Dass es in industriellen Mastställen nicht aussieht wie auf dem idyllischen Bauernhof, sollte mittlerweile jede*r wissen. Also greifen wir im Supermarkt zu den Bio-Eiern und fühlen uns ein bisschen besser. Aber halten die auch, was sie versprechen?

Jüngste Entdeckungen von Tierschützer*innen zeigen: nein. Videoaufnahmen von PETA beweisen, dass es selbst in Bio-Ställen bedenklich zugeht. Zerfledderte Tiere leben unter widrigen Umständen auf engsten Raum – die Bilder sind nicht schön anzusehen. Die Aufzucht von ökologisch gehaltenen Elterntieren sei schwierig, schreibt der Spiegel. Deshalb dürfe die Bio-Branche immer noch auf konventionelle Küken zurückgreifen.

Ein Rückblick: 2001 forderte die damalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast den Stopp der Käfighaltung, woraufhin der Bundesrat ein Ende der Käfighaltung bis 2007 beschloss. Das war der Startschuss für Bio-Halter*innen. Sie witterten ihre Chance. Bio in Masse und billig produziert, das sollte den*die Konsument*in zufrieden stellen.

Vorschriften, wie zum Beispiel regionales Bio-Futter für die Hühner, können bei der Masse an Tieren aber kaum eingehalten werden. Deshalb greifen auch Bio-Züchter*innen auf Waren aus dem Großhandel zurück. Diese müssen nur zu 20 Prozent aus einem Umkreis von circa 100 bis 200 Kilometern kommen. So sind die Vorschriften. Regional geht anders.

Außerdem scheinen auf vielen Bio-Höfen mehr Tiere zu leben, als zugelassen. Die Kontrollen sind unzuverlässig: Nach Äußerungen des Bundesforschungsinstituts für Ökologische Landwirtschaft sei es den Kontrolleur*innen bei der Masse an Hühnern kaum möglich, sie genau zu zählen. Also müssen sie den Angaben der Halter*innen Glauben schenken.

Und jetzt?

Bio-Ei kaufen heißt also nicht unbedingt Bio-Ei essen. Na toll. Und was machen wir, wenn wir trotzdem nicht auf unsere Ostereier verzichten möchten?

Frisch vom Wochenmarkt

Mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten, dem Supermarkt-Bio-Ei aus dem Weg zu gehen. Die erste und direkteste Option ist es, auf den Wochenmarkt zu gehen und sich bei dem*der Händler*in zu informieren: Wo kommt das Ei her? Wie leben die Hühner?

Regional von ei care

Wer keine Kapazitäten für den Wochenmarkt hat, kann sich nach Projekten wie ei care umschauen. Die Initiative wurde 2011 gegründet, um eine Alternative zur heutigen Hühnerhaltung zu schaffen und beschränkt sich auf Familienhöfe im Kreis Berlin Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Jedes ei-care-Ei bekommt eine abgedruckte Nummer, die dem Ursprungshof zugeordnet ist. Auf www.bio-mit-gesicht.de kann man die Ziffern eingeben und mehr über die Lebenswelt der Hühnereltern und der jeweiligen Betriebe erfahren. Ein Anfang.

Trotzdem sollten wir kritisch bleiben: Die Eier von ei care tragen das Naturland-Biosiegel. Das allerdings ist keine hundertprozentige Qualitätsgarantie. Naturland wurde in der Vergangenheit kritisiert, auch Produkten ein Siegel zu geben, die unter schlechten Bedingungen produziert wurden. In einer Frontal 21-Doku zeigte sich Naturland auf Anfrage reumütig: Die Strukturen der Hühnerindustrie seien zu groß und intransparent geworden.

Kauf eine Hühneraktie

Auch eidentity hat sich der ethischen Hühnerhaltung gewidmet. Auf Mario Reislands und Lisa Wieses Gut in Brandenburg kann der*die Kund*in eine Hühnerpatenschaft in Form einer Hühneraktie übernehmen. Damit werden dann Stallplatz, Pflege, Futter und alle weiteren Haltungskosten des Aktienhuhns finanziert. "Im Gegenzug erhaltet ihr jährlich eine Dividende in Form eines Genussscheins mit einer bestimmten Anzahl an Eiern, Mast- oder Suppenhühnern", heißt es auf der Webseite. Die Produkte muss man sich persönlich beim Hof abholen.

Hühnerpatenschaft

Wer jedoch noch sicherer sein möchte, kann sich mithilfe vom Hühnerhof Lüft und seinem Projekt Rent a Huhn auch ein eigenes Tier für ein bis sechs Wochen mieten. Das Hühner-Komplett-Paket gibt es zur Abholung im hessischen Seligenstadt, es wird aber auch deutschlandweit angeliefert, verspricht der Hühner-Vermieter Michael Lüft im Gespräch mit dem DRadio Wissen. Dazu braucht man jedoch Zeit und einen eigenen Garten.

So lassen sich dann zu Ostern die Eier ohne schlechtes Gewissen verstecken, suchen, finden und genießen.