Dicht gewachsene Zweige, voll bestückt mit Nadeln, in saftigem Grün – all das ist der Weihnachtsbaum auf dem Erfurter Domplatz nicht. Aber die Rotfichte, genannt Rupfi, nimmt ihre klapprig-kahle Erscheinung mit Humor. Auf Facebook hat der Baum einen eigenen Account und wird von Erfurter*innen und im Netz für seinen ehrlichen Umgang mit seiner Hässlichkeit gefeiert. Über 3.800 Likes hat die Seite bereits, hinter der der lokale Radiosender Antenne Thüringen steckt.

Hallo ich bin Rupfi, 27 Meter hoch. Circa 75 Jahre alt. Als Rotfichte im Ilmkreis geboren. Ich bin nicht perfekt, aber wer ist das schon. Zählen für euch auch die inneren Werte?
Rupfi, Weihnachtsbaum in Erfurt

Dort ärgert sich Rupfi darüber, dass er im Fernsehen als "Krüppelkiefer" bezeichnet wird, wünscht sich ein wenig Regen, um nicht noch mehr zu vertrocknen oder flirtet mit der Edeltanne aus der Nachbarstadt. Ein Baum mit Charakter, findet die Stadt Erfurt und hat eigens für ihren Rupfi Postkarten drucken lassen mit dem Hashtag #wirliebenrupfi. Erfurts Kulturdirektor Tobias Knoblich sieht in der kahlen Fichte ein Symbol für den langen und trockenen Sommer. Man könne doch keinen Weihnachtsbaum liefern, der den Klimawandel leugnet.

Auch der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow hat Rupfi bereits einen offiziellen Besuch abgestattet und wurde von ihm gleich aufs Korn genommen: "Astrein, dass sein Hund Attila nur an meinem Stamm geschnuppert hat. Wir sind jetzt Freunde."

Rupfi kann aber nicht nur Scherze. Seine Popularität nutzt der Weihnachtsbaum auch für den guten Zweck. Der Erlös aus dem Verkauf der Rupfi-Soli-Buttons geht vollständig und in gleichen Teilen an zwei Projekte: das Kinderhospiz Mitteldeutschland, das sich seit vielen Jahren um todkranke Kinder und ihre Eltern kümmert und an den 19-jährigen Simon, der unheilbar an Muskeldystrophie erkrankt ist. Simon wünschst sich, einmal mit seiner Familie in die USA zu fliegen. Diesen Traum möchte Rupfi ihm zu Weihnachten erfüllen. nm