Museen und kulturelle Institutionen tragen auf Twitter einen Wettkampf aus. Unter dem Hashtag #BestMuseumBum posten sie Fotos berühmter Rückansichten in der Kunst.

Rund oder birnenförmig, gestählt oder üppig – wie sieht er aus, der perfekte Po? Diese Frage stellen sich gerade Museen auf der ganzen Welt und präsentieren die Rückansichten ihrer Exponate. Vom glatten Marmorhintern des griechischen Gottes Zeus über Nacktzeichnungen aus verschiedenen Epochen der Malerei bis hin zum pelzigen Hummelhintern – die Auswahl ist vielfältig. Gestartet hat die Twitter-Challenge das Yorkshire Museum in Großbritannien. Unter dem Hashtag #BestMuseumBum und mit dem Foto einer männlichen römischen Steinstatue mit rissigem Hintern riefen sie so zum Kurator*innen-Battle auf.

Gepostet wurde zahlreich – von Museen, aber auch von Privatpersonen, die ihre Museumsbesuche dokumentierten. Die Einreichungen zeigen, wie weit die Vorstellungen vom perfekten Hinterteil auch geschichtlich auseinandergehen. So zeigen Statuen aus der Antike besonders optimierte Körper, wie den der Aphrodite Kallipygos im New Yorker Metropolitan Museum of Art. Bei dieser Art der Darstellung blickt die griechische Liebesgöttin Aphrodite (römisch: Venus) kokett über ihre Schulter nach hinten, beinahe so, als wolle sie ihren eigenen Prachthintern – sie wird auch die Prachthintrige genannt – betrachten.

Weniger glatt und einheitlich, dafür sehr viel realistischer sind die zeitgenössischen Bronzestatuen der litauischen Künstlerin Meila Kairiūkštytė-Balkus, aus dem Beitrag des M. K. Čiurlionis National Museum of Art. Nach Angaben des Museums interessiert sich Kairiūkštytė-Balkus besonders für Feminismus. In ihren Arbeiten versucht sie deshalb, stets realistische statt idealisierte Frauenkörper darzustellen.

Schon seit Beginn der Corona-Pandemie veranstaltet das auf Archäologie spezialisierte Yorkshire Museum virtuelle Challenges. Teils zum Spaß, teils, um auch während der erzwungenen Schließung Aufmerksamkeit zu generieren. Immer versehen mit dem Hashtag #CuratorBattle posten sie dafür in regelmäßigen Abständen Bilder ihrer Artefakte. In den bisherigen Runden ging es bereits um die gruseligsten, skurrilsten und mysteriösesten Exponate. Außerdem wurden die besten Ausstellungsstücke mit Vögeln, Katzen und Hüten gesucht.

Kritik am idealisierten Körperbild

So amüsant die Sammlung verschiedener Hintern ist, sie zeigt auch, wie sexualisiert unsere Gesellschaft schon immer war. In der Antike war das Streben nach ewiger Jugend tief in der Gesellschaft verankert, was sich nicht zuletzt in der damaligen Kunst widerspiegelt. Auch in der Renaissance, in der eigentlich naturgemäße Darstellungen en vogue waren, malte man nackte Körper dennoch weiterhin nach idealisierten Vorstellungen. Körperkult und Optimierungswahn kennen wir heute besonders aus sozialen Medien wie Instagram, wo sich bearbeitete Fotos, mit Filtern überlagert, zu einer ganz eigenen Kunstform entwickelt haben. Zwar wird mit Hashtags wie #BodyPositivity versucht, gegenzusteuern – die #BestMuseumBum-Challenge ist aber ein gutes Beispiel dafür, wie tief unsere idealisierten Vorstellungen verankert sind.