Empathie ist die "Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen", sagt der Duden. Es ist eine soziale Kompetenz, von der manche mehr und andere weniger haben. Ob Empathie angeboren oder erlernt ist, steht immer wieder zur Diskussion. Fest steht: Man kann sich in Empathie üben.

Die Michigan State University (MSU) führte eine groß angelegte Studie durch, um herauszufinden, in welchen Ländern die Bewohner*innen durchschnittlich besonders mitfühlend sind oder nicht. Dafür befragten die Forscher*innen 104.365 Personen zwischen 18 und 90 Jahren aus 63 verschiedenen Ländern.

Die Teilnehmer*innen mussten eine lange Liste von Fragen beantworten. Es galt, Persönlichkeitsmerkmale und soziales Verhalten zu bestimmen und herauszufinden, ob jemand eher zu Individualismus oder Kollektivismus neigt, ob sie*er ein ein loses soziales Netzwerk oder ein enges mit wechselseitiger Abhängigkeit vorzieht.

Dazu sollten die Freiwilligen eine Reihe von Aussagen über das subjektive Selbstwertgefühl und Wohlbefinden bewerten. Auf einer Skala, die von "Ich mache mir oft Sorgen um Menschen, die bedürftiger sind als ich" bis zu "Im Großen und Ganzen bin ich mit mir zufrieden" reichte. Die Teilnehmer*innen sollten beantworten, ob sie freiwillig Zeit oder Arbeit spenden würden oder fremden Personen helfen. Die genaue Vorgehensweise und die Ergebnisse wurden im Journal Of Cross-Cultural Psychology veröffentlicht.

Unter die Top 10 der empathischsten Länder hat es nur ein europäischer Staat geschafft: Dänemark ist auf Platz vier gelandet.

  1. Ecuador
  2. Saudi Arabien
  3. Peru
  4. Dänemark
  5. Vereinigte Arabische Emirate
  6. Südkorea
  7. USA
  8. Taiwan
  9. Costa Rica
  10. Kuwait

William Chopik, Psychologe an der MSU und Hauptautor der Studie, war überrascht, dass drei Länder aus dem Nahen Osten – Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Kuwait – in den oberen zehn Plätzen vertreten sind. Vor allem, wenn man an die Kriege denkt, die in dieser Region geführt wurden.

Länder mit einem höheren Level an Empathie neigen zusätzlich zu einem höheren Grad an Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Emotionalität, subjektives Wohlbefinden, Kollektivismus, Selbstwertgefühl und Sozialverhalten (wie zum Beispiel ehrenamtliche Arbeit und Spenden). Insgesamt gesehen, sind Frauen signifikant empathischer als Männer.

Am wenigsten empathisch ist laut der Studie die Bevölkerung von Litauen. Auf den letzten Plätzen finden sich außerdem Venezuela, Estland, Polen und Bulgarien. Sieben der zehn letzten Plätze sind Länder aus Osteuropa.

Damit ist ein guter Grundriss gelungen, der zeigt, wie Empathie in verschiedenen Kulturen ausgeprägt und ausgedrückt wird. Einschränkungen gäbe es trotzdem: Die Studie wurde ausschließlich auf Englisch durchgeführt und basiere auf reiner Selbsteinschätzung der Teilnehmer*innen. Es wurde zudem nicht zwischen Empathie gegenüber der eigenen Bevölkerung und der Bevölkerung anderer Länder unterschieden. Das sei den Wissenschaftler*innen durchaus bewusst. Schließlich würde es sich um eine bloße Momentaufnahme handeln und sich langfristig verändern.