14 Jahre sind seit der letzten Folge von "Akte-X: Die unheimlichen Fälle des FBI" vergangen, am 24. Januar 2016 startet der US-Sender Fox endlich das Revival der legendären Mystery-Serie. In Deutschland startet der Spuk nur wenig später am 8. Februar auf ProSieben. In sechs Folgen spürt das ungleiche FBI-Ermittlerduo Fox Mulder und Dana Scully, gespielt von David Duchovny und Gillian Anderson, erneut Außerirdischen, Verschwörern und Ungeheuern nach. Wir sagen euch auch, warum das ein Serien-Highlight ist.

Was soll mich das Revival einer 90er-Jahre-Serie scheren?

Plateau-Schuhe, Tattoo-Ketten, Netz-Shirts: Es gibt zahlreiche 90er-Jahre-Trends, die man nun wirklich nicht mitgemacht haben muss. Aber wer von "Akte-X" noch nie etwas gehört hat, der hat eine der einschneidensten Serien in der TV-Geschichte verpasst. Ab 1993 haben die Fälle von Mulder und Scully neun Jahre lang und in 202 Folgen die TV- und Popkultur geprägt. Dass Menschen quer über den Globus an Aliens glauben oder daran, dass Regierungsagenten wirklich Ufos, dem Chupacabra, Bigfoot oder Geistern hinterherjagen, verschuldete zu einem Großteil diese Serie.

"Die Antworten gibt es alle. Die Frage ist nur, wo man sie findet." – Dana Scully

Auch wenn ihr "Akte-X" bisher nicht gesehen habt, ihr Einfluss findet sich womöglich auch in einer eurer Lieblingsserien wieder. Der jetzige "Star Wars"-Regisseur J. J. Abrams hat für seine TV-Mystery "Lost" kräftig bei "Akte-X"-Schöpfer Chris Carter abgeschaut. Auch "4400", "Supernatural" oder "Warhouse 13" stützen sich auf Elemente und Ansätze aus der Erfolgsreihe. "Buffy"-Erfinder Joss Whedon verkaufte seine Teenie-Vampirjäger-Sendung den Produzenten sogar als "Mischung aus 'Willkommen im Leben' und 'Akte-X'". In Sachen komplexem Storytelling ebnete "Akte-X" schließlich auch "Game of Thrones", "Fargo" und "True Detective" den Weg.

Was hat "Akte-X" so speziell gemacht?

Anfang der 1990er erzählten die meisten Serien mit jeder Folge eine abgeschlossene Geschichte. Übergreifende Handlungen über eine oder mehrere Staffeln zu spinnen, Figuren sterben und verschwinden zu lassen, die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu strapazieren – das trieben vor allem "Akte-X" und dessen geistiger Vorfahre "Twin Peaks" voran.

Die Quote war so gut, weil den Leuten nicht nur jede Woche ein neues spannendes Rätsel vorgesetzt wurde. Auch das Mysterium um eine gigantische Verschwörung hielt die Fans bei der Stange: Will in der Serie wirklich ein Gruppe mächtiger Männer die Welt den Aliens zum Fraß vorwerfen? Wer ist der sinistre Krebskandidat, der im Hintergrund die Fäden zieht? Was hat es mit diesem öligen Alien-Virus auf sich? Diese Fragen wollte, musste man beantwortet wissen.

"Scully, das ist ein klassischer Fall von Dämonenfötusraub." – Fox Mulder

Auch die Beziehung zwischen Mulder und Scully nahm die Zuschauer in den Bann, die Dynamik und Entwicklung des ungleichen Duos: Auf der einen Seite Mulder, der chaotische Pornogucker und Verschwörungsideologe, der glaubt, "dass wir nicht alleine sind" – auf der anderen Seite Scully, die rationale, skeptische und etwas prüde Wissenschaftlerin. Ob am Ende Glaube oder Wissenschaft die Oberhand gewinnen würde, war jede Woche spannend zu verfolgen.

Lohnt es sich, die Original-Serie nachzuschauen?

