Startnummer 3: Schweiz

Dazu sagt ihr: "Die ist eigentlich aus Kanada – wie Céline Dion vor dreißig Jahren!"

Es ist eine Schande: Irgendwo tief in Rykkas "The Last of Our Kind" ist ein gutes und zeitgemäßes Lied versteckt. Doch ruppige Proben und frühe Startnummer lassen vermuten, dass die Gute es nicht ins Finale schafft. Ihre Hoffnung kann sie nun aus Kaffeesatzleserei in der ESC-Geschichte ziehen, denn schon einmal hat die Schweiz eine Kanadierin geschickt, die dann Erfolg hatte. 1988 gewann Céline Dion mit "Ne Partez Sans Moi" und einem Punkt Vorsprung. Bis heute schmücken sich die ESC-Verantwortlichen gerne mit Dions Karriere – dass diese erst ein paar Jahre später mit "Think Twice" wirklich durchstartete, wird von den Schlingeln freundlich verschwiegen.

Startnummer 5: Weißrussland

Dazu sagt ihr: "Der wollte eigentlich echte Wölfe mit auf die Bühne bringen!"

Ivan ist etwas gelungen, was nicht alle Vorentscheidungssieger aus Weißrussland hinbekommen: Er gewann die Show "Eurofest 2016" und darf jetzt sogar mit dem siegreichen Lied beim ESC antreten. In der Vergangenheit (2010, 2011, 2013...) wurden in dem als Diktatur geltenden Land gerne noch einmal seitens des Senders oder noch höherer Stellen Sänger oder Song getauscht. Für sein "Help You Fly" wollte er sogar echte Tiere auf die Bühne stellen, das ist laut Reglement aber verboten. Jetzt gibt’s Wölfe als Hologramm. Verrückt.

Startnummer 8: Mazedonien

Dazu sagt ihr: "Die hat vor zwanzig Jahren das erste Lied überhaupt für Mazedonien gesungen!"

Mittelmäßiger Song mit großartiger Verkaufe: Das ist das Konzept von Kaliopi aus Mazedonien. Schon 1996 war sie als Kandidatin zur Premierenteilnahme Mazedoniens vorgesehen, ihr "Samo ti" wurde damals aber noch von Jurys ausgesiebt. (Wie auch der deutsche Kracher "Planet of Blue", aber das ist eine andere Story.) Doch die Power-Röhre hat 16 Jahre lang an ihrem Game gefeilt und 2012 mit "Crno I Belo" bewiesen, dass sie zur Not auch das Telefonbuch von Skopje ins Finale singen könnte. Auch dieses Jahr ist ihr "Dona" ein großartiges Beispiel dafür, was den ESC ausmacht: Man hat keine Ahnung, wovon sie singt, aber es scheint ihr echt wichtig. Stark.

Startnummer 10: Australien

Dazu sagt ihr: "Sie darf teilnehmen, weil der ESC seit Jahrzehnten in Australien beliebt ist!"

Smarte ESC-Partygäste werden es wissen: Australien liegt gar nicht in Europa! Trotzdem sind die Menschen dort scheinbar ganz versessen darauf, sich einmal jährlich am frühen Morgen Euro-Dance zu geben. Immer wieder machen Gerüchte die Runde, dass die ESC-Organisatoren den Wettbewerb gerne ausweiten würden, da trifft es sich gut, dass man als Dankeschön für die Fan-Treue Australiens mit deren Teilnahme ein wenig experimentieren kann. Nach dem 5. Platz im letzten Jahr wird wohl auch Dami Im mit ihrer hübsch kompetenten Ballade "Sound of Silence" dieses Jahr vorne mitsingen.

Startnummer 14: Ukraine

Dazu sagt ihr: "Früher hat die ganz andere Musik gemacht!"

Mit knackigen Proben hat die Ukrainerin Jamala sich mit "1944" in die vorderste Favoriten-Reihe gesungen. Die große Frage ist jetzt, ob Europa Lust auf einen Siegersong über Völkermord und Krieg hat. Fun Fact: Jamala hat als Musikerin eine erhebliche Wandlung durchgemacht. Vor vier Jahren wurde sie schon einmal Zweite in der ukrainischen Vorentscheidung. Damals sang sie mit "Smile" noch einen Happy-Go-Lucky-Schlager mit einem Nerv-Faktor, der jedes Katy-Perry-Album schmücken würde.

Die nackten Fakten

  • Das zweite Semi wird um 21 Uhr auf Phoenix, Eins Festival und bei ndr.de gezeigt. Deutsche Zuschauer dürfen heute mit abstimmen und entscheiden, welche zehn der 18 Kandidaten ins Finale am Samstag kommen.
  • Alle Songs in voller Länge findet Ihr im YouTube-Kanal des Contests
  • Einen Schnelldurchlauf aller Songs von heute Abend gibt es hier.

Wir widmen die komplette Woche! mehrere Beiträge in den kommenden Tagen dem ESC. Los ging es gestern mit den größten Skandalen aus 60 Jahren. Am Dienstag hatten wir aufs erste Halbfinale geschaut. Morgen Nachmittag kommt dann der große Guide fürs Finale, garantiert mit 50 Prozent neuen Witzen.