Nach Schätzungen des Robert Koch Instituts waren im Jahr 2016 mehr als 88.400 Menschen in Deutschland HIV-positiv. Mehr als 12.700 von ihnen wussten nichts von ihrer Infizierung.

Die Diagnose ist für Betroffene zunächst oft ein Schock und wirft viele Fragen auf: Wie geht es jetzt weiter? Was bedeutet die Diagnose für den Alltag? Wie wirkt sie sich auf das Sexleben aus? Gibt es überhaupt eine gute Therapie und wie sieht die aus?

Neben diesen Fragen und Unsicherheiten sehen sich die Betroffenen oft auch noch verschiedenen Formen von Diskriminierung und Stigmatisierung ausgesetzt. Auch wenn es natürlich viele Vorteile hat, HIV-negativ zu sein und zu bleiben, ist die Diagnose mittlerweile weder ein Weltuntergang noch ein Todesurteil, denn es gibt eine gute und wirksame Therapie.

Wirksame HIV-Therapie

Die HIV-Therapie, die komplett von der Krankenkasse übernommen wird, sorgt dafür, dass sich die HI-Viren im Körper der infizierten Person nicht weiter vermehren können. Dafür muss der*die Patient*in am Tag meist nur noch eine Tablette nehmen. Da HIV noch nicht komplett heilbar ist, muss diese dauerhaft und regelmäßig eingenommen werden.

In dieser Tablette befinden sich dann meist drei verschiedenen Wirkstoffe, die alle an anderen Stellen ansetzen und kombiniert werden – daher spricht man auch von der Kombinationstherapie. Aktuell gibt es dafür bereits 21 Wirkstoffe. 

Eine erfolgreiche und wirksame HIV-Therapie kann die HI-Viruslast im Körper so weit reduzieren, dass sie mit den gängigen Testverfahren gar nicht mehr im Blut nachweisbar ist, man spricht hier von der Nachweisgrenze, die bei etwa 20 bis 40 Viruskopien pro Milliliter Blut liegt.

HIV-positiv und Sex?

HIV-positiv zu sein bedeutet nicht, dass man keinen Spaß mehr beim Sex haben kann. Eine erfolgreiche, wirksame Therapie sorgt dafür, dass keine oder nur noch wenige HI-Viren im Blut und nach einiger Zeit auch in den genitalen und rektalen Sekreten nachweisbar sind. Laut der deutschen AIDS-Hilfe findet eine Übertragung von HIV beim Sex dann nicht mehr statt: "Studien haben ergeben, dass eine gut wirksame HIV-Therapie mindestens genauso zuverlässig vor der Übertragung von HIV schützt wie Kondome", heißt es auf der Webseite. Diese Methode sollte jedoch zuvor mit dem*der behandelnden Ärzt*in abgesprochen werden.Damit die Therapie allerdings Schutz bietet, müssen einige Bedingungen erfüllt sein: So muss die HI-Viruslast

 seit mindestens einem halben Jahr unterhalb der Nachweisgrenze liegen. Außerdem müssen die Medikamente regelmäßig eingenommen werden. Ein*e Ärzt*in sollte das alle drei Monate durch einen Bluttest überprüfen. 

Kondome bieten jedoch weiterhin Schutz vor HIV – und reduzieren das Risiko, sich mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken.

Gute Ärzt*innen und viele Anlaufstellen

Regelmäßige Besuche bei dem*r Ärzt*in eures Vertrauens sind wichtig. Daher sollte er*sie sich gut mit dem Thema auskennen. Bei der Suche nach dem*r Richtigen hilft die AIDS-Hilfe vor Ort weiter, außerdem bietet die Webseite der dagnä, der deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter e. V., einen guten Überblick von Ärzt*innen, die auf HIV spezialisiert sind. Darüber hinaus gibt es in Deutschland viele Beratungs- und Anlaufstellen, Selbsthilfegruppen und andere Hilfsprojekte, bei denen ihr Antworten auf eure Fragen bekommt und euch mit Menschen, die vielleicht gerade das Gleiche durchmachen wie ihr, austauschen könnt. Weitere Informationen zu diesem Thema findet ihr unter anderem bei der Deutschen AIDS-Hilfe.

Wir haben für euch in unserem Xplainer-Video zusammengefasst, was die Diagnose eigentlich bedeutet und warum sie mittlerweile kein Weltuntergang ist. Ihr findet es ganz oben im Artikel.