Mit einem Euro kann man in Deutschland weniger kaufen als zum Beispiel in Bulgarien. Um diese Länder trotzdem miteinander vergleichbar zu machen, wenden Statistiker*innen einen Trick an: Sie erfinden eine fiktive Währung, die sie KKS (Kaufkraftstandard) nennen. Mit einem KKS lässt sich in jedem Land das Gleiche kaufen. So lässt sich aus den 28 Länder der Europäschen Union ein einziges bilden.

Möchte man nun Einkommen innerhalb der EU miteinander vergleichen, nutzt man das Medianeinkommen. Es teilt alle Einkommen eines Landes in genau zwei Hälften: eine Hälfte, die über dem Medianeinkommen liegt und eine Hälfte, die darunter liegt. Der Median wird verwendet, weil er gegenüber dem Durchschnittswert Ausreißer besser ausgleicht, zum Beispiel bei einigen wenigen extrem reichen Personen.

Der europäische Durchschnitt für diesen Wert liegt bei 1.377 KKS. Das hat das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln berechnet.

Das Land mit dem höchsten mittleren Einkommen ist Luxemburg, gefolgt von Österreich mit 1945 KKS im Monat. Auffallend ist, dass das Medianeinkommen in einigen europäischen Ländern unterhalb der Armutsgrenze von 826 Euro monatlich für eine alleinstehende Person liegt – etwa in Griechenland, Bulgarien oder Ungarn. In Rumänien sind nach Berechnungen des IW sogar rund 90 Prozent der Bevölkerung unterhalb dieser Armutsschwelle. Dort beträgt das monatliche verfügbare Medianeinkommen lediglich 442 KKS.

Wie sind die Einkommen innerhalb der Länder verteilt?

Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man danach schaut, wie die Einkommen innerhalb eines Landes verteilt sind. Eine gängige Größe dafür ist der sogenannte Gini-Koeffizient. Diese Größe kann einen Wert zwischen 0 und 100 annehmen. Je größer die Zahl, desto ungleicher ist das Einkommen innerhalb eines Landes verteilt. Ein Wert von 0 würde bedeuten, dass jede Person genau gleich viel hätte, ein Wert von 100, dass eine Person das gesamte Einkommen eines Landes zur Verfügung hätte.

Hier landet Deutschland im Mittelfeld. Das Land mit der gleichmäßigsten Einkommensverteilung ist die Slowakei, auch Tschechien und Slowenien haben geringe Gini-Koeffizienten. Das könnte historische Gründe haben, weil alle drei Länder zum ehemaligen sozialistischen Ostblock gehören. Gegen diese These spricht, dass andere Länder, die ebenfalls zum Ostblock gehörten, durch eine wesentlich stärkere Ungleichheit auffallen, insbesondere Rumänien und Bulgarien, das Land mit dem höchsten Gini-Koeffizient aller EU-Länder.

Methodischer Hinweis:

Die in diesem Artikel verwendeten Einkommen sind Äquivalenzeinkommen. Sie werden verwendet, um das Einkommen von Personen, die in Haushalten unterschiedlicher Größe leben, miteinander vergleichen zu können. Dahinter steckt der Gedanke, dass zum Beispiel drei Menschen, die in einer WG wohnen, Einspareffekte gegenüber jemandem haben, die*der allein lebt. In der WG teilen sich drei Leute eine Waschmaschine, die Heizkosten und ähnliches. Auch bei Paaren und Familien gibt es diese Einspareffekte. Die Einkommen in solchen Haushalten werden darum unterschiedlich gewichtet. Sie erhalten sogenannte Äquivalenzgewichte: die erste erwachsene Person im Haushalt eine 1, Kinder unter 14 eine 0,3, jede weitere Person ab 14 Jahren eine 0,5. Diese Faktoren stammen von der Gesellschaft für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD).

Ein Beispiel: Das Äquivalenzeinkommen eines Zweipersonenhaushalts mit einem Kind unter 14 Jahren läge bei einem Einkommen von 3.000 Euro monatlich bei gut 2.300 Euro. (3000/(1,0+0,3). Eine alleinstehende Person mit einem verfügbaren Einkommen von 2.300 Euro würde also diesem Haushalt gleichgestellt.

Ende Mai wählen eine halbe Milliarde Menschen das Europäische Parlament. Doch was bedeutet Europa für junge Menschen, was wollen die Parteien – und wie funktioniert die EU? Das und mehr erfahrt ihr auf unserer Europawahl-Themenseite.