Er war einer der Helfer am Berliner LaGeSo, die den größten Einsatz gezeigt haben. Er galt als zuverlässig und überaus engagiert, sagen seine Kollegen vom Verein "Moabit hilft" und Journalisten, die die Lage am LaGeSo seit längerem beobachten. Er hat sich um viele geflüchtete Menschen gekümmert. Manche von ihnen hat er während der Anhörungen im Amt begleitet. Amadullah, einem afghanischen Flüchtling, hat er eine Unterkunft in einem Hostel besorgt und ihn öfter zum Essen eingeladen. Er hat warme Klamotten organisiert. Er hat eigene Berührungsängste abgebaut. Er war über Monate im Einsatz, in voller Anspannung. Dafür verdient dieser Helfer unsere Hochachtung.

Am Mittwoch veröffentlichte eine Reyna B. von "Moabit hilft" auf Facebook einen Post, in dem sie sich auf Informationen des Helfers bezog, der angab, vor dem LaGeSo sei ein 24-jähriger Syrer in der vorherigen Nacht gestorben. Die Angaben waren widersprüchlich: War der junge Mann vor dem LaGeSo gestorben oder auf dem Weg ins Krankenhaus? In welches Krankenhaus wurde er gebracht? Plötzlich war der junge Mann, der das Gerücht in die Welt setzte, nicht mehr zu erreichen. Er verbarrikadierte sich in seiner Wohnung. Während die Presse erste Zweifel anmeldete, gab "Moabit hilft" in einer hastig einberufenen Pressekonferenz an, dem Helfer zu vertrauen. Abends stellte sich dann raus: Der Tod des jungen Syrers war erfunden.

Das Schlimme an der Falschmeldung ist: Niemand – nicht die Politik, nicht der Verein Moabit hilft, nicht die Presse – schien überrascht, dass vor dem LaGeSo jemand sterben könnte. Als würden alle darauf warten. Die ehrenamtlichen Helfer warnen seit Monaten davor. Und am Mittwoch war es dann angeblich soweit.

Im Moment weiß niemand, wieso der junge Mann plötzlich austickte und die Falschmeldung verbreitete. Wollte er mit drastischen Mitteln erreichen, dass sich die Lage am LaGeSo endlich verbessert?

Dass er an diesen extremen Punkt gelangt ist, hat auch mit der Unfähigkeit des Berliner Senats zu tun. Der Verein "Moabit hilft" leistet seit Monaten herausragende Arbeit, wo die Politik versagt. Trotzdem ist für manche Menschen Hilfe vielleicht auch eine Möglichkeit, etwas zu bekommen, das ihnen sonst fehlt. Nicht selten wird diese Art von Hilfe obsessiv, erschöpft die Helfenden und endet im Burnout.