Wer im Sommer 2015 durch bestimmte Wälder in Mittelfranken wanderte, konnte beobachten, welche Folgen der Klimawandel auf den Wald haben kann: Die Kronen vieler Kiefern leuchteten nicht mehr grün, sondern rostrot. Die Bäume waren tot. Mehreren Faktoren hatten dazu geführt. Die Bäume waren schon geschwächt, als es sehr heiß und trocken wurde. Den Kiefern gelang es nicht mehr, genügend Wasser in die Kronen zu pumpen. Dann kamen Insekten, welche die Bäume kahl fraßen. Davon erholten sie sich nicht mehr.

Das Sterben von Bäumen oder Wäldern lasse sich mit dem eines Menschen vergleichen, sagt Peter Spathelf, Professor für Angewandten Waldbau an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde. "Wenn wir bei einem Menschen bestimmte Voraussetzungen wie Bluthochdruck oder Diabetes haben und er dann noch einem Stressfaktor ausgesetzt ist, kann es sein, dass dadurch eine Krankheit ausgelöst wird."

Durch den Klimawandel steigt die Wahrscheinlichkeit von extremen Wetterereignissen, außerdem wird es insgesamt wärmer und trockener. Das schwächt die Widerstandskraft der Bäume. "Bestimmte Regionen und Baumarten sind dadurch unter Druck", sagt Spathelf.

Besonders gefährdet sind Wälder, in denen nur eine Baumart steht. Dort bricht das Ökosystem schneller zusammen. Vor allem die Fichte, ein Baum, der viel Wasser braucht, ist anfällig – insbesondere in Gebieten, die ein sogenanntes Weinbauklima haben, also warm und tief gelegen sind.

"Unsere Aufgabe ist vergleichbar mit dem Übergang von der konventionellen Landwirtschaft zum Ökolandbau", sagt Spathelf. Aus Monokulturen müssen Mischwälder werden. Diese haben sich als wesentlich widerstandsfähiger erwiesen. Wenn etwa Fichten zwischen Eichen stehen, fallen sie bei Stürmen nicht so leicht um, weil Fichten flache Wurzeln haben und Eichen tiefere. Auch Schädlinge haben es in Mischwäldern nicht so leicht, weil sie weniger Futter finden, dafür aber mehr Fressfeinde.

Was den Waldumbau erschwert

In Wäldern gelten jedoch ganz andere Zeithorizonte als in der Landwirtschaft. Darum haben wir es heute mit Wäldern zu tun, die unter ganz anderen Rahmenbedingungen entstanden sind. "So hat man zu DDR-Zeiten zum Beispiel im heutigen Brandenburg teilweise 10.000 bis 15.000 Kiefern pro Hektar gepflanzt", sagt Spathelf. Diese Wälder seien heute 40 oder 50 Jahre alt und müssten umgewandelt werden.

Zu den Erbschaften aus der Vergangenheit kommt eine zweite Schwierigkeit: Rund 50 Prozent des deutschen Waldes sind in Privatbesitz. "Das Waldgesetz verpflichtet sie zwar, 'nachhaltig und pfleglich' zu wirtschaften, aber nicht Mischwälder zu pflanzen", sagt er. Manche tun es, andere nicht. "Es gibt auch heute noch Waldbesitzer, die Fichte im Reinbestand pflanzen", sagt Spathelf – aus kurzfristigen, wirtschaftlichen Gründen.

Einen Zwang wünscht er sich dennoch nicht im Gesetz. "Aufklärung, Beratung und ökonomische Anreize sind der bessere Weg", sagt er. Der Umbau zum klimawandelfitten Wald dauert also. 20 oder 30 Jahre sind für den Umbau eines Waldes keine lange Zeitspanne. Das Klima ändert sich möglicherweise schneller und Spathelf hat die Sorge, dass wir unseren Wald zu langsam umwandeln. Alleine in Deutschland ist ein Drittel der Fläche des Landes mit Wald bedeckt. Er reguliert zum Beispiel das Klima, das Grundwasser und reinigt die Luft. Dauert der Umbau zu lange, könnten Teile unsere Wälder diese Dinge nicht mehr oder schlechter als heute leisten.