164 Liter. So viel Kaffee trank der*die durchschnittliche Deutsche 2018. Damit ist Kaffee das Lieblingsgetränk der Bundesrepublik, noch vor Bier und Mineralwasser. Auch weltweit ist Kaffee eines der meistkonsumierten Güter. Daher lohnt es sich zu prüfen, ob dieses Getränk auch fair produziert wird.

Die schwarze Bohne ist der absolute Pionier in Sachen Fair Trade, in den 1970er Jahren war es das erste Produkt, das fair gehandelt über die Theke ging. Aber wie viel Energie verbraucht Kaffee eigentlich auf dem Weg zu uns? Und wie kann ich sichergehen, dass mein Kaffee wirklich Fair Trade ist?

Welchen Weg legt Kaffee zurück?

Meistens kommt der Kaffee, der hierzulande aus den Maschinen fließt, aus Brasilien. Ein Drittel seiner Kaffeebohnen bezieht Deutschland aus dem südamerikanischen Land, danach folgen Vietnam, Honduras und Kolumbien. Alles Länder am sogenannten Kaffeegürtel um den Äquator. Nur hier stimmen die Bedingungen für den Anbau der sensiblen Kaffeepflanze.

Um es bis zu uns in die Tasse zu schaffen, legt der Kaffee einen weiten Weg zurück, der oft den Transport per Schiff, Eisenbahn und LKW bedeutet. Die Handelswege von Kaffee sind je nach Herkunftsland, Zielland und den beteiligten Akteur*innen sehr verschieden. Die Liste der Akteur*innen kann dabei sehr lang sein: Kleinbauer*innen oder Plantagenbesitzer*innen, Kooperativen, Zwischenhändler*innen, Exporteur*innen, Importeur*innen, Makler*innen, Veredelungsbetrieb, Vertrieb. Und zu guter Letzt: wir, die Konsument*innen.

Mal angenommen also, unser Kaffee kommt aus Brasilien und will als Röstkaffee ins Discounterregal in Berlin. Nach der Verarbeitung werden die kleinen schwarzen Bohnen zuerst per Lastwagen zu einem der großen Häfen transportiert, zum Beispiel in Santos bei São Paulo. Von dort werden sie, meist als loses Schüttgut, in einem Container auf Schiffen transportiert. Gut daran: Das produziert erst einmal keinen Verpackungsmüll. Hochwertiger Kaffee wird in Kaffeesäcken transportiert, die aus gewebten Naturmaterialien wie Jute oder Sisal bestehen. Zwei bis drei Wochen schippern die Bohnen dann von Brasilien zuerst nach Hamburg oder Bremen. Dann geht es entweder in den Weitertransport oder der Kaffee wird vor Ort eingelagert. Und auch geröstet: In Bremen befinden sich vier der größten Kaffeeröstereien Deutschlands.

Einer der umsatzstärksten Anbieter röstet seine Bohnen in Mülheim an der Ruhr, 330 bis 380 Kilometer von den Ankunftshäfen entfernt. Diese Entfernung legt die Ware in LKWs oder im Zug zurück. Von dort muss der dort geröstete und abgepackte Kaffee dann noch gut 550 Kilometer fahren, bis er in einem Berliner Supermarkt landen kann.

Was wird beim Kaffeetransport an Energie verbraucht?

Für eine Tasse Kaffee müssen laut Öko-Institut, Potsdamer Klimaforscher*innen und zehn Unternehmen zwischen 59 und 101 Gramm CO2 auf der Bilanz veranschlagt werden (PDF). Durchschnittlich also 80. Rechnen wir diese Angabe kurz auf den Kaffeeverbrauch einer Person in Deutschland hoch: 164 Liter sind etwa 1.312 Tassen Kaffee pro Jahr. Damit verursacht ein*e Deutsche*r jährlich um die 105 Kilo CO2 mit seinem*ihrem Lieblingswachmacher. Und alle 83 Millionen Deutschen zusammen mehr als 8,7 Millionen Tonnen.

Außerdem befinden sich, wie Forscher*innen vor einigen Jahren gemessen haben, in jeder Tasse Kaffee etwa 140 Liter virtuelles Wasser. Das ist die Menge, die für die gesamte Produktion und den Weg in die Kaffeetasse Pi mal Daumen verbraucht wurde. Das ist mehr, als wir täglich an Leitungswasser verbrauchen. Daran ist scheinbar nicht der weite Weg der Kaffeebohnen schuld. Nach einer Analyse der Firma Tchibo und Umweltexpert*innen ist es vor allem der Anbau samt Dünger und Pflanzenschutzmitteln, der für den hohen Wasserverbrauch sorgt.

Dazu kommt die Zubereitung der Bohnen bei uns zu Hause, angefangen beim Strom für die Kaffeemaschine. Wer sich Instantkaffee macht und das Wasser dafür im Wasserkocher erhitzt, verbraucht pro Tasse etwa 35 Wattstunden. Das hat der Stromversorger E.on ermittelt. Überraschend: Der Vollautomat verbraucht weniger Energie, hier sind es pro Tasse 29 Wattstunden. Noch besser sind Filterkaffee und Kaffee aus der kleinen Tabmaschine, sie verursachen um die zehn Wattstunden.

