damit mir das nicht auch mit M. passiert, muss ich ihm wohl oder übel sagen: "Ich brauche mein Geld zurück, denn ich bin grade total pleite. Danke, dass du mir diesen Gefallen tust. Wenn ich mich revanchieren kann, sag Bescheid". So ein Gespräch sollte drin sein in einer funktionierenden Beziehung. Mit wem auch immer wir sie führen: Fremdgänger*innen, Bindungsunfähigen, Mittellosen oder Reichen mit einem an der Klatsche. Denn wer sagt, wir hätten nicht alle ein Päckchen zu tragen, der*die werfe den ersten Geldschein.