Gut 100 Tage ist die neue große Koalition im Amt und gesprochen wurde in dieser Zeit vor allem über einen Mann: Horst Seehofer. Er ist Minister des eigens für ihn zugeschnittenen Ministeriums des Inneren, für Bau und Heimat. Ein kleiner, unvollständiger Überblick über sein Handeln in dieser Zeit:

  • Er forderte, Geflüchtete, die bereits in anderen Mitgliedsstaaten der EU gemeldet waren, an der Grenze zurückweisen zu können – Merkel lehnte ab und verwies auf eine nötige europäische Lösung.
  • Er brachte einen Masterplan Migration ins Spiel, den wochenlang niemand zu Gesicht bekam, der seit heute in der nicht offiziellen Version einsehbar ist.
  • Seine Partei stellte Merkel ein Ultimatum, um schärfere Regeln gegen Asylsuchende in Deutschland auzuhandeln.
  • In einer Sondersitzung einigten sich die Regierungschef*innen der EU auf neue Maßnahmen für Asylsuchende in Europa.
  • Seehofer bezeichnete die Ergebnisse als nicht "wirkungsgleich" mit dem, was er gefordert hatte.
  • Dann überraschte er in der Nacht auf Montag das Land mit seinem Angebot als Innenminister und Parteivorsitzender zurückzutreten.
  • Schließlich bot Seehofer an, sein Rücktrittsangebot noch mal zu überdenken und ein letztes Mal mit Merkel reden zu wollen.

Wir haben euch gefragt, was ihr Horst Seehofer gerne sagen möchtet:

"Woher kommt Ihr erstaunliches Ego, das offensichtlich sowohl Vernunft, Herz und Verstand als auch Humanität ausblenden kann?"

"Bitte treten Sie zurück, Horst Seehofer! Aus welchen Motiven auch immer Sie das Land seit zwei Wochen lähmen: Es reicht. Außerdem will keiner Ihre reaktionären Pläne für Deutschland und Europa. Die sind überholt und unmenschlich."

"Gehen Sie einfach und zwar endgültig!"

"Es kann nicht sein, dass Sie als Innenminister von Deutschland politisches Kapital daraus schlagen, dass vor Europas Küsten Menschen ertrinken. (...) Jedem muss doch klar sein, dass das, was die Menschen antreibt, so schlimm sein muss, dass sie sogar in Kauf nehmen, zu sterben. Kinder, die ertrinken, ja sogar Babys. Dabei spielt weder die Anzahl noch die Herkunft eine Rolle, so sollte es zumindest sein. Hier in Hamburg las ich heute einen Artikel darüber, wie ein Dreijähriger aus einem Schwimmbad gerettet wurde, weil er leblos am Grund des Beckens lag. Ich frage mich ernsthaft, wie es sein kann, dass das als Einzelfall so viel mehr Mitleid und Sorge erregt, als die Tatsache, dass beinahe täglich Kinder und Erwachsene im Mittelmeer ertrinken. (...) Denken Sie. Retten Sie. Oder gehen Sie."

"Während Sie nur an sich und Ihre Interessen in Bayern denken, sterben auf den Meeren Menschen. Menschen, wie Sie und ich. Menschen, die nichts mehr haben."

"Die Positionen von Rechtspopulisten zu übernehmen, nur um eine Landtagswahl zu gewinnen, der Schuss geht (wahrscheinlich) nach hinten los. Denn dumm sind die Wähler nicht."

"Wem wollen Sie damit eigentlich was beweisen?"

"Haben Sie den Mut, konservativ alternativ zur AfD zu definieren. Also nicht gestrig, sondern bewahrend. Trotzen Sie den Thesen der AfD und imitieren Sie sie nicht. Wir brauchen keine konservative Partei wie die AfD, sondern eine konservative Alternative zur AfD."

"Wissen Sie wie die Leute im Norden, Osten und Westen denken oder nur was alte Männer in Bayern träumen? Mehr Toleranz und Weltoffenheit hat noch keinem Menschen geschadet."

"Es wird immer darüber geredet, die Politik zu verjüngen. Meinen Sie nicht, dass das jetzt die Gelegenheit sein könnte, selbst etwas dazu beizutragen?"

"Haben Sie eine Wette mit Trump, wer sich irrationaler und kindischer verhalten kann?"

"Sehr geehrter Herr Seehofer, ich kann Ihre Haltung einerseits sehr gut verstehen – aber andererseits ist genau die Migration eine Aufgabe, die man auf der Ebene der EU lösen muss, da Europa an den Außengrenzen gleichermaßen betroffen sein sollte. Es findet sich sicher ein Kompromiss, der auch die nationalen Interessen berücksichtigt. Bitte verhalten Sie sich erwachsen und diksutieren Sie mit Ihren Mitstreitern. Viel Erfolg!"

"Sie haben in Anbetracht der Optionen die richtige Entscheidung getroffen. Auch wenn ich persönlich nicht mit Ihrer Politik einverstanden bin, danke ich Ihnen für Ihre Arbeit."

"Warum tun Sie das Bayern, Deutschland und der EU an? Von allen Seiten – auch aus Ihrer Partei – werden Stimmen laut, dass niemand bei den aktuellen Entwicklungen gewinnen kann."

"Wenn ich in Ihrem Alter wäre, würde ich glaube ich auch so handeln."

"Hallo Horst, ich kann Ihre missliche Lage durchaus nachvollziehen, finde es aber verantwortungslos, dass Sie durch Ihren Kampf nach Wählerstimmen das Europa, wie wir es heute kennen, aufs Spiel setzen. Wenn ich in Ihrem Alter wäre, würde ich glaube ich auch so handeln, da ich aber (höchstwarscheinlich) 60 Jahre länger auf diesem Kontinent leben werde, würde ich mehr Vorsicht walten lassen."

"Wenn Abgang, dann pompös. So gehört sich das für einen Bayern."

"Treten Sie noch einigermaßen in Würde von allen Ämtern zurück!"