Welche Menschen werden schlecht bezahlt?

Ähnlich wie beim Öl schwankt der Preis von Kaffee ständig. Eines bleibt dabei gleich: Gewisse Menschen in der Produktionskette werden schlecht bezahlt.

Der Kaffeepreis wird über die Qualität der Bohnen bestimmt, vor allem aber über Angebot und Nachfrage, über die Börse. Während Geschäftsmänner*frauen in New York über ihre Gewinne verhandeln, bekommt der*die Kaffeebauer*in in Brasilien meist nur wenige Cent für seinen verkauften Kilo Kaffee.

Noch schlimmer dran sind die Erntehelfer*innen. Laut Erfahrungsberichten leben sie während der Erntezeit von circa einem bis vier Euro am Tag, je nach Land und Region. In vielen der Länder, in denen Kaffee angebaut wird, erfolgt die Ernte per Hand. Die Erntehelfer*innen werden pro gepflücktes Kilo Kaffeekirschen bezahlt. Für sie heißt das: Je härter und länger sie schuften, desto eher können sie von dem kleinen Geld überleben. In vielen Produktionsländern resultiert diese Regelung in Kinderarbeit. Denn wenn auch die Kinder bei der Ernte helfen können, kann die Familie mehr Geld verdienen.

Laut der Brühl-Stiftung verbleiben etwa 86 Prozent des Geldes, das wir für unseren Kaffee bezahlen, im eigenen Land. Nur die restlichen 14 gehen in die Erzeugerländer und verteilen sich nochmal auf viele verschiedene Akteure. Von einem Kaffee, der im Supermarkt zum Beispiel 5,49 Euro pro 500 Gramm kostet, verdienen die Pflücker*innen etwa 0,28 Euro, die Plantagenbesitzer*innen circa 0,46 Euro.

Warum ist es besser, Fair-Trade-Kaffee zu kaufen?

Unter unserem Kaffeekonsum leidet also nicht nur die Umwelt, sondern auch Kaffeebauer*innen und Pflücker*innen. Was kann man daran ändern, ohne das Kaffeetrinken sein lassen zu müssen? Eine Option: Nur noch Fair-Trade-Produkte kaufen. Statt 14 Prozent erhalten die Erzeugerländer, so die Brühl-Stiftung, beim Kauf von Fair-Trade-Kaffee etwa 30 Prozent des Gewinns. Immer noch nicht viel, aber immerhin mehr als das Doppelte. Auch Kaffeebauer*innen berichten, dass sich ihr Einkommen durch Fair-Trade-Kooperationen ungefähr verdoppelt hat.

Das funktioniert so: Organisationen, die sich für faireren Kaffeehandel einsetzen, schließen direkte Kooperationen mit dem*der Kaffeebauer*in vor Ort, die sich ebenfalls demokratisch untereinander zusammenschließen. Für die einzelnen Bauer*innen birgt das mehrere Vorteile, sie können große, maschinelle Anschaffungen vergemeinschaften, bekommen leichter Kredite, können sich direkt miteinander austauschen. Vor allem aber bekommen sie durch die Fair-Trade-Organisationen einen festgelegten Mindestpreis für ihren Kaffee, der nicht vom Weltmarktpreis abhängt. Oft liegt der bei 1,20 Euro pro Kilo oder mehr.

Zusätzlich zu den Mindestpreisen gibt es für die Bauer*innen Erfolgs- und Abschlussprämien. Die Prämien fließen oft nicht nur in die Gehälter, sondern auch in die Entwicklung ihrer Dörfer, zum Beispiel in Schulen und Krankenhäuser. Außerdem: in einen nachhaltigeren, umweltfreundlicheren Anbau.

Woran erkennt man, dass der Kaffee Fair Trade hergestellt wurde?

Es gibt mehrere anerkannte Fair-Trade-Zertifikate, Stiftung Warentest hat die wichtigsten überprüft. Das Urteil: Am fairsten kauft der*die Konsument*in mit dem Naturland Fair-Zertifikat – laut den Tester*innen das "einzige Siegel mit sehr hoher Aussagekraft", mit starker ökologischer und sehr starker sozialer Ausrichtung. Auf dem zweiten Platz landet das wohl bekannteste Zertifikat: der schwarze Kreis mit dem grün-blauen Ying-Yang-Zeichen, das Fairtrade-Logo. Laut Test garantiert es Mindestpreise für die Bauer*innen und gute Kontrollmechanismen. Die Siegel von UTZ und Rainforest Alliance schneiden eher schlecht ab, haben zu schlechte Aussagekraft und Kontrolle.

Welches Siegel man am liebsten unterstützen will, hängt aber auch von den persönlichen Prioritäten ab. Grundsätzlich gilt: Kaufen wir fairen Kaffee, können wir damit dafür sorgen, dass Kaffeebauer*innen besser von ihrer Arbeit leben können, der Anbau nachhaltiger wird und sich Dörfer weiterentwickeln. Und wir sorgen dafür, dass Kinder in die Schule gehen, statt unseren Kaffee zu ernten.