Es ist verführerisch, immer das Beste zu wollen. Zum einen, weil moderne Kommunikationsmittel es inzwischen möglich machen, jederzeit eine Vielzahl an Optionen zu scannen und zu beobachten. Zum anderen, weil unsere Zeit nun einmal begrenzt ist und wir sie daher so sinnvoll wie möglich verbringen wollen. Also sitzen wir mit unserem Smartphone auf dem Sofa und versuchen herauszubekommen, zu welcher Party die cooleren Leute gehen, wo es die leckersten Drinks gibt oder die Chance auf Knutschen am höchsten ist.

Diese Strategie ist unter Psychologen als Maximizing bekannt und müsste uns eigentlich besonders glücklich machen. Wer immer die besten Optionen findet, sollte sich vor Glückshormonausschüttungen doch gar nicht mehr einkriegen können, nicht wahr? So einfach ist es aber nicht.

Maximizing minimiert dein Glück

Tatsächlich scheint das permanente Scannen und Vergleichen genau den gegenteiligen Effekt zu haben: Wir sind gestresst, gehetzt und am Ende – tja – unglücklich. Es führt dazu, dass wir Entscheidungen vor uns herschieben und einen enormen Druck aufbauen, dem wir kaum gerecht werden können. Gleichzeitig nimmt die Zahl an Entscheidungen, die wir treffen müssen, immer weiter zu und jede neue Variable zwingt uns, den Prozess von vorn anzufangen: ein Albtraum.

Beziehungen sind kein Buffet

Besonders hart wirkt sich so ein Entscheidungsperfektionismus auf unsere Beziehungen aus. Ständig zu überlegen, wer unser*e beste*r Freund*in, die*der richtige Partner*in oder auch nur die unterhaltsamste Begleitung für die Ausstellungseröffnung ist, zermürbt uns. Gleichzeitig hält es die Menschen um uns herum immer in einem Wartezustand, der Unsicherheit und Misstrauen schafft. Ein echter Teufelskreis.

In der kürzlich erschienen Studie The Negative Consequences of Maximizing in Friendship Selection sind sich die Autor*innen daher auch einig, dass permanente Optimierung Freundschaften eher schadet, als sie zu vertiefen. Menschen, die besonders stark versuchten, das Beste aus Freundschaften und Partnerschaften herauszuholen, waren deutlich unglücklicher und fühlten sich weniger verbunden mit neuen Freund*innen und Bekanntschaften. Dies wiederum hatte direkten Einfluss auf ihre Selbstwahrnehmung und allgemeine Lebensfreude – sie litten unter ihrem eigenen Perfektionsstreben.

Gut genug ist wirklich gut genug

Die Forscher*innen entdeckten aber auch einen weiteren interessanten Zusammenhang. Neben den Menschen, die ständig die bestmögliche Entscheidung treffen wollten, befragten sie auch Proband*innen, die sie als Satisfier bezeichnen. Diese treffen eine Entscheidung, sobald eine einzige Wahlmöglichkeit alle ihre Bedürfnisse erfüllt, anstatt weiter nach besseren Optionen zu suchen – und waren mit dieser Strategie deutlich glücklicher.

Wer glücklich sein will, sollte also nicht versuchen, permanent die beste aller Lösungen zu finden. Stattdessen lohnt es sich, hin und wieder tief durchzuatmen und sich selbst zu sagen: "Vielleicht ist gut auch gut genug". Glückshormone, wir kommen.