Manche Leute sind einfach unglaublich interessant. Nach jedem Wochenende haben sie drei Stories zu erzählen, die anderen zwei müssen leider geheim bleiben. Wieso erleben die einen so viel während die anderen nur ganz normale Dinge unternehmen?

Bei Quora diskutieren derzeit die Nutzer, wie sie interessanter werden könnten. Künstler werden oder ein Unternehmen gründen, das soll helfen, außerdem Sex mit vielen Menschen in verschiedenen Positionen, und andere Extremsportarten, dann noch ein Kind bekommen, am besten betrunken.

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Ein Teil dieser Antworten ist ironisch gemeint. Keine Ahnung, welcher Teil, aber ich hoffe einfach mal, dass es so ist.

Schon nützlicher ist dieser Rat: Übertriff deine eigenen Erwartungen. Wenn wir uns in Situationen bringen, in denen wir Angst haben oder nach denen wir uns vielleicht ein bisschen schämen müssen, dann fordern wir uns selbst heraus. Und wir wachsen daran, wir verändern uns. Und niemand ist langweilig, während er sich verändert.

Positiv denken

Studien haben ergeben, dass pessimistische Menschen andere mit runterziehen – sogar körperlich schadet das Gejammer der Anderen. Wir ziehen uns zurück vor Menschen, die uns ständig mit ihren Problemen belasten. Und wir fühlen uns angezogen von Menschen, die Lösungen suchen, die harten Tagen positiv begegnen. Interessant machen wir uns also nicht, in dem wir von unserem harten Leben erzählen. Sondern indem wir inspirieren.

Fäden aufgreifen

Wenn wir selbst uns gerade so richtig öde finden, dann müssen wir ja eigentlich gar nicht über uns selbst reden, oder? Dann soll der Andere halt etwas erzählen. Der Psychologe Martin E. P. Seligmann rät, aktiv auf Erzähltes zu reagieren – und am besten direkt weiterzuspinnen. Die Andere hatte einen tollen Tag? Das sollten wir feiern – wo können wir hingehen? Der Tag war furchtbar? Das sollten wir erst recht feiern, er ist ja schließlich vorbei.

Wenn beide Gesprächspartner gerade langweilig sind, dann hilft nur noch: Fragen stellen. Wer ausgefragt wird, der fühlt sich wahrgenommen; wer Interesse spürt, der erinnert sich an einen interessanten Abend – und merkt es gar nicht so sehr, wenn der andere keine spannenden Stories zu erzählen weiß.

Aber vielleicht bist du eigentlich gar nicht so langweilig, wie du denkst. Vielleicht musst du nur:

Erzählen lernen

Meine Theorie ist ja, dass interessante Menschen vor allem eines gut können: Geschichten erzählen. Und das macht sie tatsächlich glücklicher, erzählt der Psychologe Dacher Keltner von der Universität Berkeley. Auf meine Frage, was uns glücklich macht, rät er unter anderem: "die Geschichte unseres Lebens erzählen".

Wir reden also am liebsten über uns selbst?

Tja. Und glücklich macht es uns auch, deshalb haben wir ja gerade so gute Abende, wenn uns jemand zuhört, sich für unsere Geschichte interessiert. Keltner bezieht sich auch auf die Forschung von Dan McAdams. Der hat Experimente mit älteren Menschen gemacht und herausgefunden: Wer lebendigere Geschichten erzählt, der ist zufriedener. Wenn wir erzählen, erläutert Keltner, geben wir dem Erlebten einen Sinn. Wir ordnen Gutes wie Negatives in einen Kontext ein, geben ihm eine Bedeutung für unser Leben. Das kann sich auf unser gesamtes Leben beziehen, oder auf Glück und Unglück des vergangenen Tages.

Wie das geht? In der Werbung sprechen seit einigen Jahren alle über "Storytelling", also die Kunst des Geschichtenerzählens. Eine Art ist die Heldenreise. Kurzfassung: Dem Helden war langweilig, dann kam ein Abenteuer, im Abenteuer gab es Widerstände, er fand eine Lösung und am Ende war alles cool. Quintessenz sind die Widerstände: Jeder von uns muss an jedem Tag ein wenig kämpfen. Wie wir damit fertig werden, das ist es, was uns interessant macht.

Wer interessant sein will und eine angenehme Gesellschaft, der muss vielleicht nur diesen Spagat schaffen: Lebendige Geschichten vom Tag erzählen und seinem Gegenüber Raum geben, auch von seinen Erlebnissen zu berichten.