"Akte-X" hat mittlerweile 22 Jahre auf dem Buckel, und die ersten Folgen sind nicht gut gealtert. Viele Spezial-Effekte wirken albern, ganz abgesehen von den viel zu groß geschnittenen Anzügen und der zeitweisen Stacheltier-Frisur von David Duchovny.

Leider, das müssen sogar die härtesten Fans eingestehen, wussten die Showrunner nicht, wann sie aufhören sollten. Die Serie kam mit der vierten Staffel zu ihrem Höhepunkt, danach verlor sie sich bald in wirren und undurchsichtigen Storykonstruktionen um Indianer-Mythen und Supersoldaten. Zudem stiegen Gillian Anderson und David Duchovny für längere Pausen aus, weshalb Agent Doggett und Agent Reyes als recht blasse Stellvertreter einsprangen.

In der zweiten und dritten Staffel wird "Akte-X" erwachsen, stringent und entwickelte ihren Stil. Viele der damals schaurigen Momente wirken nach wie vor furchteinflößend. Auch die Themen, mit denen sich die Serie befasst, sind universell: Angst vor der Fremde und dem Fremden, der Veränderung, Entführung, Krankheit, Terror und Wahnsinn. Im Hinblick auf das Revival lohnt es sich, das surreale, aber imposante Finale nachzusehen.

Wie lange brauche ich, um alle Folgen zu gucken?

Wenn ihr "Akte-X" wirklich komplett schauen wollt, habt ihr einiges vor. Die 202 Folgen machen insgesamt über 150 Stunden aus. Wenn ihr fünf Folgen pro Tag schafft, dann könnt ihr die Serie in 40 Tagen bewältigen.

Welche sind die besten Folgen?

Innerhalb von fast neun Jahren sind Chris Carter und seinen Mitstreitern einige Kult-Episoden geglückt. Aber auch einige sehr kontroverse. Diese fünf gehören zu den Must-see-Folgen:

  • Staffel 3: Episode 20, "Andere Wahrheiten": Ein Außerirdischer aus dem Inneren der Erde, Piloten in Alien-Kostümen, Männer in Schwarz und jede Menge Kuchen. In dieser Folge nimmt sich "Akte-X" selbst, aber auch etliche Science-Fiction-Klischees, Verschwörungserzählungen und seine Fans auf die Schippe. Vollkommen irre und total witzig!
  • Staffel 4: Episode 2, "Blutschande": Als diese Episode das erste Mal in den USA lief, wurde ihr eine Warnung vorgeschaltet. Denn eklig, verstörend und brutal ist die Geschichte, in der Mulder und Scully rund um eine mutierte Inzest-Familie ermitteln. Damals wie heute: durchaus harter Tobak.
  • Staffel 5: Episode 5, "Der große Mutato": Die schönsten Folgen sind die, in denen "Akte-X" stilistisch aus der Reihe tanzt. Das ist hier definitiv der Fall: Komplett in Schwarz-Weiß und mit einem Soundtrack von Cher unterlegt, ist "Der große Mutato" eine Liebeserklärung an die alten Monsterstreifen der Frühzeit des Films.
  • Staffel 7: Episode 12, "Vollmond": Mit diesem Crossover gelang "Akte-X" eine wegweisende Episode. Statt sich mit einer anderen fiktionalen Serie zu vermengen, gab's eine Kollaboration mit der Reality-TV-Show "Cops": Im Handkamera- und Found-Footage-Look gedreht, jagen die Agenten gemeinsam mit der Polizei von Los Angeles einem Werwolf und auch Freddy Kruger nach. Großartig.
  • Staffel 9: Episode 13, "Sechs und neun": Diese Folge ist eine der großen Ausnahmen in der sonst misslungenen neunten Staffel. Eigentlich geht’s um einen Mörder, der von Zahlen getrieben ist: der Sechs und der Neun. Aber im Grunde dreht sich alles um den legendären Schauspieler Burt Reylonds, der einen milde lächelnden Kerl mimt und mit Agent Scully und Reyes einige Partien Dame spielt.

