Nein, ihr seid weder doof noch zu alt. Snapchat ist kompliziert und nicht intuitiv. Es ist also keine Schande, wenn ihr es nicht checkt. Dafür gibt's ja diesen Artikel. Aber fangen wir vorne an:

Vier Gründe, warum es den Download wert ist

1. Snapchat ist eines der uneitelsten Netzwerke.

Das hängt damit zusammen, dass Snaps (also Textnachrichten, Fotos oder Videos) nicht lange am Leben bleiben. Wenn ihr euren Freunden einen Snap sendet, zerstört sich dieser nachdem er geöffnet wurde selbst. Auch behält Snapchat  die Bilder nicht bei sich auf den Servern. Wenn sich also alle an die Regeln halten, ist der Snap schnell Geschichte, maximal zwei Mal könnt ihr ihn euch ansehen.

2. Auf Snapchat wird das Leben außerdem nicht inszeniert wie auf Instagram.

Niemand richtet seine Wohnung ein, um damit auf Snapchat zu beeindrucken. Niemand stellt sich vorher eine Stunde vor den Spiegel und richtet sich die Haare, damit er oder sie nachher möglichst gut aussieht. Snaps sind eine spontane Reflexion des Absendenden. Es ist der kurze, aber ehrliche Moment bevor er den Senden-Button drückt.

3. Vielleicht habt ihr schon von Snapchat-Storys gehört.

Storys ermöglichen eine zusammenhängende Folge an Snaps zu erstellen. Diese ist 24 Stunden haltbar und löscht sich danach wieder selbst. Snapchat bietet also die Möglichkeit, so gut wie live an einem Ereignis eurer Freunde dabei zu sein – und andernfalls wirklich etwas zu verpassen, wenn ihr nicht einschaltet.

4. Last but not least: Snapchat-Werbung nervt nicht.

Zumindest nicht im Moment. Denn bisher hat Snapchat in Deutschland nur Werbung in Form von Filtern. Die könnt ihr durch Swipen über eure Fotos oder Videos legen, wie ihr das beispielsweise von Instagram kennt. Eine Filter-Werbung, die mir in Erinnerung geblieben ist: Zum Start des letzten James-Bond-Films gab es die Möglichkeit, den berühmten Pistolenlauf aus dem Vorspann über seinen Snap zu legen. Das ist witzig und nicht nervig.

Der Start-Screen

Wer die Anmelde-Prozedur absolviert und der App Zugriff auf Mikrofon, Kamera und Standort gewährt hat, der ist direkt nach dem Start immer gleich im Kamerafenster. Das irritiert anfangs stark, ist aber eigentlich ganz clever, weil: schnell.

  • Mit dem Auslöser macht ihr – Überraschung – euren Snap. Also ein Foto oder ein Video. Wenn ihr den Button gedrückt haltet, nehmt ihr ein Video von maximal zehn Sekunden Länge auf.
  • Swipt ihr von hier nach rechts (--->) kommt ihr in den Messenger-Bereich. Die rote Eins verrät, dass ich einen ungeöffneten Snap habe.
  • Beim Swipen nach links (<---) findet ihr den Story-Bereich. Eine lila-farbene Eins bedeutet, dass es ein Story-Update von einem meiner Snapchat-Freunde gibt, das zum Angucken bereit steht.
  • Swipt ihr von dem kleinen Geist-Symbol von oben nach unten, kommt ihr zu den Einstellungen. Dort könnt ihr Freunde hinzufügen und weitere Einstellungen vornehmen. Das sieht dann so aus:

Einstellungen

  • Der Snap-Code erleichtert das Hinzufügen von Freunden. Jeder Account hat seinen eigenen Code – jedes Mal, wenn ihr diesen Code seht, könnt ihr ihn abfotografieren und auf diese Art ganz einfach neue Accounts adden.
  • Probiert es am besten direkt hier das erste Mal aus. Fotografiert den Snap-Code oben im Bild und ihr folgt ze.tt.
  • Natürlich könnt ihr ganz klassisch Freunde über den Nutzernamen suchen und hinzufügen. Eine Besonderheit ist, dass Snapchat eure Freunde nicht zählt. Es gibt also keine Fame-Competition wie auf anderen Social-Media-Plattformen.
  • Kurz noch ein Blick auf die weiteren Einstellungen:
  • Hier kann nach Belieben rumjustiert werden. Privatsphäre, Geburtstag, Handynummer und mehr.
  • Unter "Mehr Möglichkeiten" empfehle ich, den "Reise Modus" einzuschalten. Ist dieser aktiviert, lädt Snapchat nicht automatisch alle Storys und Bilder, sondern lässt euch selbst entscheiden – das spart einfach Daten.

