Helden beeindrucken uns. Sie geben uns ein gutes Gefühl, sie inspirieren uns. Sie motivieren uns, das Beste aus uns herauszuholen – weil sie es selbst auch tun. Kann das jeder? Ja, schreiben die Psychologen Philip Zimbardo und Zeno Franco im Magazin des Greater Good Science Center der Universität Berkeley.

Was ist ein Held? Wikipedia zitiert das Zedler-Lexikon aus der Mitte des 18. Jahrhunderts: "Held, lat. Heros, ist einer, der von Natur mit einer ansehnlichen Gestalt und ausnehmender Leibesstärcke begabet, durch tapfere Thaten Ruhm erlanget, und sich über den gemeinen Stand derer Menschen erhoben." Doch dieses Konzept hat sich überlebt. Heldentum bahnt sich nicht an. Helden haben keine spezielle Vorgeschichte, sie wurden nicht ausgebildet, auserwählt oder auf ihre Rolle vorbereitet. Zimbardos und Francos Konzept der "Banalität des Heldentums" besagt, dass jeder ein potenzieller Held ist. Wir warten nur auf den Moment im Leben, in dem wir endlich etwas Heldenhaftes tun können. Und viele von uns werden irgendwann vor der Wahl stehen: heldenhaft handeln? Oder weitergehen und so tun, als hätte man nichts gesehen?

Zum Helden werden wir, wenn wir die Gelegenheit dazu bekommen, sie erkennen und handeln. Das passiert aber nicht so oft, wie es passieren könnte. Zwei Annahmen unseres Alltags hinderten Menschen daran, heldenhaft zu handeln. Die Psychologen wollen sie als falsch entlarven:

  • Zum einen, dass Helden besondere – und natürlich sehr seltene – Charaktereigenschaften hätten, quasi übermenschlich sind. Eben dies sei nicht der Fall.
  • Zum anderen gehen wir oft davon aus, dass jemand anderes die Initiative schon ergreifen wird.

Steht es so schlecht um uns? Auch die deutsche Polizei klagt auf ihrer Aktionsseite Tu Was: "Dennoch bleibt die Hilfe oft aus: einmal, weil es am Wissen fehlt, ob und – wenn ja – wie geholfen werden kann. Und zum Zweiten, weil viele sich vor jenen Unannehmlichkeiten fürchten, die das eigene Engagement mit sich bringen könnte."

Doch es gibt Hoffnung. In guten Beispielen – und in der Forschung.

"Betrachten wir das Heldentum als eine Eigenschaft der menschlichen Natur", schreiben die beiden Wissenschaftler. Erst, wenn wir nicht mehr daran glauben, dass es einzelne Auserwählte gibt, "dann werden Heldentaten für jeden möglich – und vielleicht fühlen sich mehr Menschen inspiriert, diesem Ruf zu folgen." Und das, so lehrt uns die Glücksforschung, dient nur uns selbst: Wer anderen hilft, der ist glücklicher.

Es gibt übrigens auch eine Lösung für Menschen, die gern Helden sein wollen, sich bislang aber noch nicht so recht trauen. "Heroic Imagination" nennen Zimbardo und Franco die Methode. Wir sollen uns vorstellen, wie wir in fordernden, vielleicht körperlich oder sozial gefährlichen Situationen reagieren könnten. Kommt dann tatsächlich der Moment, in dem wir uns beweisen müssen, seien wir mental besser vorbereitet.

Mit drei Schritten sollen wir die "Heroic Imagination" fördern können:

  • Zunächst einmal sollen wir aufmerksam sein für das, was um uns herum passiert
  • ... und keine Angst vor Konflikten mit anderen haben, wenn wir unsere Werte und Prinzipien verteidigen.
  • Und wir sollen langfristig denken. Welche Konsequenzen hat das, was gerade passiert? Und was haben wir in der Vergangenheit erlebt, aus dem wir lernen können?

Natürlich gibt es verschiedene Arten von Helden, sie alle verdienen unseren Respekt, unsere Dankbarkeit. Es sind jene Menschen, die anderen helfen, die sich reinhängen, damit es anderen besser geht. Die Kinder ins Leben bringen oder eine Idee haben, mit der sie die Welt ein bisschen besser machen.

Heldentum geht jedoch noch weiter, als selbstloses, altruistisches Handeln. "Altruismus betont selbstlose Taten, die anderen helfen. Heldentum hat dagegen das Potential für ein größeres persönliches Opfer", schreiben Franco und Zimbardo. "Im Kern geht es beim Heldentum um die persönliche Hingabe an ein edles Ziel – und die Bereitschaft, die Konsequenzen eines Kampfes für dieses Ziel hinzunehmen."

Es geht um Menschen, die Opfer bringen. Die sich in Gefahr begeben. Diese Aufzählung endet bei Menschen wie Adel Termos, der sich in Beirut auf eine Bombe warf, um andere zu retten. Er selbst starb bei dem Attentat.

Genau diese Geschichten wollten wir erzählen, als wir vor – nur! – sechs Monaten in einem abgerockten Berliner Hinterhof saßen und uns ausgemalt haben, wie ze.tt einmal sein könnte. Geschichten von Helden sollten es sein. Und siehe da: Wir fanden sie! Sie haben Flüchtlingen geholfen, sich gegen Mobber gewehrt, für ihre Profession gekämpft. Sie beeindruckten uns. Sie dienen der Gesellschaft durch ihre Taten, sie dienen uns aber vor allem als Vorbilder.

In den Tagen bis Weihnachten werden wir bei Instagram und Facebook noch einmal an einige jener Geschichten denken, die uns ganz besonders inspiriert haben. Wenn ihr mehr solcher Menschen kennt, sagt uns Bescheid, unter ip@ze.tt.