Wie und wo ist das ursprüngliche Foto entstanden?

Das Foto entstand am Sonntagabend während eines Demonstrationszuges in der US-Stadt St. Louis im Bundesstaat Missouri im Mittleren Westen des Landes. Rund 500 Demonstrierende waren auf dem Weg zum Amtssitz der Bürgermeisterin Lyda Krewson. Die Demonstrant*innen skandierten "Tritt zurück, Lydia, und nimm die Bullen gleich mit." Auslöser für die Demonstration war ein Facebook-Live-Video von Krewson. Darin hatte sie die Namen und Adressen von Menschen verlesen, die sich in Briefen an sie gewandt hatten, um eine Reform der Polizei zu fordern.

Das Foto entstand in der Straße Portland Place, einer Privatstraße, die von Gittern begrenzt wird. Es handelt sich also um eine Gated Community. Die Straße und der benachbarte Westmoreland Place ist auch auf Google Street View nicht zu finden – alle umliegenden Straßen schon. Fotos des angrenzenden Kingshighway Boulevard zeigen, dass die Straße tatsächlich von einem Zaun begrenzt wird, auf dem Schilder mit den Aufschriften "Privatgrundstück" und "Kein Durchgang" angebracht sind. Der ehemalige Stadtrat Eric Banks sagte dem St. Louis Public Radio jedoch, dass Bewohner*innen solcher Straßen kein Recht hätten zu kontrollieren, wer sie betrete. "Das ist ein Mythos, den Anwohner*innen privater Straßen gerne aufrechterhalten würden."

Wer ist das Paar auf dem Foto?

Im ersten Haus dieser Straße, direkt hinter dem Gitter, wohnt das weiße Ehepaar Mark and Patricia McCloskey. Beide arbeiten als Rechtsanwält*innen. Die aktuell kursierenden Fotos und Videos zeigen die beiden auf der Veranda ihres Hauses. Sie hält eine Pistole in der Hand, er ein Sturmgewehr. Die meisten der Fotos stammen von Pressefotograf William Greenblatt, der für die Nachrichtenagentur United Press International arbeitet. Das Ehepaar richtet die Waffen auf die Demonstrierenden, die auf dem Gehweg vor dem Haus vorbeiziehen.

Was hat sich vor dem Haus der McCloskeys zugetragen?

Aussagen darüber, wie die Demonstrierenden in die Privatstraße gelangt waren, gehen auseinander. In einem Interview mit dem lokalen Fernsehsender KSDK News legt Mark McCloskey seine Sicht der Dinge dar. Er habe gerade mit der Familie zu Abend gegessen, als "ein Mob von mindestens Hundert" Demonstrierenden das Gitter am Eingang der Straße zerstört und sich so unrechtmäßig Zugang zu der Privatstraße verschafft hätte.

Daraufhin habe er eine Waffe aus dem Haus geholt und sei auf die Veranda getreten. Dort habe er immer wieder "Das ist ein Privatgrundstück, verschwindet" gerufen. Die Demonstrierenden hätten zurückgerufen, dass sie ihn töten würden und davon gesprochen, wie sie danach in seinem Haus leben würden. Er und seine Frau hätten große Angst um ihr Leben gehabt. Im Video sagt er: "Das Einzige, was die Menge davon abhielt, unserem Haus näher zu kommen, war das Gewehr."

Die Videos, die auf Twitter kursieren, zeigen nicht, dass Gewalt oder Drohungen von den Demonstrierenden ausgehen. In einem Video, das bereits mehr als drei Millionen Mal geteilt wurde, ist zu sehen, wie Demonstrierende die Straße durch ein intaktes Tor betreten. Ein anderes Foto auf Twitter zeigt ein zerstörtes Tor. Welche Version stimmt, ließ sich bisher nicht verifizieren.

Hat sich das Ehepaar mit seinem Waffenauftritt strafbar gemacht?

Der Rechtsanwalt John Amman sagte einem lokalen Ableger des Fernsehsenders NBC, dass es illegal sei, Demonstrierende so zu bedrohen. Derart mit Waffen zu posieren und auf Protestierende zu zielen, sei nur dann vertretbar, wenn von der Gruppe erkennbar eine Bedrohung ausginge. Das sei im vorliegenden Fall nicht ersichtlich. Es sei aber auch unwahrscheinlich, dass die beiden dafür mit einem Verfahren zu rechnen hätten. Der verlinkte Artikel ist nicht aufrufbar, die Website Know Your Meme zitiert jedoch hier daraus.

Wie waren die Reaktionen auf die Fotos?

McCloskey sagt, dass er, kurz nachdem die Fotos sich online verbreitet hatten, Morddrohungen bekommen habe. Über ihren Anwalt ließ das Ehepaar eine Erklärung verbreiten, in der sie zu dem Vorfall Stellung nahm. Tenor der Mitteilung: Die beiden würden die Werte der Black-Lives-Matter-Demonstrierenden teilen. Es seien lediglich einige weiße Demonstrierenden gewesen, die sich aggressiv verhalten hätten. Ihnen hätte die Androhung von Gewalt durch ihre Waffen gegolten.

Auf Twitter verbreitete sich vor allem die Fotos der beiden rasch und wurden schnell zu Memes weiterverarbeitet. Der Seite Know Your Meme zufolge tauchte für die beiden rasch die Spitznamen Ken und Karen auf. Der Name Karen steht dabei für die typische weiße Mittelschichtsfrau. Manche kritisierten, dass es unpassend sei, ein Ehepaar, dass Demonstrierende mit Waffen bedrohe, als Grundlage für ein Meme zu verwenden. US-Präsident Donald Trump teilte ein Video des Vorfalls, ohne ihn weiter zu kommentieren.

Update vom 1. Juli:

Der Text wurde im Absatz "Wie und wo ist das ursprüngliche Foto entstanden?" um die Information des ehemaligen Stadtrats Eric Banks ergänzt.