Snaps aufnehmen, malen und schreiben

Wenn ihr einen Snap oder ein Video aufnehmt, könnt ihr es danach bearbeiten. Euer Fenster sieht dann so aus:

  • Im Uhrzeigersinn: Das Viereck mit dem Knick gibt euch die Möglichkeit, Emojis einzufügen. Ihr könnt beliebig viele adden und sie anschließend an die passende Stelle ziehen. Durch die Zoom-Geste skaliert ihr sie.
  • Wenn ihr das Schreibwerkzeug einmal drückt, könnt ihr einen Text schreiben. Eine weitere Berührung fügt ihn ein und noch eine verändert die Schriftart. Tippt ihr das Geschriebene an könnt ihr zusätzlich die Schriftfarbe ändern. Mithilfe der Zoom-Geste lässt sich die Größe wieder skalieren.
  • Mit dem Malwerkzeug verwandelt ihr euren Finger zum Stift und könnt beliebig auf dem Screen herummalen. Auf der Farbskala oben rechts wählt ihr die Farbe aus.
  • Mit dem Pfeil unten rechts wählt ihr aus, wer euren Snap empfangen soll oder ob ihr es in eine Story verpacken wollt. (Dazu später mehr.)
  • Wenn ihr die Zahl unten links berührt, wählt ihr aus, wie lang der Empfänger euren Snap sehen kann, bevor er sich selbst löscht oder in der Story zum nächsten Bild wechselt.
  • An der selben Stelle könnt ihr außerdem auswählen, ob ihr euer Video mit oder ohne Ton senden möchtet.

Filter, Geofilter, Videofilter

  • Snap gemacht? Durch Swipen nach rechts oder links könnt ihr verschiedene Filter drüberlegen.
  • Neben Farbfiltern stehen euch auch die Uhrzeit, Temperatur, Akkupower, eure aktuelle Geschwindigkeit oder Geofilter zur Auswahl.
  • Geofilter funktionieren nur, wenn ihr euren Standort freigegeben habt. Im Bild ist ein Berlin-Geofilter als Beispiel.
  • Wenn ihr ein Video aufnehmt, gibt es auch eine Reihe an Videofiltern. Sie legen fest, ob euer Video in Slow-Motion, Zeitraffer, High-Speed oder rückwärts abgespielt wird.

Snaps versenden und Empfangen

  • Im Messenger-Bereich (im Hauptfenster nach rechts wischen) findet ihr eure privaten Nachrichten. Hier könnt ihr ganz normal chatten wie ihr das von anderen Messenger-Diensten gewohnt seid. Mit dem einzigen Unterschied: Eure Nachrichten und Snaps zerstören sich von selbst.
  • Lila Kästchen: Flo hat ein Video gesendet
  • Rotes Kästchen: Mark hat ein Foto gesendet
  • Blaues Kästchen: Leon hat einen Text gesendet
  • Kontur eines Kästchens: Element wurde bereits angeschaut

Storys, Live und Discover

Einmal vom Hauptfenster nach links gewischt und ihr kommt zu den Storys, ein zweiter Linkswisch führt in den Discover-Bereich der Medienmarken. Unterhalb findet ihr die Live-Storys und die Storys eurer Freunde.

Postet ihr einen Snap von euch in "Meine Geschichte", erscheint er hier. Das Besondere ist, dass hier eure einzelnen Snaps und Videos hintereinandergehängt und als eine zusammenhängende Geschichte abgespielt werden. Wenn ihr also im Laufe des Tages immer wieder Snaps postet und zu eurer Geschichte hinzufügt, können eure Freunde chronologisch mitgucken. Auch diese Storys sind nicht ewig haltbar, sondern nur 24 Stunden. Dadurch entsteht der quasi Live-Effekt. Wer gerne Geschichten erzählt, für den ist dieser Teil von Snapchat ein riesiger Spielplatz. Bei "Meine Geschichte" könnt ihr nicht entscheiden, wer eure Story sehen kann und wer nicht – alle eure Follower bekommen die Geschichte im Story-Fenster angezeigt.

  • Eine wachsende Zahl von Medienunternehmen entdeckt gerade die Discover-Funktion und bringt dort ihre eigens für Snapchat konzipierten Artikel und Videoclips unter. Ein deutsches Medienhaus gibt's da allerdings noch nicht.
  • Zu bestimmten Anlässen gibt es auch Live-Storys. Hier können alle Snapchatter, die sich gemeinsam an einem bestimmten Ort befinden, ihre Snaps an einen öffentlichen Live-Story Ordner senden. Das kann beispielsweise bei einem Fußballspiel, auf der Oscar-Verleihung oder auch einfach in Berlin sein. In der Live-Story werden dann die Snaps von allen Beteiligten zusammengeführt.

Happy Snapping!

Damit sind die Basics der App erklärt. Happy snapping! Wenn ihr niemanden auf Snapchat kennt, aber unbedingt jetzt gleich loslegen wollt, addet doch diese Accounts. Wie ging das noch mit dem Snap-Code?