Wie gut sind die Kinofilme?

Wer "Akte-X" verstehen will, muss die mauen Filme nicht unbedingt gucken. In Vorbereitung auf die Revival-Serie kann der zweite Streifen jedoch durchaus hilfreich sein: Schon "Akte-X: Jenseits der Wahrheit" setzt mehrere Jahre nach dem Serienende an und zeigt, wie sich Scully und Mulder verändert haben. Sie praktiziert als Ärztin in einem katholischen Krankenhaus, er ist zum zynischen Eremiten verkommen, der sich vor der Regierung versteckt.

Worum geht’s im Revival?

14 Jahre nach dem Serienende sind Mulder und Scully zwar keine FBI-Agenten mehr. Für die Journalistin Tad O'Malley sollen die beiden Ex-Schnüffler jedoch als Experten fürs Paranormale den Fall untersuchen. Die junge Sveta behauptet, von Außerirdischen entführt worden zu sein. Darüber stolpern Mulder und Scully über sechs Folgen in andere Abenteuer und kommen, das zumindest verspricht Serienschöpfer Chris Carter, "der größten aller Verschwörungen" auf die Spur.

"Der Ufo-Absturz von Roswell war ein Täuschungsmanöver": Soviel hat Serienschöpfer Carter schon über die Hintergründe verraten. Dazu drehe sich die Mini-Serie "um das moderne Streben von Wissenschaft und Wissenschaftlern". Aber auch Terror, Überwachung und nicht zuletzt die schockierenden Enthüllungen des NSA-Whistleblowers Edward Snowden hätten die Revival-Staffel inspiriert.

Was es sonst noch über "Akte-X" zu wissen gibt

  • David Duchvony und Gillian Anderson waren nicht die erste oder einzige Wahl für Fox Mulder und Dana Scully.Für die Rolle der Scully hatte sich der Sender Fox eine "blonde Sexbombe" gewünscht. Mulder wäre beinahe von "Armee der Finsternis"-Star Bruce Campbell gespielt worden.
  • Der Name Mulder ist der Mädchenname von Chris Carters Mutter. Dana Scully ist wiederum nach dem US-Sportberichterstatter Vin Scully benannt.
  • Gillian Anderson stand während der Dreharbeiten meist auf einer Kiste oder Holzpalette. Denn die Schauspielerin ist mit einer Größe von 1,6 Metern ganze 24 Zentimeter kleiner als David Duchovny. Vor allem bei Gesprächen und Nahaufnahmen musste das Kamerateam das kompensieren, um beide auf Augenhöhe zu halten.
  • Für die zweite Staffel wäre Gillian Anderson fast durch eine andere Schauspielerin ersetzt worden. Denn Anderson wurde schwanger. Chris Carter löste die Situation, indem er Dana Scully kurzerhand entführen ließ, um ihre zeitweise Abwesenheit zu erklären.
  • Der von William B. Davis verkörperte Kettenraucher oder Krebskandidat, wie ihn Mulder gerne nennt, sollte eigentlich nur einen einzigen Auftritt haben. Aber die Darstellung von Davis hat Chris Carter so beeindruckt, dass er ihn zu einer zentralen Figur der "Akte-X"-Mythologie machte.
  • Die Ausweise von Mulder und Scully haben einen groben Fehler: Statt Federal Bureau of Investigation und United States Department of Justice steht dort Federal Bureau of Justice und United States Department of Investigation.
  • Über die ersten Staffeln hinweg wurde die Serie bei Vancouver in Kanada gedreht. Um in einer Szene die Wüste New Mexicos nachzustellen, hat das Produktionsteam eine grau-braune Felslandschaft mit 6000 Litern Farbe in Karmesinrot angepinselt.

Beantwortet mir das Revival endlich alle ungeklärten Fragen und kann ich endlich seelenruhig schlafen?

Ganz. Sicher. Nicht.

Übrigens: Bei Sky und Amazon haben könnt ihr euch derzeit alle Staffeln Akte X anschauen