Ein glücklich lächelnder Mann ist Botschafter des Plakats, das mit den Worten "Ex-Gays prove change is possible" (Ex-Gays beweisen, dass Veränderung möglich ist) wirbt. Der Mann auf dem Bild hat also nach Logik der Werbung endlich wieder gut lachen, da er seine Homosexualität überwunden hat. Ihm konnte geholfen werden.

Bezahlt wird der Werbeplatz von PFOX (Parents and Friends of Ex-Gays), einer Non-Profit-Organisation, die laut eigener Aussage allen Menschen, die ihr Leben positiv verändern möchten, durch gemeinschaftliche und kirchliche Angebote unterstützen. Positiv verändern heißt in dem Fall: Schluss mit der Homosexualität. Nach der Therapie sollen die Patienten heterosexuell sein und sich eindeutig einem Geschlecht zuordnen (cisgender) können.

Wer Homosexualität therapieren möchte, sieht Homosexualität als Krankheit, die geheilt werden kann. Die so genannte Konversionstherapie wird auch Reparativtherapie genannt und ist eine vorgeblich psychologische Methode, die ein heterosexuelles Interesse hervorrufen oder wenigstens homosexuelle Neigungen unterbinden will. Wie die Therapie genau wirkt, ist nicht klar, sie baut aber auf den drei Säulen Verhaltenstherapie, Psychoanalyse und geistlicher Seelsorge auf. Die Therapie hat vor allem Anhänger in ultrakonservativen katholischen Religionsgemeinschaften wie dem Opus Dei oder den Evangelikalen – zu denen auch die Ex-Gay Bewegung gehört. In Deutschland führt die evangelikale Wuestenstrom-Bewegung die Konversionstherapie durch.

Außerhalb dieser Gruppen gilt die Konversionstherapie als pseudo-wissenschaftlich. Die American Psychological Association rät sogar ausdrücklich von Therapieangeboten dieser Art ab, weil sie nicht funktioniert. Und nicht nur das: Die Therapie kann sogar gefährlich werden, wenn sie dazu führt, dass die "Patienten" gemeinschaftlich ausgegrenzt, durch ihre Familien abgelehnt, als krank angesehen werden. Das schwächt das Selbstwertgefühl und sorgt für ein gestörtes Verhältnis zum Selbst.

Was wiederum bei betroffenen queeren Menschen laut Human Rights Campaign zu einer deutlich höheren Selbstmordrate und steigender Wahrscheinlichkeit zu Depressionen und Drogenmissbrauch führt.

Ein texanischer Pastor, der die Werbung sah, reagierte prompt: Auf Facebook rief er zu Spenden auf, die 2017 ein Pride-Event in Waco finanzieren sollen, um die LGBTQ-Bewegung in Texas zu unterstützen. Das erste, das es in Waco je geben wird.